Havenhurst - Haus meiner Ahnen
Butlers:
„Der Count und die Countess of Marsant... Der Earl of Norris ... Lord Wilson ... Lady Millicent Montgomery ...“ Valerie und Georgina betrachteten amüsiert Elizabeths immer bleicher werdendes Gesicht. Sie äußerten Worte, die Elizabeth nicht erfaßte, weil sie im allgemeinen Lärm und vor allem in den rhythmischen Ausrufen des Butlers untergingen.
„Sir William Fitzhugh ... Lord und Lady Enderly...“ Elizabeth drehte den haßerfüllten Blicken Valeries und Georginas den Rücken und flüsterte Alexandra verzweifelt zu: „Alexa, ich fühle mich nicht wohl.“ Aber Alexa hörte nicht, weil ihr Sir Francis noch immer in den Ohren lag.
„Der Baron und die Baroness of Littlefield... Sir Henry Hardin..
In ihrer Verzweiflung wandte sich Elizabeth an die Dowager Duchess. Inzwischen war sie sich nämlich ganz sicher, daß sie entweder gleich laut schreien oder ohnmächtig werden würde, falls sie hier nicht hinauskäme, und ihr war es vollkommen gleichgültig, ob Valerie, Georgina und alle anderen in diesem Saal Versammelten dann glaubten, sie wäre vor ihrer eigenen Schande geflohen.
„Ich muß hier fort“, sagte sie zu der Herzoginwitwe.
„Der Earl of Titchley... Der Count und die Countess of Rindell...
Mit einer Handbewegung brachte die Dowager Duchess of Hawthorne ihre Gesprächspartner zum Schweigen und neigte sich zu Elizabeth. „Was sagten Sie soeben?“
„Seine Durchlaucht, der Duke of Stanhope... Der Marquess of Kensington ..
„Ich sagte, ich will hier fort!“ erklärte Elizabeth, und da sich plötzlich eine merkwürdige Stille über den Saal gelegt hatte, klang ihre Stimme unnatürlich laut.
Die Herzoginwitwe indessen starrte wie alle anderen Ballgäste auf die Treppe. „Das hat heute abend gerade noch gefehlt!“ sagte sie zornig.
„Ich... wie bitte?“ fragte Elizabeth.
„Wollen Sie jetzt etwa in Ohnmacht fallen?“ Die Herzogin riß ihren Blick von der Treppe los und sah Elizabeth strafend ins Gesicht.
„Bisher bin ich noch nie in Ohnmacht gefallen, aber ich fühle mich wirklich nicht wohl.“ Hinter ihr brachen Valerie und Georgina in Gelächter aus.
„Sie werden hier erst fortgehen, wenn ich es Ihnen sage!“ Die Herzogin warf Lord Anthony Townsende einen bedeutungsvollen Blick zu. Tony, ein freundlicher, unaffektierter Mann, der heute als ihr Begleiter fungierte, hielt sie stützend am Ellbogen fest.
Die meisten Menschen im Saal rückten jetzt näher zur Treppe heran, und diejenigen, die das nicht taten, blickten dafür Elizabeth mit hochgezogenen Brauen an. Elizabeth ihrerseits schaute nun ebenfalls zur Treppe. Sie glaubte es kaum, was sie dort mit ihren eigenen Augen sah.
Zwei Männer von gleicher Größe, in der gleichen schwarzen Abendkleidung und mit dem gleichen leicht amüsierten Ausdruck auf ihren einander verblüffend ähnlichen Gesichtern stiegen die Stufen herab. Und einer dieser beiden Männer war Ian Thornton.
„Elizabeth“, flüsterte Tony eindringlich, „kommen Sie. Wir werden jetzt tanzen.“
„Tanzen?“
„Jawohl, tanzen“, wiederholte er und zog sie einfach auf die Tanzfläche.
Irgend etwas in Elizabeths Gehirn schien auszusetzen. Sie dachte nicht mehr daran, daß sich Klatsch und Tratsch jetzt erst recht überschlagen würden. Sie dachte nicht mehr daran, daß Ian hier war. Sie dachte an überhaupt nichts mehr. Kaum hörte sie noch die Klänge und die Geräusche ringsum. Sie nahm die auf sie gerichteten Augen nicht mehr zur Kenntnis. Sie sah nur noch Tonys Schulter vor sich und weiter gar nichts. Auch als er sie widerstrebend zu der Gruppe um die Townsendes zurückführte, in der sich noch immer Valerie, Georgina und Viscount Mondevale befanden, empfand Elizabeth ... nichts.
„Geht es Ihnen auch gut?“ erkundigte sich Tony besorgt.
, Aber ja“, antwortete sie mit einem süßen Lächeln.
„Haben Sie Riechsalz dabei?“
„Ich falle nie in Ohnmacht.“
„Dann ist es ja gut. Ihre Bekannten sind gespannt, was jetzt geschieht. Was meinen Sie? Was wird Ian Thornton jetzt tun?“
Beinahe gelassen blickte Elizabeth zu Ian hinüber. Er stand noch immer neben dem grauhaarigen Mann, dem er so ähnlich sah. Viele Ballgäste umringten die beiden und schienen ihnen zu irgend etwas zu gratulieren. „Nichts“, antwortete sie. „Weshalb sollte er auch etwas tun?“
„Meinen Sie, auch er wird Sie schneiden?“
★
In diesem Moment entdeckte Ian Elizabeth, und am liebsten wäre er sofort zu ihr gestürmt, aber das war noch nicht möglich.
Weitere Kostenlose Bücher