Havenhurst - Haus meiner Ahnen
Weile.“
„Worüber?“
„Zum Beispiel über deine zukünftige Gattin. Wer ist sie?“ „Elizabeth Cameron.“
„Tatsächlich?“ fragte der Herzog verblüfft. „Ich dachte, du hättest diese unerfreuliche Affäre bereits vor zwei Jahren beendet.“
Ian lächelte nur grimmig.
„Gut“, sagte sein Großvater. „Ich werde der Dame sofort meine Glückwünsche übermitteln.“
„Das wäre ein wenig voreilig“, bemerkte Ian, und im Laufe der nächsten Stunde erläuterte er seinem hartnäckig nachfragenden Großvater widerstrebend, wenn auch vom Brandy ein wenig besänftigt, die gegenwärtige Situation. Über die um Elizabeth im Umlauf befindlichen Gerüchte war der Duke of Stanhope selbstverständlich ebenso informiert wie der gesamte englische Adel.
„Falls du glaubst, daß die Gesellschaft Elizabeth akzeptieren wird, nur weil du sie jetzt heiraten willst, dann irrst du dich, Ian. Deinen Anteil an der häßlichen Geschichte ignoriert man, weil du ein Mann bist, zumal ein reicher und jetzt auch noch ein mit einem Titel versehener. Lady Elizabeth hingegen wird man höchstens notgedrungen tolerieren, aber man wird sie schneiden, wo immer dies nur möglich ist. Es bedarf des Auftretens einiger Personen von großem Ansehen, um die Gesellschaft dazu zu zwingen, Elizabeth Cameron zu akzeptieren.“
Beträfe es nur ihn selbst, hätte Ian dieser Gesellschaft seelenruhig empfohlen, sie möge sich zum Teufel scheren, aber Elizabeth war seinetwegen schon durch die Hölle gegangen, und das mußte er irgendwie wiedergutmachen.
Er dachte noch darüber nach, als sein Großvater erklärte: „Ich werde mich nach London begeben und bei der Bekanntgabe deiner Verlobung anwesend sein.“
„Nein!“ lehnte Ian sofort schroff ab. Den Haß auf seinen Großvater aufzugeben, das war das eine; diesem Mann zu erlauben, sich als Verbündeter in sein — Ians — Leben einzumischen, das war etwas ganz anderes.
„Du solltest dir vielleicht erst einmal meine Argumente anhören“, sagte der Herzog ruhig. „Es gibt zwei gute Gründe für mein Angebot. Erstens wird es sich für Elizabeth überaus günstig auswirken, wenn die Gesellschaft sieht, daß ich vorbehaltlos bereit bin, sie als meine ,Schwiegerenkeltochter‘ zu akzeptieren. Zweitens wird die Gesellschaft den Klatsch über deine angeblich zweifelhafte Abstammung einstellen, wenn sie uns beide einvernehmlich zusammen auftreten sieht. Erst dann wird sie dich als den Marquess von Kensington anerkennen und damit auch Lady Elizabeth als deine Gemahlin.“
Ian schwieg lange. „Ich werde darüber nachdenken“, sagte er dann kurz.
„Gewiß. Falls du dich dann dafür entscheidest, meine Unterstützung anzunehmen, werde ich morgen früh nach London aufbrechen und mich dort in meinem Stadthaus aufhalten. Wann wirst du in der Stadt eintreffen?“
„Das hängt davon ab, wieviel Zeit die Verhandlungen mit Christina Taylors Vater und Elizabeth Camerons Onkel erfordern und wie lange es dauert, bis ich Elizabeth selbst alles auseinandergesetzt und sie überzeugt habe. Alles in allem müßte ich am fünfzehnten in London sein.“
18. KAPITEL
"Alexa, das ist Wahnsinn!“ Elizabeth sprang auf, ballte zornig die Fäuste und ging in dem Grün und Creme ausgestatteten luxuriösen Salon der jungen Herzogin auf und ab. „Mein Onkel hat mir eine Galgenfrist bis zum Vierundzwanzigsten gegeben, und heute haben wir schon den Fünfzehnten. Wie kannst du von mir erwarten, daß ich heute abend an einem Ball teilnehme, wenn mein Leben praktisch zu Ende geht und wir noch keine einzige Lösung gefunden haben?“ Elizabeth war von Schottland heimgeeilt in der Hoffnung, mit ihrem Onkel noch einmal vernünftig reden zu können. Statt dessen hatte dieser sie hocherfreut davon informiert, daß nun auch noch Lord Marchman, der Earl of Canford, ein Heiratsangebot gemacht hatte.
Mit der Ausrede, ein wenig Zeit für die Entscheidung zwischen den beiden zu benötigen, hatte Elizabeth ihm die Frist bis zum Vierundzwanzigsten abgerungen. Julius Cameron hatte ihr sogar die Benutzung seines Stadthauses angeboten, damit sie dort ihre beiden Freier empfangen konnte. Sir Francis Belhaven war gestern in London eingetroffen und belagerte seitdem praktisch das Haus in der Promenade Street.
„Elizabeth“, sagte Alexa, „der Ball könnte die Lösung sein! Jedenfalls ist mir bis jetzt noch keine bessere eingefallen, und nun setze dich wieder hin und trinke eine Tasse Tee. Ich werde dir meine Überlegungen
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