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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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herstellen.«
    »Kommt, lasst uns wieder reingehen«, schlug Lara vor und nahm Jack auf den Arm, der an ihre Beine gelehnt dastand und kurz vor dem Einschlafen war.
    Der folgende Akt behandelte die glücklichere zweite Hälfte der Lebensgeschichte von Bettys Alter Ego. Sie fand die Liebe ihres Lebens – James, vermutlich –, reüssierte am Broadway und wurde von Fremden auf der Straße um Autogramme gebeten. Im Finale schließlich kam die in Pailletten gehüllte June Turpin auf einem glitzernden Sperrholzmond hereingeschwebt. Gestützt wurde sie – das hatte Lara dem Programmheft entnommen – von einem Trupp der Freiwilligen Feuerwehr von Trout Island in voller Uniform.
    »Was, wenn während der letzten Szene irgendwo ein Feuer ausbricht?«, fragte sie Marcus flüsternd.
    Dann öffnete June Turpin den Mund, um den Finalsong zu singen. Zu diesem musikalischen Thema hatte die ganze bisherige Musik hingeführt.
    You! You set me on fire,
Couldn’t get any higher,
Don’t know no one flyer,
Now sir, be my sire …
    Der Text in Kombination mit der schwankenden Schauspielerin, deren Gleichgewicht durch den schaukelnden Mond noch mehr in Gefahr geriet, löste bei Olly einen erstickten Lachkrampf aus. Glücklicherweise war die Musik, die aus den zwei Lautsprechern vor der Bühne dröhnte, dermaßen laut, dass nur Lara es mitbekam.
    Nachdem der Vorhang gefallen war, kamen alle Mitwirkenden auf die kleine Bühne und verbeugten sich, begleitet von donnerndem Applaus. Um die Waylands herum erhoben sich die Zuschauer von ihren Plätzen und riefen: »Bravo!«
    »Aufstehen«, zischte Marcus und erhob sich.
    »Spinnst du?«, sagte Olly.
    »Du stehst jetzt auf, oder du bekommst nie wieder Taschengeld«, sagte Marcus.
    Die gesamte Familie erhob sich, sogar Lara, die den schwitzenden, schlafenden Jack auf dem Arm trug.
    »Bravo!«, rief Marcus und klatschte mit hoch über dem Kopf erhobenen Händen. »Zugabe!«
    »Lieber Gott, bitte nicht«, murmelte Olly.
    Betty kam auf die Bühne getänzelt, und der Applaus schwoll zur doppelten Lautstärke an, als sie in einen tiefen Knicks sank. Lara fragte sich, wie es sein konnte, dass ein dermaßen sittenstrenges Publikum einen Paradiesvogel wie sie so vergötterte. Vielleicht war ein Hauch des vielzitierten New Yorker Liberalismus bis hierher vorgedrungen. Oder aber die Leute glaubten, dass die glamouröse Frau Betty echt war. Und wieso auch nicht? Betty und James glaubten daran, und war das nicht die Quintessenz des amerikanischen Traums: dass man der sein konnte, der man sein wollte, und das tun, was einem beliebte?
    Wenn es dieser Traum doch nur in den frühen Neunzigern nach Stratford-upon-Avon geschafft hätte, dachte Lara.
    Sie sah, wie Bella rot wurde, als der junge Mann, Sean, auf die Bühne kam, um Betty einen gigantischen Strauß roter Rosen zu überreichen. Sean trat zurück, und Lara war sich ganz sicher, dass er dabei ihrer Tochter einen Blick zuwarf. Dann zeigte Betty zur linken Bühnenseite, und James kam gemessenen Schrittes und mit ausgebreiteten Armen auf die Bühne. Er beugte sich zu Betty und gab ihr einen Kuss, und sie beide strahlten ins Publikum. Der Applaus ebbte ganz allmählich ab.
    »Meine Damen und Herren, Jungen und Mädchen«, sagte James. »Das Trout Island Theatre möchte Ihnen für Ihr Kommen danken. Wie Sie wissen, sind die Fördergelder, die unser wundervolles Gemeindetheater für die zahlreichen Darbietungen erhält, die wir für Sie und Ihre Nachbarn auf die Bühne bringen, lächerlich gering. Wir hoffen sehr, dass Ihnen die Aufführung gefallen hat. Und falls dem so ist, dann hoffen wir, dass Sie Ihren Freunden davon erzählen werden. Außerdem möchte ich noch ankündigen, dass in drei Wochen unsere Produktion von William Shakespeares schottischem Stück Premiere haben wird. Unser Star Marcus Wayland ist heute Abend hier, er ist den weiten Weg aus England gekommen. Marcus, steh auf.«
    Marcus erhob sich, wandte sich um und verbeugte sich so würdevoll, wie er es vermochte. Wieder applaudierten die Zuschauer, dann gebot James Schweigen, damit er fortfahren konnte.
    »Wie Sie wissen, verlangen wir keinen Eintritt, aber wenn Ihnen die Vorstellung gefallen hat, dann greifen Sie bitte in Ihre Taschen, und geben Sie unseren Schauspielern, was Sie entbehren können. Sie werden dort hinten mit Hüten bereitstehen und Ihre Spenden dankend entgegennehmen. Kein Betrag ist zu klein, und …«, und er machte eine Pause, in der das Publikum Gelegenheit bekam,

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