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Havelgeister (German Edition)

Havelgeister (German Edition)

Titel: Havelgeister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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Namen hat er nicht genannt. Er will mit dir über deine Tochter reden.«
    »So, will er das?« Manzetti sah durch die Windschutzscheibe und versuchte den Mann zu erkennen. Aber dafür war er noch zu weit entfernt.
    Paul blickte jetzt auch über die Schulter. »Ist ne komische Type. Hat erst so getan, als wolle er nur noch ein paar Details haben, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, als wisse der überhaupt nicht, was mit der Kleinen passiert ist.«
    »Dann werde ich mal«, sagte Manzetti und fuhr langsam auf sein Grundstück zu.
    Es war Wegmann. Blieb ihm denn heute gar nichts erspart? »Was wollen Sie denn hier?«, fragte er und ging ohne von dem Journalisten weiter Notiz zu nehmen, um sein Auto herum.
    »Ich möchte mit Ihnen reden, Herr Manzetti.«
    Manzetti warf Wegmann einen kurzen Blick zu und öffnete dann die Gartenpforte. »Lassen Sie sich einen Termin geben. Ich habe gehört, dass kurz vor Weihnachten noch welche frei sind.«
    Wegmann machte zwei schnelle Schritte und legte eine Hand auf den oberen Holm der Gartentür. Das war nicht ganz ungefährlich, zumal er sich jetzt in unmittelbarer Reichweite von Manzetti aufhielt.
    »Ich glaube, dass hier eine riesige Sauerei im Gange ist, und brauche Ihre weitere Hilfe.«
    Manzetti atmete tief und ruhig. Nur seine Augen bewegten sich bedrohlich und fixierten Wegmanns Hand auf dem Gartentor. »Nehmen Sie Ihre Pfote von meinem Eigentum!«
    Da der Ton mehr als eindeutig war, zog Wegmann seine Hand zurück und machte einen Schritt nach hinten. »Bitte, Herr Manzetti.«
    »Warum weitere Hilfe?«, fragte Manzetti. »Was habe ich denn Ihrer Meinung nach bislang für Ihr Käseblatt getan?«
    »Ist das nicht von Ihnen?«, fragte Wegmann überrascht und hielt Manzetti leichtsinnigerweise den Umschlag mit dem Obduktionsbericht hin.
    Manzetti nahm das Papier an sich und zog einige der Blätter heraus. Er überflog nur die erste Seite und sah dann wieder zu Wegmann. »Woher haben Sie das?«, fragte er.
    »Von einem Kurier. Er kam in mein Büro und hat gesagt, dass er diesen Umschlag nur an mich persönlich aushändigen dürfe.«
    »Hatte er auch einen Namen und kam er von einem bestimmten Kurierdienst?«
    Wegmann schüttelte den Kopf. »Warten Sie. Als er ging, hatte er auf seinem Rucksack Werbung.« Wegmann strich sich mit zwei Fingern über die Stirn. »Aber wofür? Nicht für einen Kurierdienst …« Dann hob er den Finger. »Ich hab’s. Es war Werbung für eine Computerfirma. Ihr Computerdoktor – Sebastian Glaser und eine Telefonnummer. Aber die habe ich mir nicht gemerkt.«
    Manzetti sah nach links und rechts und griff dann nach Wegmann. Als er ihn hatte, zog er ihn schnell auf das Grundstück und sofort ins Haus. Sebastian Glaser war der Sohn von Harald, Bremers Assistenten.

    ***

    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Manzetti, nachdem er sich vergewissert hatte, dass der leichte Leinenvorhang keinen Einblick in sein Arbeitszimmer zuließ. Er prägte sich die Autos ein, die vor seinem Haus auf dem Parkplatz standen, und deren Insassen hoffentlich an dem nahen Strand in der spätsommerlichen Sonne lagen. Er zählte einen schwarzen Passat, zwei Golf und drei Toyota unterschiedlicher Größe. Für das LKA käme nur der Passat in Frage, aber der hier war zu alt und konnte also kein Leasingfahrzeug der Polizei sein.
    »Was ich von Ihnen will?«, wiederholte Wegmann die Frage. »Das weiß ich im Moment auch nicht.« Zunächst hatte er nur vorgehabt, den Obduktionsbericht zu lesen und ein wenig spazieren zu gehen, um nachzudenken. Dann war ihm plötzlich der Name Manzetti durch den Kopf geschossen und damit verbunden der Gedanke, der Hauptkommissar könnte der Absender des mittels Kurier gelieferten Umschlages gewesen sein.
    »Ist der richtige Obduktionsbericht von Ihnen?«, fragte er noch einmal und sah auf den breiten Rücken von Manzetti.
    Der antwortete nicht. Er dachte unentwegt an Bremer und versuchte herauszufinden, warum der das getan hatte. Gab es neue Erkenntnisse, die ihm der Rechtsmediziner nicht mehr rechtzeitig hatte zustecken können? Oder spielte Bremer sein eigenes Spiel? Eines um Gerechtigkeit und gegen die böse Welt.
    Er ließ den Vorhang los und drehte sich um. »Ich habe Ihnen den Bericht nicht geschickt, und wenn ich zu solch einer Indiskretion bereit gewesen wäre, wären Sie sicherlich der Letzte, an den ich dabei gedacht hätte.«
    »Danke«, sagte Wegmann. »Wenigstens haben Sie vor, ehrlich zu sein. Das nimmt ein bisschen von meiner

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