Haut aus Seide
nicht beeindrucken. Sie leckte über ihren Daumen – denselben Daumen, der sich eben noch am Schwanz dieses Wichsers zu schaffen gemacht hatte – und stützte ihr Kinn auf die Hand. Philips Wangen schienen zu brennen, so rot waren sie.
»Wenn hier jemand einen Skandal verursacht, dann bist du es«, erwiderte sie.
Philip stotterte. Ja, tatsächlich, er stotterte. Wäre Béatrix nicht so genervt gewesen, sie hätte laut gelacht.
»Du … du … du bist unmöglich«, äffte sie ihn nach.
» Chère« , mischte Andrew sich leicht tadelnd ein. Er knöpfte sein Sakko zu, bevor er aufstand – eine Geste, die Philips Lippen zu einem dünnen Strich werden ließ. Bea bezweifelte sehr, dass ihrem Stiefvater gefiel, was da vielleicht noch zu bedecken gewesen wäre. Andrew beugte sich in typischer Charmeurmanier vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Wie ich sehe, hast du hier ein paar Privatangelegenheiten zu besprechen. Ich rufe dich heute Abend an.«
»Das werden Sie nicht tun«, verfügte Philip noch immer kochend vor Wut.
Weltmännisch wie immer lächelte Andrew nur höflich und tippte sich an einen imaginären Hut. Nachdem Béatrix sein strammes Hinterteil um die Ecke hatte verschwinden
sehen, wandte sie sich ihrem selbst ernannten Aufpasser zu.
»Na, was ist?«, fragte sie. »Jetzt steh nicht einfach nur so da. Setz dich und red dir den Zorn von der Seele.«
»Ich werde diese Geschichte nicht in der Öffentlichkeit besprechen.«
» Eh bien, ich würde es vorziehen, überhaupt nicht darüber zu sprechen.«
»Oh, und ob wir darüber sprechen werden.« Die Haut um seinen Mund war ganz weiß. »Und wenn ich dich tretend und beißend hier wegzerren muss.«
Béatrix hatte solch spießige Anwandlungen schon öfter bei Philip erlebt, aber noch nicht in diesem Ausmaß. Seine Wangen waren bis an die Schläfen gerötet, und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sie glaubte ihm fast, dass er sie von hier wegzerren würde. Und ein Teil von ihr wollte das natürlich auch. Sie stieß einen Seufzer über ihre eigene Dummheit aus, warf eine Handvoll Geld auf den Tisch und stand auf.
»Deine Wohnung ist näher«, erklärte sie. »Wir fahren dorthin.«
Philip nahm sie beim Arm. »Das ist nicht meine Wohnung, sondern die deiner Familie.«
Die Worte erstaunten und berührten sie – auch wenn sie das gar nicht wollte. Wie wütend Philip auch sein mochte, es gelang ihm immer noch, etwas Nettes zu sagen.
Sie entdeckte ungewöhnlich schnell ein freies Taxi – freie Taxis waren in dieser Stadt sonst so selten wie vierblättrige Kleeblätter. Philip war derart entschlossen, ihr die Meinung zu sagen, dass er noch damit begann, bevor die Tür des Wagens ins Schloss fiel.
»Du hast diesen Mann angefasst!«, sagte er und zog empört an seinen Manschetten. »Du hast diesen Mann an einem Ort angefasst, wo es alle Welt sehen konnte!«
Es war sehr schwer, ihn ernst zu nehmen, wenn er diesen zickigen Ton an den Tag legte. Sie machte es sich auf dem Rücksitz bequem und schlug die Beine übereinander. »Eifersüchtig?«
»Natürlich bin ich nicht eifersüchtig!«
Aber in die Augen sehen konnte er ihr dabei nicht. Er blickte aus dem Fenster auf den Säulengang des Chaillot-Palasts. Beeindruckt von seiner Reaktion, wanderte Beas Blick zu seiner Hose. Obwohl er einen Fuß auf sein Knie gelegt hatte, war seine Erektion deutlich zu erkennen. Sie beulte die dünne Wollhose wie die Krümmung eines Abflussrohres aus. Offensichtlich hatte ihn sehr erregt, was er da gerade eben gesehen hatte.
Vielleicht lag Andrew ja richtig mit der Vermutung, dass ihr Stiefvater scharf auf sie war.
»Du bist eifersüchtig«, stellte sie fest, nachdem die Erkenntnis ihr wie Champagner in den Kopf gestiegen war. Sie umfasste seinen Fußknöchel, stieß ihn nach unten und legte so die riesige Ausbeulung seiner Hose frei. »Und wärst am liebsten der Mann gewesen, den ich vor aller Augen angefasst habe.«
Philip wischte ihre Hände weg. »Sei nicht albern. Es wäre doch verrückt, so etwas zu wollen.«
Das war nicht unbedingt ein Dementi. Und auch wenn sie nicht gerade dem Typ Frau entsprach, auf den er es üblicherweise abgesehen hatte, schien der Gedanke an Sex in der Öffentlichkeit einiges bei ihm auszulösen. Béatrix blickte ebenfalls aus dem Fenster, um zu sehen, wie weit es noch war. Der Wagen hatte bereits die Avenue
Foch erreicht, die nur ein paar Straßenzüge von Philips Wohnung entfernt war. Wenn sie dort ausstiegen, würde er
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