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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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kurz schwimmen, das ist jetzt schon Stunden her.«
    »Mist.« Sie hatte komplett vergessen, was sie ihrer Mutter versprochen hatte. So komplett, dass sie darüber regelrecht erschrocken war.
    »Ist ja auch scheißegal, jedenfalls hat sie gesagt, dass du den Vormittag jetzt genauso gut vergessen kannst. Aber wehe, du bist heute Nachmittag nicht zu Hause, um ihr beim Putzen zu helfen. Und du musst auf den Zwerg hier aufpassen, damit sie bis dahin noch was geschafft kriegt. Er nervt gerade ziemlich rum, weil wir Cyrilbär nicht finden können.«
    »Warum kannst du dich denn nicht um ihn kümmern?«
    »Weil ich zu tun hab. Ich bin mit Leuten verabredet. Außerdem hab ich schon den ganzen Morgen auf ihn aufgepasst.«
    Bella glaubte ihm kein Wort. Olly sah aus, als sei er erst vor einer Minute aus dem Bett gefallen: ungekämmt, ungewaschen und mit Flaum am Kinn.
    Olly übergab Jack an Bella, die sich aufsetzte und ihren kleinen Bruder zwischen den Knien festhielt, damit er ihr nicht entwischte und zum Wasser lief.
    »Sie sagt, du sollst ihn nicht alleine in den Pool lassen, ihn vorher und nachher mit Sonnenschutz eincremen, und er darf nicht ohne Schwimmflügel ins Wasser. Hier ist alles drin, was du brauchst. Und noch was zu essen, das sollst du ihm so ungefähr in einer Stunde geben.« Olly warf Bella eine Tasche hin. »Sie hat gesagt, wir sollen uns mit ihnen um eins zum Mittagessen im Diner treffen. Die Schwuchteln und Homos kommen auch alle. Man sieht sich.«
    Er drehte sich um und ging, wobei er Seans Rücken den ausgestreckten Mittelfinger zeigte, als er hinter seinem Stuhl vorbeiging. Wäre die wogende Masse von Kleinkindern im Wasser nicht gewesen, dann hätte er ihn wahrscheinlich reingestoßen. Aber so wahnsinnig war nicht mal Olly.
    »Ich will schwimmen«, verkündete Jack und versuchte, sich zwischen Bellas Beinen durchzuschlängeln.
    »Schon gut. Warte kurz.« Bella blies die Schwimmflügel auf und zog sie ihm über die Arme. Dann nahm sie ihn bei der Hand – sie mochte es, wie er seinen Zeigefinger in ihre Faust legte – und ging mit ihm zum Nichtschwimmerbereich, damit er ein bisschen planschen konnte.
    »Nur offiziell zugelassene Schwimmhilfen!« Bobby stieß in seine Trillerpfeife und kletterte von seinem Stuhl herunter, um Bella davon abzuhalten, ihren kleinen Bruder mit seinen gefährlichen englischen Schwimmflügeln ins knietiefe Wasser zu lassen.
    Plan durchkreuzt, dachte Bella. Typisch.

17
    Ü bermorgen müssen wir das Auto zurückbringen«, sagte Lara.
    »Wir können es uns nicht leisten, es länger zu behalten«, entgegnete Marcus.
    Lara blickte zum hölzernen Deckenventilator empor, der sich drehte und drehte und die nach durchwachsenem Speck riechende Luft im Trout Island Diner quirlte.
    »Aber wie sollen wir ohne Auto zurechtkommen?«
    »Irgendwas wird sich schon ergeben.«
    Es war Viertel nach eins, und die Kinder hatten sich immer noch nicht blicken lassen. Lara versuchte, sich zu entspannen. Es kam selten genug vor, dass sie mit Marcus allein war. Doch als sie nun bei zwei Bechern des in ihren Augen scheußlichsten Filterkaffees, den sie je probiert hatte, zusammensaßen, fiel es ihr schwer, ein Gesprächsthema zu finden.
    »Der ist ungenießbar«, sagte sie zu Marcus.
    »Schhh.«
    »Ist Amerika nicht angeblich die Heimat des guten Kaffees?«
    Das Diner war mit klobigen Kieferntischen und ebensolchen Stühlen eingerichtet. An der Längsseite gab es vinylgepolsterte Sitznischen, und in einer von diesen waren Lara und Marcus platziert worden. Ganz in der Nähe saß ein älterer Mann vor einem Glas Limonade. Bei ihrem Eintreten hatte er aufgeschaut und ihnen zugenickt, sich zwischenzeitlich aber wieder in seinen Traktor-Katalog vertieft. Außer ihm gab es lediglich zwei weitere Gäste: einen jungen Mann in Jeanshose und Jeanshemd, der zusammengesunken auf einem Barhocker am Tresen saß, und eine breite Frau undefinierbaren Alters, die von Kopf bis Fuß in diverse Schattierungen von Braun gekleidet war, einschließlich einer ockerfarbenen Schirmmütze. Sie saß hinten an der Wand und drehte ihnen den krummen Rücken zu.
    »Sie müssen die Leute aus England sein«, sagte die Kellnerin, während sie ihnen zwei laminierte Speisekarten reichte.
    »Stimmt.« Marcus beugte sich vor, knipste sein Lächeln an und streckte ihr die Hand hin. »Marcus Wayland, freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Und das ist meine Frau Lara.«
    »Na, hallo! Ich bin Leanne«, stellte die Frau sich vor und

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