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Havelwasser (German Edition)

Havelwasser (German Edition)

Titel: Havelwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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aus diesem Land nie herausgekommen. Aber kommen wir zu Ihnen, Herr Manzetti. Was können wir für Sie tun?“
    „In der Tat untersuche ich den Mord an Fred Weinrich“, begann er. „Da ist es natürlich erforderlich, dass ich mich auch mit dem Leben der Opfer vertraut mache. Was können Sie mir über Fred Weinrich sagen?“
    „Nicht viel, Herr Manzetti“, antwortete Pater Johannes und richtete einen kalten Blick auf Pfarrer Hartung. Er schien ihm zu sagen, dass an dieser Stelle seine Kompetenz endete und die weitere Konversation mit den staatlichen, also weltlichen Stellen von ihm, dem Vertreter des Vatikans, geführt würde.
    Hierarchien sind etwas ganz Schreckliches, dachte Manzetti, egal, wo sie anzutreffen waren, und schaute auf das Bild vom Papst, bevor er, um einen möglichst freundlichen Ton bemüht, mit der Befragung fortfuhr. „Einiges werden Sie doch aber wissen. Er stand schließlich kurz davor, Priester zu werden, also das Amt zu bekleiden, das in der katholischen Rangfolge unmittelbar vor dem des Bischofs steht. Da wird es doch eine Personalakte geben, oder?“ Ein leises Lächeln unterstützte seine kleine Anspielung auf die sicherlich auch in der Kirche anzutreffenden Ausläufer weltlicher Bürokratie.
    Pater Johannes lächelte jetzt sichtbar, wenn auch etwas zu steif. „Ihr Religionsunterricht scheint einige Tage zurückzuliegen, Herr Manzetti. Formal haben Sie Recht, aber nicht jeder Priester wird Bischof, wenn Sie mir die kleine Korrektur erlauben. Bei Ihnen wird doch auch nicht jeder Kommissar irgendwann Polizeipräsident.“
    Punkt eins, wurde es Manzetti plötzlich klar: Lass dich nicht auf philosophische Betrachtungen mit Geistlichen ein, denn da sind sie dir hoffnungslos überlegen. Punkt zwei: Hüte dich vor Vertretern des Vatikans!
    Manzetti wurde also vorsichtiger und begab sich wieder auf die Sachebene. „Es wird doch aber irgendwelche Unterlagen geben, in denen der Werdegang des getöteten Diakons nachzulesen ist.“
    „Die gibt es natürlich. Aber Diakon Weinrich sollte seine Priesterweihe in Rom erhalten, und so lagern seine Akten momentan beim Heiligen Stuhl.“ Dem wollte er offensichtlich nichts mehr hinzufügen.
    Unüberwindbare Mauer. Manzetti zog es vor, sich an Pfarrer Hartung zu wenden. „Können Sie die Akte anfordern?“
    Der schaute müde zu ihm und dann mit einem schläfrigen Augenaufschlag zum Vertreter des Vatikans. „Ich werde es versuchen, Herr Manzetti“, versicherte er, als von dem Pater keine Reaktion kam.
    „Wie lange war er denn schon hier bei Ihnen?“
    Hartung schloss die Augen und überlegte. „Vielleicht ein Jahr. Oder auch weniger.“
    „Und was machte er an dem Tag, als er ermordet wurde?“
    „Das weiß ich nicht. Er bat um einen Tag Urlaub und verließ uns bereits am Vorabend. Das war schon ungewöhnlich, denn seit dem letzten Jahreswechsel ging er nicht mehr aus dem Haus, außer zur Messe oder wenn seelsorgerische Pflichten es erforderten. Er saß nur noch in seiner Kammer und las.“
    Manzetti wunderte sich. Hatte es bislang nicht geheißen, dass Weinrich das Pfarramt erst in den Morgenstunden verlassen und dass es einen Termin mit dem Bischof gegeben hatte? Er ging vorerst aber nicht darauf ein.
    „Woher kam Diakon Weinrich, als er vor einem Jahr bei Ihnen seinen Dienst begann?“
    „Das steht dann alles in den Akten. Wir wissen das nicht in jedem Fall, Herr Manzetti.“ Die Antwort von Pater Johannes war scharf vorgetragen, wie mit einem Stilett. Bei Manzetti keimte ein merkwürdig irdisches Gefühl. Er wähnte sich in einem Spiel, das da lautete: Der Vatikan gegen den Rest der Welt.
    „Wie lange sind Sie schon in Potsdam, Pater?“ Er wusste nicht, was er mit der Frage bezweckte, aber sie drängte sich ihm förmlich auf.
    „Seit gestern.“
    „Hatte Fred Weinrich Feinde?“ Manzetti benutzte absichtlich den bürgerlichen Namen des Ermordeten, ohne Titel. Es sollte eine Anspielung darauf sein, dass die, nach denen er fragte, auch außerhalb der Kirche Spuren hinterlassen hatten.
    „Wohl eher nicht“, antwortete wieder Pater Johannes.
    „Herr Hartung“, fragte Manzetti gezielt. „Haben Sie einen Brief erhalten, der irgendwie mit dem Tod des Diakons in Verbindung stehen könnte?“
    „Nein. Wir haben alle Post durchgesehen und bei dem geringsten Verdacht hätten wir uns an die Polizei gewandt.“ Obwohl die Frage eindeutig an Hartung adressiert war, sprang wieder Pater Johannes in die Bresche. Das machte sogar einem Laien deutlich,

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