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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Attila stieß ein beleidigtes Wiehern aus, nahm einen leichten Galopp auf und bewegte sich gehorsam vorwärts.
    „Das schlägt ja wohl alles!“ sagte Jake wütend zu Ian. „Dieses Vieh weiß nicht, was Loyalität ist.“ Ohne auf die Antwort seines Freundes zu warten, schwang er sich auf sein Pferd und folgte Lucinda und Attila.
    Elizabeth stellte zu ihrer Verblüffung fest, daß sich heute morgen offenbar alle Leute recht merkwürdig benahmen. Selbst der bislang so finstere Ian stand mit einer Zigarre zwischen den Zähnen und den Händen in den Hosentaschen grinsend da und schaute Lucinda hinterher.
    „Lucindas Onkel war Pferdezüchter, glaube ich“, erläuterte sie.
    „Sie ist eine erstaunliche Frau“, stellte Ian fest. „Gibt es irgendeine Situation, die sie nicht meistern kann?“
    „Nicht daß ich wüßte“, antwortete Elizabeth leise lachend, wurde aber gleich wieder ernst, weil auch Ians Lächeln verschwunden war. Sie holte tief Luft, legte die Hände auf dem Rücken zusammen und beschloß, mit Ian wenigstens zu einem Waffenstillstand zu kommen.
    „Mr. Thornton“, begann sie leise, „muß unbedingt Feindseligkeit zwischen uns herrschen? Mir ist klar, daß Lucindas und meine Anwesenheit hier Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet, doch es war schließlich Ihre Schuld... Ihr Versehen, das uns hergebracht hat. Sie werden doch erkennen, daß die Unannehmlichkeiten für uns sogar noch größer sind als für Sie.“
    Daß Ian nichts sagte, machte ihr Mut. „Deshalb wäre doch die vernünftigste Lösung die, daß wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen“, schloß sie.
    „Die vernünftigste Lösung ist die, daß ich mich für mein Versehen entschuldige und daß Sie abreisen, sobald ich ein Transportmittel für Sie beschaffen kann.“
    „Das geht aber nicht!“ rief sie.
    „Warum zum Teufel nicht?“
    Elizabeth rang um Ruhe. „Weil... nun, mein Onkel ist ein strenger Mann, der es nicht schätzt, wenn seine Instruktionen nicht genau eingehalten werden. Ich soll eine volle Woche hierbleiben.“
    „Ich werde ihm einen erläuternden Brief schreiben.“ „Nein! Dann gibt er mir die Schuld.“
    Ian hatte zwar beschlossen, sich nicht um ihre eigenen Probleme zu kümmern, aber ihre offensichtliche Angst vor ihrem Onkel, den sie als hart und streng beschrieben hatte, ließ ihn schwanken. Möglicherweise hatte Elizabeth durchaus eine Tracht Prügel verdient, aber er selbst wollte nicht daran schuld sein, wenn ein alter Mann den Lederriemen über diese glatte weiße Haut zog. Schließlich war schon lange vorbei, was einmal zwischen ihnen geschehen war. Im übrigen würde er ja bald eine schöne, sinnliche Frau heiraten, die ihn begehrte und die perfekt zu ihm paßte. Weshalb sollte er Elizabeth also so behandeln, als hegte er überhaupt irgendwelche Gefühle für oder gegen sie?
    Elizabeth spürte sein Schwanken, und das nutzte sie sofort aus. „Zwischen uns ist doch nichts vorgefallen, das uns jetzt zu Feinden machen müßte. Ich meine, das damals war doch nur eine harmlose kleine Tändelei, nicht wahr?“ „Offensichtlich.“
    „Wir haben einander nicht weh getan, oder?“
    „Nein.“
    „Dann gibt es doch jetzt keinen Grund, weshalb wir nicht freundlich miteinander umgehen sollten.“ Sie lächelte strahlend. „Du liebe Güte, wenn jede kleine Tändelei in Feindseligkeiten endete, würde bald niemand in der ganzen Gesellschaft mehr mit dem anderen sprechen.“
    Jetzt saß er in der Falle. Lehnte er es ab, freundlich zu sein, würde er damit zugeben, daß sie damals für ihn mehr als nur eine „Tändelei“ gewesen war. „Tändeleien enden gewöhnlich nicht mit einem Duell“, wandte er ein.
    „Ich weiß. Es tut mir aufrichtig leid, daß mein Bruder auf Sie geschossen hat.“
    Ian war einfach nicht gefeit gegen den Zauber dieser großen grünen Augen. „Vergessen wir das.“ Er seufzte ergeben. „Sie können die sieben Tage bleiben.“
    Am liebsten wäre sie ihm vor Freude um den Hals gefallen, aber sie beherrschte sich. „Und können wir auch einen Waffenstillstand schließen, solange ich hier bin?“
    „Das kommt darauf an.“
    „Worauf?“
    Herausfordernd hob er die Augenbrauen. „Darauf, ob Sie ein vernünftiges Frühstück zustande bringen.“
    „Dann lassen Sie uns ins Haus gehen und nachschauen, was wir dahaben.“
    ★
    Mit Ian an ihrer Seite betrachtete Elizabeth die Eier, den Käse, das Brot und schließlich den Herd. „Ich werde sofort etwas zubereiten.“ Sie lächelte,

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