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Haut, so weiß wie Schnee

Haut, so weiß wie Schnee

Titel: Haut, so weiß wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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einen kurzen Blick in den Spiegel: Bundfaltenhose, Schlips, Halbschuhe. Ein ungewohntes Äußeres, aber so sah er wohl seriös aus. Er steckte sich noch eine Krawattennadel mit dem Emblem des Roten Kreuzes an und langte nach seinem Sakko. Auf zu Jette Lindner!
    Er parkte das Auto ein paar Meter vom Hauseingang der Lindners entfernt. Auf der anderen Straßenseite bemerkte er einen seiner Partner, der in dieser Schicht die Beschattung übernommen hatte. Der Mann hatte sich als Eisverkäufer getarnt. Ist ja gar nicht auffällig, dachte Wim Tanner ungehalten. Ein Eiswagen mitten in einem Wohngebiet! Einfach so, ohne Grund. Am Abend würde er um eine bessere Tarnung bitten. Wim Tanner trat an die Haustür und klingelte. Die Eltern des Mädchens waren nicht da. Das hatte er vorher natürlich überprüft. Es wurde sofort aufgedrückt. Mit ruhigen Schritten ging er die Treppe hoch. Oben stand die Tür offen. Niemand war zu sehen. Er wartete einen Augenblick und rief dann fragend: »Hallo?«
    Jette Lindner kam aus einem der Zimmer in den Flur und guckte überrascht. »Guten Tag?«, sagte sie. Sie hatte offensichtlichjemand anders erwartet. Wim Tanner erkannte unter ihrem weißen T-Shirt das Bikini-Oberteil vom See und war einen Moment irritiert. Doch dann lächelte er freundlich, schaute dem Mädchen in die Augen und räusperte sich. Jette Lindner erwiderte den Blick neugierig, und Wim Tanner war sofort klar, dass sie ihn nicht aus Verlegenheit abwenden würde, dafür war sie zu selbstbewusst. Er zog einen gefälschten Mitarbeiterausweis und ein kleines Faltblatt aus der Jackeninnentasche.
    »Manfred Weiland. Deutsches Rotes Kreuz«, sagte er und hielt dabei seinen Ausweis hoch. »Sie haben vielleicht im Fernsehen oder durch unsere Aushänge mitbekommen, dass wir dringend eine junge Knochenmarkspenderin suchen. Darf ich Ihnen ein Informationsblatt geben?«
    Das Faltblatt zeigte ein fröhlich lachendes Mädchen. Daneben stand in großen Buchstaben: »Sissi Rüter sucht einen Knochenmarkspender!« Und weiter: »Die achtjährige Sissi hat myeloische Leukämie. Das ist eine bei Kindern seltene Blutkrebsart. Sissi braucht sofort eine Knochenmarkspende. Bitte lassen auch Sie Ihr Blut untersuchen, damit wir klären können, ob Sie als Spender in Frage kommen. Die kleine Blutentnahme tut nicht weh und kann vielleicht Sissis Leben retten.«
    »Ja, ich habe die Anschläge gesehen«, sagte Jette Lindner. »Sie hängen hier an fast jedem Baum. Wie geht es dem Kind denn?«
    »Es hat hohes Fieber«, sagte Wim Tanner. »Die Zeit läuft uns davon. Wir finden einfach keinen passenden Knochenmarkspender. Aber die Eltern geben nicht auf.«
    »Und jetzt möchten Sie, dass ich eine Blutprobe abgebe?«
    »Wenn es Ihnen nicht zu viel Umstände bereitet.«Eigentlich hatte Jette mit Klara gerechnet. Sie hätte schon längst da sein sollen. Es war Samstag, Jettes Eltern waren gestern Abend nach Venedig geflogen, und Klara würde Jette Gesellschaft leisten, solange sie allein war.
    Der Mann vom Roten Kreuz wirkte irgendwie seltsam. Aber wahrscheinlich machte es nicht gerade Spaß, Leute an der Haustür um eine Blutspende zu bitten. »Es dauert nicht lange, vielleicht fünf Minuten«, sagte der Mann in einem bittenden Tonfall.
    Was sollte sie tun?
    Sie ließ sich den Ausweis reichen und bat den Mann, vor der Tür zu warten. Dann ging sie ins Wohnzimmer, suchte im Telefonbuch nach der Nummer des Roten Kreuzes und rief dort an. Ein Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung bestätigte ihr die Angaben von Herrn Weiland: Ja, der Herr sei ehrenamtlicher Mitarbeiter. Jette ging zurück in den Flur. Auf halbem Weg hörte sie den Besucher ungeduldig mit den Fingern schnippen. Als er sie bemerkte, hörte er damit auf.
    »Kommen Sie herein«, sagte Jette. Sie führte den Mann ins Wohnzimmer und bat ihn, auf der Couch Platz zu nehmen. »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Ein Wasser, gern.«
    Sie brachte ihm ein Glas, setzte sich auf den Sessel ihm gegenüber und fragte: »Wie möchten Sie das Blut abnehmen?«
    »Bleiben Sie ruhig dort sitzen. Das geht gut«, sagte er. Der Mann öffnete eine Arzttasche und nahm eine Spritze, eine Kanüle und einen Schlauch heraus. »Darf ich?«, fragte er und stand auf.
    Jette nickte.
    Er nahm ihren Arm, an dem sie schon ein Pflaster hatte. »Was ist denn da passiert?«, fragte der Mann freundlich.
    »Ein Biss. Oder vielleicht auch was anderes. Nehmen Sie besser den anderen Arm.«
    »Okay.«
    »Wo haben Sie eigentlich gelernt, Blut

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