Haut
dramatischer Geste streifte sie den zweiten Handschuh über, strich ihn sorgfältig an den Fingern glatt. Grinste anzüglich, als wollte sie die beiden bitten, sich zu bücken. »Okay. Wer ist die Nummer eins?«
Caffery lächelte schmallippig. »Beatrice. Sie haben sich nicht verändert.«
»Wirklich, Jack. Ich bin gekränkt. Ich meinte: Wer von Ihnen beiden hat hier Vorrang? Ich sehe nur zwei DIs. Ich weiß nicht, mit welchem ich zu arbeiten habe. Deshalb muss ich fragen.«
»Mit ihm.« Er deutete mit dem Kopf auf den anderen Mann.
Beatrice warf einen kühlen Blick auf den DI und sah dann Caffery mit hochgezogener Braue an. Er wusste, was sie dachte: Was, zum Teufel, hatte die MCIU bei einem Suizid zu suchen? Aber sie war gescheit genug, um nicht laut zu fragen. »Okay, okay. Dann los.« Sie stopfte ihr langes graues Haar unter eine OP-Haube, die mit SpongeBob-Cartoons verziert war, und winkte den Assistenten. »Fangen wir an?«
Die Tür schloss sich, und alles drängte sich um den Tisch: der Vertreter des Untersuchungsrichters, der District-DI, der Fotograf, der am oberen Ende stand und leise mit einem Kriminaltechniker plauderte. Die beiden Assistenten standen daneben, und Caffery fand einen Platz auf der rechten Seite, wo er sich mit verschränkten Armen an den Nachbartisch lehnen konnte. In seiner Zeit bei der Mordkommission der Met hatte er genug Obduktionen miterlebt, um zu lernen, wie man sie überstand. Er hatte gelernt, nicht an den Menschen zu denken, der dieser Leichnahm einmal gewesen war. Verwestes Fleisch zu sehen, keine Person. Haarbüschel jedoch ließen manchmal etwas aufflackern, die Erinnerung daran, dass es doch eine Person war.
Der District-DI hatte einen Platz bei den Waschbecken gefunden, so weit weg wie möglich, und er gab sich Mühe, gelassen zu wirken. Mit der flachen Hand kippte er sich extrastarke Pfefferminzbonbons in den Mund, und verstohlen warf er Caffery misstrauische Blicke zu. Sein Gesicht glänzte von Schweiß.
Beatrice schwenkte das Mikrofon an seinem Galgen über den Tisch und vor ihren Mund. Sie nannte Datum, Uhrzeit, Ort und die Namen der Anwesenden. »Ich untersuche jetzt die Überreste einer weiblichen Person. Es handelt sich mutmaßlich um... ?« Sie sah den DI an.
»Äh - Lucy Mahoney.« Er riss den Blick von der Leiche los, von den mit braunen Flüssigkeiten durchtränkten Kleidern, und zwang sich, Beatrice anzusehen. »Das nehmen wir jedenfalls an. Geboren am ersten zwoten achtundsiebzig. Vermisst seit drei Tagen.«
»Soll ich auch nach identifizierenden Merkmalen suchen?«
»Ein Angehöriger hat die Kleidung identifiziert. Ihr Exehemann. Aber sie ist...« Er deutete auf das, was vom Gesicht der Toten noch übrig war. »In diesem Zustand kann er sie eigentlich nicht mehr identifizieren.«
»Haben wir eine Personenbeschreibung?«
»Er ist im Moment noch ein bisschen durcheinander. Jemand versucht gerade, den Officer aufzutreiben, der die Vermisstenanzeige aufgenommen hat; wir hoffen, dass er etwas in seiner Akte findet, ein paar weitere Details. Immerhin brauchen wir nicht darauf zu warten, dass ihr Zahnarzt uns das Zahnschema liefert. Ihre Akte befindet sich gleich hier in der Klinik. Vor zwei Monaten ist ihr unter Betäubung ein Zahn gezogen worden. Ein ziemliches Glück, was? Die Akte dürfte jeden Augenblick kommen.«
»In diesem Fall und wenn die Leichenstarre sich gelöst hat...« Beatrice schaltete das Mikro aus, fasste Mahoneys Hand und bewegte den Arm. »...was - ah ja - der Fall ist. Schön biegsam. Dann mache ich ein paar Bissflügel- und Periapikal-aufnahmen, wenn wir fertig sind. Ersparen wir dem armen Ex das Trauma der Identifizierung.«
Sie schaltete das Mikro wieder ein und warf einen Blick auf das digitale Display der Waage, das vor ihr hing.
»Bekleideter weiblicher Leichnam, Gewicht fünfundfünfzig Kilo. Allerdings mit dem üblichen Vorbehalt, dass die Verwesung sehr weit fortgeschritten ist, sodass es vermutlich Wahnsinn wäre, daraus verlässliche Schlüsse auf das Gewicht vor Eintreten des Todes zu ziehen.« Sie hob den Kopf und sah die beiden Assistenten an. »Fester? Lurch?« Caffery beobachtete sie, und ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Einer solchen Frau begegnete man kein zweites Mal. Bei jeder Obduktion, ganz gleich, in welchem Leichenschauhaus sie stattfand, nannte sie die Assistenten Fester und Lurch. Und alle ließen es sich gefallen. Unglaublich. »Schieben Sie sie ein bisschen höher.«
Die beiden
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