Havenhurst - Haus meiner Ahnen
Hochzeitsempfang, aber mir scheint, langsam könnten sie ihre Betten aufsuchen.“
„Elizabeth“, sagte Ian möglichst ernsthaft, „bei einem Hochzeitsempfang können sich die Gäste erst zurückziehen, nachdem die Braut und der Bräutigam dies getan haben.“ „Oh!“ rief sie zerknirscht. „Das wußte ich nicht. Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?“
„Weil ich wollte, daß du jede Minute unseres Balls genießt“, antwortete er, nahm sie sanft beim Ellbogen und führte sie langsam aus dem Ballsaal heraus und die breite, geschwungene Treppe hinauf zum oberen Stockwerk.
Vor Elizabeths Schlafzimmer blieb er stehen, öffnete die Tür für sie und wollte seine junge Gemahlin in die Arme nehmen. Er beherrschte sich jedoch, weil gerade zwei Bedienstete mit Bettüchern beladen den Flur herunterkamen.
„Dafür ist auch später noch Zeit“, flüsterte er. „Soviel Zeit, wie wir wollen.“
24. KAPITEL
In dem spitzenbesetzten Nachtgewand aus cremefarbener Seide, von dem Madame Lasalle behauptet hatte, es würde dem Marquess of Kensington in der Hochzeitsnacht große Freude bereiten, saß Elizabeth vor ihrem Frisiertisch, während Berta, die ein recht verkniffenes Gesicht machte, ihr das Haar bürstete.
Im Augenblick interessierte Elizabeth weder Bertas Gesicht noch das Nachtgewand, dessen tiefer, spitzer Ausschnitt ihre Brüste verlockend entblößte und dessen hoher Seitenschlitz ihr linkes Bein bis zum Knie freigab. Ihre Gedanken drehten sich immer wieder um die schrecklichen Dinge, die Mr. Wordsworth heute morgen geäußert hatte.
Sie befahl sich, endlich an etwas anderes zu denken und sich auf die bevorstehende Hochzeitsnacht zu konzentrieren. Ian hatte sehr nachdrücklich erklärt, daß er Kinder zu haben wünschte, und wahrscheinlich würde er das dafür Notwendige noch in dieser Nacht unternehmen wollen. Lucinda hatte ihr erläutert, daß Mann und Frau zu diesem Zweck das Bett teilen und sich küssen müßten.
Diese Erläuterungen ließ sich Elizabeth noch einmal durch den Kopf gehen, und eigentlich erschienen sie ihr doch recht unverständlich. Natürlich wußte sie, wie die Tiere zu ihren Jungen kamen, aber Menschen konnten sich doch unmöglich derart abstoßend verhalten.
Andererseits - ein Kuß des Gemahls im eigenen Bett? Wenn es so war, wieso hatte sie dann gelegentlich Gerüchte gehört, nach denen das Kind einer gewissen Dame der adligen Gesellschaft nicht von deren Gatten sein sollte? Anscheinend gab es mehr als eine Methode, ein Kind zu empfangen, oder Lucindas Informationen waren falsch.
Die Verbindungstür zwischen ihrem und Ians Zimmer wurde geöffnet. Berta fuhr erst verängstigt zusammen und starrte Ian dann finster an, denn wie viele von Elizabeths Dienstboten war sie diesem Mann durchaus nicht wohlgesonnen.
Elizabeth hingegen war voller Bewunderung für ihn, und sie lächelte ihm entgegen, als er mit langen, elastischen Schritten auf sie zukam. Seinen formellen Gehrock hatte er abgelegt und trug jetzt nur noch die elegante schwarze Hose, die Weste und das gerüschte weiße Seidenhemd, das am Hals offen war und seinen muskulösen Hals freigab. Elizabeth fand, ihr Gemahl sah in Hemdsärmeln ebenso elegant und männlich aus wie in formeller Kleidung.
Ohne sich ihres verführerischen Gewandes bewußt zu sein, stand sie auf, wollte ihm entgegengehen, blieb dann aber stehen, als sie seinen leuchtenden Blick sah, mit dem er sie von Kopf bis Fuß betrachtete. Plötzlich verlegen, drehte sie sich hastig um und fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar.
Ian trat hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. Im Spiegel sah sie ihn den Kopf neigen, und dann fühlte sie seine warmen Lippen an ihrem Nacken. Diese Berührung löste ein merkwürdiges Kribbeln aus, das sie bis in die Fingerspitzen fühlte.
„Du zitterst ja“, stellte er unendlich sanft fest.
„Ich weiß.“ Auch ihre Stimme zitterte. „Ich weiß nur nicht, weshalb.“
Er lächelte. „Das weißt du nicht?“
Elizabeth schüttelte den Kopf. Am liebsten hätte sie sich zu Ian umgedreht und ihn gebeten, ihr zu sagen, was mit Robert geschehen war. Andererseits hatte sie Angst vor der Antwort und davor, Ian gerade in dieser Nacht zu verärgern. Und außerdem fürchtete sie sich vor dem, was in dieser Nacht auf sie zukommen mochte.
Unfähig, den Blick von seinem Spiegelbild zu wenden, sah sie, wie er von hinten den Arm um sie schlang und sie zu sich heranzog, bis sie seinen harten Oberkörper an
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