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Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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lauter Dinge, die Flea sich niemals hätte leisten können. Weiter unten fand sie einen Minitampon in einer grünen Plastikhülle, eine halb leere Durchdrückpackung Paracetamol und ein paar Geldscheine in einem strassbesetzten Clip. Sie legte alles auf den Boden und fuhr dann mit dem behandschuhten Finger durch die Tasche. Ein bisschen Kleingeld war noch da, aber sonst nichts. Münzen und ein paar Staubflöckchen. Kein Ausweis.
    Sie legte alles wieder in die Tasche zurück, und dann ließ der Clip sie innehalten. Auf der einen Seite war der Strass in geraden Reihen angebracht, aber auf der Rückseite bildete er einen Buchstaben. Sie starrte ihn an. Es war ein M.
    Der Buchstabe M.
    Schlagartig wich alle Luft aus ihrer Lunge. Sie setzte sich auf den Garagenboden, legte den Kopf in den Nacken und versuchte zu atmen. Jetzt wusste sie, wo sie die Jacke schon einmal gesehen hatte. Nicht bei einer von Thoms Exfreundinnen, sondern im Büro. Ein Foto mit einer Nachbildung dieser Jacke war am Morgen an alle Einheiten verteilt worden. Die Jacke, ein grünes Kleid und ein Handy, ausgebreitet auf einem Tisch. Ein Exemplar dieses Fotos hing an der Pinwand über ihrem Schreibtisch.
    Sie ließ den Clip fallen, stand auf und stieß mit dem Fuß die Tür ins Haus auf. Drinnen kauerte sie sich vor die Toilettenschüssel und übergab sich. Eine Zeit lang blieb sie dort hocken, die eine Hand auf die Klobrille gelegt, während sie mit der anderen ihr Haar zurückhielt. Sie spuckte den Geschmack aus ihrem Mund und starrte mit leerem Blick auf die WC-Ente, die hinter dem Krümmer auf dem Boden stand.
    Es war nicht der Gestank dieses armen, verrenkten Menschenwesens in ihrem Kofferraum, von dem ihr übel wurde - Es war das M auf dem Clip. M wie Misty.
    Misty Kitson. Die verschwundene Frau des Fußballspielers.
    Flea spuckte noch einmal, ließ sich dann auf die Fersen zurücksinken und wischte sich den Mund ab. Thom konnte nicht annähernd ahnen, wie tief er in der Scheiße steckte.
    Und Flea wusste nicht, was sie tun sollte.
     

10
    Als Caffery im Leichenschauhaus ankam, lagen Lucy Mahoneys sterbliche Überreste schon auf dem mittleren Tisch. Starke Lampen strahlten auf sie herab, und große Ventilatoren im Boden und in der Decke saugten tosend die Außenluft herein und vertrieben den Fäulnisgeruch. Das braun verschmierte Laken, in das man sie gehüllt hatte, lag aufgeschlagen auf einem anderen Tisch. Maden wimmelten darauf herum und krochen übereinander.
    Caffery zog Galoschen und Handschuhe an. Dann betrat er den Raum, ging am Kopfende des Obduktionstischs in die Hocke und spähte in das wirre Haar der Toten.
    »Sie sind DI Caffery.«
    Er hob den Kopf. Der District-DI, ein Typ, der aussah, als verbrächte er jeden Morgen eine Menge Zeit vor dem Spiegel, stand einen Schritt weit von ihm entfernt. Er hatte die Hände in den Taschen und war halb abgewandt, damit er die Leiche nicht ansehen musste. Hier handelte es sich zwar um einen Selbstmordfall, aber Lucy war eine Frau, und die Vorschrift verlangte, dass bei der Obduktion ein Kriminalpolizist mindestens im Rang eines Inspectors anwesend war. So sollte eine Vergewaltigung oder eine sexuell motivierte Straftat ausgeschlossen werden. Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, war er nicht begeistert davon, hier sein zu müssen.
    »Wir haben uns bei der Leitlinienbesprechung des zuständigen Ermittlungsbeamten in Taunton kennen gelernt. Erinnern Sie sich?«
    Caffery richtete sich auf. »Ja«, log er. »Nett, Sie wiederzusehen. Wie geht's?«
    »Gut.« Er klimperte mit dem losen Kleingeld in seiner Hosentasche. Noch immer wandte er den Blick von der Leiche ab. »Aber die MCIU? Bei einem Selbstmord? Gibt's hier was, das ich wissen sollte?«
    »Nein, nichts.«
    »Niemand hat mich gewarnt.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Vergessen Sie einfach, dass ich hier bin.«
    »War halt gut zu wissen.«
    »Hallo, Jungs.« Sie drehten sich um. Die Rechtsmedizinerin stand in der Tür; sie streifte die Latexhandschuhe über und beäugte sie beide. Beatrice Foxton. Caffery kannte sie aus London; sie waren beide Flüchtlinge von der Metropolitan Police. Eine beeindruckende Frau Ende fünfzig und hinreißende Erscheinung. Beatrice rauchte, trank, ging zum Pferderennen und machte Wanderurlaub in Ländern wie Usbekistan. Außerdem hatte sie eine makellose Haut, kornblumenblaue Augen und dichtes Haar, das sie so trug, wie es gewachsen war: lang, grau und wellig.
    »Hab ich ein Glück. Zwei Männer.« Mit

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