Hautnah
mir zu sagen, ich wäre fett geworden? Bin ich fett geworden, Brian?«
»June, du weißt, dass du nicht fett bist. Du hast einen wunderschönen Körper. Du weißt, wie sehr ich deinen wunderschönen Körper liebe.«
»Oh, Brian.« June blies den Rauch aus und beugte sich zu dem Mann, nahm seinen Kopf in die Hände und zog sein Gesicht zu sich herab. Ihre Lippen trafen sich, und Brians Hand fand ihren Weg in Junes Bademantel, wo sie die größte, rundeste und prallste Brust freilegte, die Lara je gesehen hatte. Er rollte ihre Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her, als versuche er, einhändig eine Zigarre zu drehen.
Ein großer, gutaussehender Junge tauchte im Bühneneingang auf und hustete hinter vorgehaltener Faust, um auf sich aufmerksam zu machen. Die beiden lösten sich voneinander und blickten zu ihm hoch. Brians Hand ruhte nach wie vor fest auf Junes nackter Brust.
»Ja, Sean?«, fragte June, zog an ihrer Zigarette und sah ihn an.
»June, Brian, ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass jetzt Einlass ist. Noch fünfzehn Minuten bis zum Vorstellungsbeginn. Wahrscheinlich habt ihr die Durchsage nicht gehört.«
»Ich glaube, es ist für den Inspizienten so üblich, uns mit Miss Turpin und Mr Weinberg anzusprechen«, sagte June und blähte die Nüstern, »um uns aufzurufen.«
»Ihr zwei bewegt eure Ärsche jetzt sofort hier rein und zieht euch um.« Betty war hinter Sean aufgetaucht und schob ihn zur Seite. »Ich habe Ihr Kleid für heute Abend etwas ausgelassen, Miss Turpin, es gibt also keinerlei Ausreden für schiefe Töne. Und Mr Weinberg, ich wäre Ihnen wirklich außerordentlich dankbar, wenn Sie Ihre Hand von Miss Turpins Vorbau nehmen und – äh – es unterlassen könnten, meinen jungen, unschuldigen Assistenten zu verderben.«
»Nichts, was er nicht schon gesehen hätte.« Ein weiterer Schauspieler – dieser Anfang dreißig und ganz italienischer Gigolo – spazierte an Sean vorbei und zauste ihm die Haare. Dann warf er sich auf die Couch, wobei er fast auf Junes Schoß gelandet wäre, und steckte sich ebenfalls eine Zigarette an.
»Bitte, meine Damen«, rief Betty. »Wollen wir heute auch noch ein bisschen Theater spielen, oder soll bloß geraucht werden?«
»Dürfen wir uns das wirklich aussuchen?« Der Italiener lehnte sich zurück und atmete mit zusammengekniffenen Augen aus.
Betty seufzte tief und schüttelte den Kopf. »Ich erwarte, dass ihr alle beim Fünfminutenaufruf Gewehr bei Fuß steht. In Kostümen.«
Sie machte kehrt und verschwand im Theater.
»Du hast es ihm gesteckt, Tony«, sagte Brian, der endlich die Hand von Junes Brust nahm.
»Arschloch«, lautete Tonys Erwiderung an Brian. Dann nahm er einen letzten Zug von seiner Zigarette, trat sie aus und ging wieder hinein.
»Komm, Schatz«, bat June. Sie stand auf und zog ihren Bademantel zurecht, wobei es ihr gelang, sich dem jungen Inspizienten noch einmal in ihrer ganzen Pracht zu zeigen. Lara fand, dass es so aussah, als habe sie es mit Absicht getan, trotzdem blieb der junge Mann erstaunlich gelassen.
Er sah dem Pärchen hinterher, dann ging er rasch um das Sofa herum und hob die leeren Getränkedosen, Zigarettenkippen und Plastikbecher auf, die die Schauspieler hatten liegen lassen. Lara hatte das Gefühl, schon viel zu lange hinter dem Container gehockt zu haben, also schob sie den Deckel auf und warf ihr Bündel hinein. Es landete mit einem gedämpften Rascheln.
»Oh, hi.« Sean sah zu ihr herüber.
»Hallo«, grüßte Lara. »Tut mir leid, ich wollte nicht –«
»Kein Problem. Sie müssen Bellas Mutter sein.«
»Stimmt. Woher weißt du –«
»Ich hab sie heute im Laden getroffen. Sie sehen ihr ziemlich ähnlich.«
»Das nehme ich als Kompliment.« Lara strich sich die Haare glatt. Aha! Das also war der große Junge. Er hatte die blauesten Augen, die sie je gesehen hatte, und ein Lächeln, das das Herz jedes jungen Mädchens zum Schmelzen bringen musste. Sie konnte nur hoffen, dass Bella einen kühlen Kopf behielt. »Du hast es ja nicht leicht, was?« Sie deutete zum Bühneneingang.
»Das kann man laut sagen. June und Brian sind ein echter Alptraum. Ich bin froh, bald mit einem weniger durchgedrehten Cast zu arbeiten.«
»Die beiden sind im Shakespearestück nicht dabei?«
»Nein, Gott sei Dank. Die machen nur Musical.«
Lara war insgeheim erleichtert für Marcus. »Machst du bei Macbeth auch die Inspizienz?«
»Ein bisschen, aber ich spiele auch mit. Bloß Ross und den Arzt, nichts
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