Haut
faszinieren mich immer wieder!«
Flea zog die Haustür hinter sich ins Schloss. »Ich fasziniere Sie? Wieso? Was hab ich getan?«
Katherine lachte und betastete mit der flachen Hand ihre Frisur. »Ach, nur - Sie wissen schon. Die Autos, die sie da immer haben. Wie das da. Ist es neu?«
»Ja.«
»Was ist es?« Sie bückte sich, um das Markenschild zu lesen. »Äh! Ein Renault! Ein süßer kleiner Renault. Vermutlich ein Citycar?«
»Ein Citycar?«
»Ja. Ein Stadtflitzer. Sie wissen schon.«
»Ein Landrover ist es nicht, wenn Sie das meinen.«
»Nein. Nein, das ist es nicht. Nicht wahr?« Lächelnd verschränkte sie die Arme und sah sich ausgiebig um. In der Garage brannte kein Licht, aber in der Diele, und so war das braune Papier vor den Fenstern sanft beleuchtet. »Ich sehe, Sie haben die Garagenfenster zugeklebt. Was machen Sie denn so Geheimnisvolles da drin?« Sie lachte. »Hoffentlich zersägen Sie keine Leichen. Bei Ihrem Beruf geht meine Phantasie manchmal mit mir durch.«
»Sie haben mich erwischt. Ich gebe es zu: Ich zersäge Leichen. Wissen Sie, alle Leute, die mir auf die Nerven gehen. Ich hab eine ganze Liste. Wollen Sie sie sehen?«
»Ach, ihr Marleys! Bringt mich immer wieder zum Lachen.«
»Wir tun, was wir können.«
Sie ging an Katherine vorbei und richtete den Zündschlüssel auf den Clio. Die Schlösser sprangen auf, und die Lampen blinkten. Sie hatte die Hand auf der Tür, bevor Katherine um den Wagen herum nach vorn lief. »Entschuldigen Sie, Phoebe. Ich habe Sie wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Wissen Sie, ich hoffe ja nur, dass Sie es sich noch einmal überlegen - mit dem Garten? In der Zeitung steht es klipp und klar. Schauen Sie hier. Die Kreditkrise macht sich bemerkbar, die Grundstückspreise fallen in den Keller. Wir haben Ihnen ein gutes Angebot gemacht. Bei dem es natürlich bleibt.«
Der Garten bereitete Flea große Kopfschmerzen. Es wäre die einfachste Lösung, ihn zu verkaufen - vielleicht sogar nur die Hälfte, die mit dem verfallenen Schmuckbau - und Katherine die ganze Verantwortung zu überlassen. Aber dann dachte sie an Mum, die ihre ganze Zeit da draußen verbracht hatte. Sie warf die Taschenlampe auf den Beifahrersitz und stieg in den Clio. »Kommt nicht in Frage.«
Katherine zögerte einen Moment. Dann kam sie mit rotem Gesicht zum Seitenfenster. »Mein Gott, Sie sind genauso stur wie Ihre verdammten Eltern.«
Flea schlug die Tür zu, öffnete das Fenster und schaute auf Katherines Füße. »Ich glaube, dieses Gespräch ist zu Ende. Soll ich Sie nach Hause fahren, oder gehen Sie lieber zu Fuß?«
Katherine schwieg kurz. Dann stieß sie sich vom Wagen ab. »Nein, vielen Dank. Ich gehe lieber zu Fuß.«
»Gut«, sagte Flea. »Dann haben Sie sicher nichts dagegen, wenn ich hinter Ihnen herfahre.«
23
Mit den Prostituierten hatte es angefangen, als Caffery nach Bristol gezogen war. In London hatte er Freundinnen gehabt, Frauen, die er zu lieben glaubte. Frauen, die ihn geliebt hatten. Mit zweien hatte er sogar zusammengelebt und sie in das kleine Reihenhaus einziehen lassen, das er von seinen Eltern gekauft hatte. Das Haus, aus dem Ewan verschwunden war. Aber als sein vierzigster Geburtstag bevorstand, hatte er begriffen, dass er im Umgang mit Frauen nur ein einziges Talent besaß: Er konnte sie verletzen. Seitdem ging er zu Mädchen, die er nie wiedersehen würde, zu Mädchen wie Keelie.
In den Straßen rund um die City Road herrschte Hochbetrieb. Es war noch nicht einmal dunkel, und die Mädchen waren schon unterwegs. Keelie erkannte er sofort - sie war nicht leicht zu übersehen. Dafür sorgte sie, indem sie immer das Gleiche trug: eine weiße Steppjacke mit Silberstreifen an den Seiten. So konnten ihre Stammkunden sie schon von Weitem ausmachen. Und es wirkte beruhigend auf sie. Es irritierte sie, behauptete Keelie, wenn sich an ihrer Frisur oder Kleidung etwas veränderte; sie fragten sich dann, vor wem sie sich versteckte und ob sie vielleicht einen Freier übers Ohr gehauen hatte. Aber Caffery hatte nicht vor, sie auf offener Straße anzusprechen; er wusste nicht, ob der Tokoloshe nicht irgendwo im Dunkeln hockte und sie beobachtete, und deshalb beschloss er, im Eingang eines Claire's Accessories zu warten, mitten zwischen weiblichem Firlefanz und pinkfarbenem Glitzerkram, bis sie ihn bemerkte.
Sie nahmen ein Zimmer über einem Pub. Unter der Steppjacke trug sie einen Spandexmini und ein silbernes T-Shirt. Keelie war ein großes Mädchen mit
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