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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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das Wichtigste, überhaupt nach London zu kommen.
    »Ich hab drei Möglichkeiten«, sagte er und hob Daumen, Zeige- und Mittelfinger. »Erstens: Vielleicht schaue ich mich noch mal bei Black Dice Comics um. Das ist der Laden, in dem dieser Icarus Scratch arbeitet, von dem ich dir erzählt hab. Dort hab ich mein erstes Malice-Heft geklaut. Zweitens: Ich weiß, dass Scratch in Kensington wohnt. Kady ist ihm einmal gefolgt und hat es sogar geschafft, sich ins Haus zu schleichen. Dort hat sie das zweite Malice-Heft gefunden. Vielleicht entdecke ich im Laden oder in Scratchs Haus ein Ticket nach Malice oder wenigstens irgendeinen Hinweis, der mir weiterhilft.«
    Wenn er Pech hatte, würde er dort auch Icarus Scratch über den Weg laufen. Der Comichändler war ein extrem gefährlicher Mann, dem Seth möglichst nie mehr begegnen wollte, aber wenn er wieder nach Malice zurückkehren wollte, musste er das Risiko in Kauf nehmen.
    »Und drittens?«, fragte Alicia.
    »Das stillgelegte U-Bahn-Depot in Lewisham. Erinnerst du dich? Eine der Teilnehmerinnen aus dem IRC-Chat hat davon erzählt.«
    »Liegt Lewisham denn bei London?«, fragte Alicia mit großen Augen.
    Seth nickte. »Im Süden. Kady hat eine Zeit lang in Greenwich gewohnt, bevor sie nach Hathern gezogen ist. Lewisham ist ganz in der Nähe.« Er griff nach dem Stift, den er sich von Alicia geliehen hatte, notierte eilig ein paar Buchstaben und Zahlen auf der Rückseite eines Busfahrplans und schob ihr den Zettel hin. »Hör zu, Alicia«, sagte er ernst. »Das ist das Autokennzeichen von Scratchs Wagen. Kady hat es mir unter Hypnose gesagt, bevor ich aus Malice weggegangen bin. Ich weiß nicht, ob es irgendwas nütz t – ich meine, ich hab keine Ahnung, wie man ein Auto finden soll, von dem man bloß das Kennzeichen weiß, bin mir aber ziemlich sicher, dass uns die Polizei nicht weiterhelfen wir d …«
    Alicia hob beide Hände. »Seth. Hör auf.«
    »Was ist denn?«
    »Du kannst nicht einfach so nach London fahren. Wie stellst du dir das denn vor?«
    Seth verstand nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Set h … wir sin d … Kinder! Okay, meinetwegen Jugendliche, abe r … sieh es doch mal realistisch!« Sie klopfte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. »Das Geld, das hier liegt, ist alles, was du besitzt, oder? Wovon willst du dir was zu essen kaufen? Wo willst du heute Nacht schlafen?«
    Seth sah sie stirnrunzelnd an. Er verstand nicht, was sein Alter damit zu tun haben sollte. Abgesehen davon war er noch nie jemand gewesen, der lange im Voraus plante, er machte lieber Nägel mit Köpfen.
    »Ich schlafe im Bus«, sagte er. »Oder in einem Park. Irgendetwas wird mir schon einfallen.«
    »Weißt du, wie gefährlich es ist, in London in einem Park zu übernachten?«, rief Alicia.
    »Nein«, sagte er. »Weißt du’s? Vor ein paar Minuten hast du noch nicht mal gewusst, wo Lewisham überhaupt liegt.«
    Darauf hatte Alicia keine Antwort. »Ich hab einen Vorschlag«, sagte sie schließlich. »Komm mit mir nach Hause. Ich schmuggle dich in mein Zimmer. Du kannst bei mir übernachten und morgen Früh können wir dan n …«
    Seth schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Das ist viel zu riskant. Ich will nicht auch noch deine Familie da mit reinziehen. Vergiss nicht, dass Tall Jake und seine Leute hinter mir her sind.«
    Alicia sah ihn eindringlich an. »Seth! Das kannst du nicht machen. Das ist einfach eine Nummer zu groß für dich.«
    »Und ob ich es machen kann«, widersprach er. »Ich muss es sogar machen.« Seth beugte sich mit grimmig entschlossener Miene zu ihr vor. »Versteht du denn nicht? Ich kann nicht mehr nach Hause zurück. Und jeder, der mir hilft, bringt sich selbst in Lebensgefahr. Ich hab keine Wahl, Alicia. Von jetzt an kann ich nur noch vorwärtsgehen, es gibt kein Zurück mehr.« Er griff nach seinem Rucksack und legte ihn sich in den Schoß. »Das Ding hier in meinem Rucksack könnte Menschenleben retten. Verstehst du nicht, welche Verantwortung ich trage? Mit jedem Tag, den ich warte, werden mehr Jugendliche von Tall Jake nach Malice verschleppt. Dein Freund Philip könnte der Nächste sein. Du könntest die Nächste sein.«
    Alicias Augen füllten sich sofort mit Tränen, als er sie daran erinnerte, dass sie ihr eigenes Schicksal besiegelt hatte. Seth hätte ihr das gerne erspart, aber es war nun einmal nur noch eine Frage der Zeit, bis Tall Jake sie sich holen würde.
    »Weißt d u …«, fuhr er zögernd fort. »Ich hab mir mein ganzes Leben lang

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