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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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eine Küchenschabe eilig unter einen Schrank huschte.
    Einen Moment blieb er reglos stehen und lauschte angestrengt, aber es war totenstill im Haus.
    Zur Sicherheit lehnte er die Hintertür nur an, um sich für den Notfall einen Fluchtweg offen zu halten, und machte sich dann leise auf, den Rest des Hauses zu erkunden. Von der Küche aus schlich er in einen kleinen Flur mit einer Wandnische, die als Garderobe diente, an der jedoch nur leere Bügel hingen.
    Seth beschloss, das als gutes Zeichen zu sehen.
    Eine gegenüber der Haustür liegende Treppe, die mit einem fleckigen, erbsengrünen Teppich ausgelegt war, führte ins Obergeschoss. Seth ging aber nicht hinauf, sondern blieb in der Tür zum Wohnzimmer stehen. Durch die zugezogenen Vorhänge sickerte das gelbe Licht der Straßenlaternen in den Raum.
    Irgendetwas knarrte im oberen Stock.
    Seth erstarrte und spähte ängstlich die Treppe hinauf, konnte aber nicht weiter als bis zum oberen Absatz sehen.
    War das vielleicht nur das Geräusch der alten Holzdielen gewesen, die sich über Nacht abkühlten und zusammenzogen?
    Wie zur Bestätigung knarrte es noch einmal. Aber diesmal war es ganz bestimmt nicht das Holz, das arbeitet e – dort oben bewegte sich jemand. Allerdings hatte sich das Knarzen nicht nach menschlichen Schritten angehört. Dazu war es nicht laut genug gewesen. Es hatte eher so geklungen, als o b …
    Plötzlich fiel ihm wieder siedend heiß ein, was Kady ihm damals erzählt hatte. Neben Scratch, Miss Benjamin und Tall Jake war noch jemand im Haus gewesen. Jeman d – oder besser gesagt etwas , was oben in einem Zimmer eingesperrt gewesen war. Kady hatte durchs Schlüsselloch gespäht und direkt in horizontal geschlitzte gelbe Augen gestarrt.
    Hau ab! , schrie eine Stimme in seinem Inneren. Hau ab, so schnell du kannst!
    Aber er konnte jetzt nicht gehen. Noch nicht. Er wollte zumindest die Chance nutzen, sich unten kurz umzusehen, und beruhigte sich damit, dass das Wesen wahrscheinlich in dem Zimmer eingesperrt war. Obwohl er es eigentlich selbst nicht glaubte, fühlte er sich danach besser.
    Das Knarren verstummte und Seth stieß leise den Atem aus, den er, ohne es zu merken, angehalten hatte. Was auch immer das für ein Wesen wa r – es bewegte sich nicht mehr. Auf Zehenspitzen schlich er weiter.
    Im Wohnzimmer erwartete ihn ein ähnliches Chaos wie in der Küche. An einer Wand stand ein zerschlissenes altes Sofa, am Boden lagen Zeitschriften und alte Zeitungen verstreut, dazwischen standen verdreckte Teller. Eine Hälfte des Raumes war durch zwei zusammengeschobene Tische, die aussahen, als stammten sie aus einer Schulcafeteria, in ein provisorisches Büro umgewandelt worden. Als Sitzgelegenheiten dienten zwei alte Plastikgartenstühle. Auf einem der Tische stand ein billig aussehender PC mit schwarzem Monitor. Daneben leuchteten die LEDs eines Telefons mit integriertem Fax. Auf dem anderen Tisch stapelten sich Unterlagen und Aktenordner, aus denen Blätter hervorquollen.
    Seth sah sich ratlos um. Er hatte keine Ahnung, wo er mit der Suche anfangen sollte. Den PC einzuschalten war ihm zu riskant, womöglich würde er beim Hochfahren Geräusche von sich geben. Davon abgesehen kannte er sich zu wenig mit Computern aus und hätte ohne Kadys Hilfe vermutlich sowieso nichts Brauchbares darin gefunden. Also nahm er sich den Aktenstapel auf dem anderen Tisch vor und begann in den Unterlagen zu blättern. Er musste sich tief darüberbeugen, um in dem dämmerigen Licht, das durch die Vorhänge drang, etwas erkennen zu können. Seine Taschenlampe anzuschalten, wagte er nicht, aus Angst, jemand könnte von außen den Lichtstrahl sehen.
    Er fand alte Quittungen, Rechnungen, Bestellungen, ein Mahnschreiben, weil die Miete nicht pünktlich überwiesen worden war. Alle Briefe waren an Icarus Scratch adressiert.
    Staunend wühlte sich Seth durch den Berg an Unterlagen. Icarus Scratch und Miss Benjamin führten hier ein richtiges kleines Unternehmen! Aber warum? Bestimmt nicht, um Profit damit zu machen, so viel stand fest. Soweit er wusste, wurde der Comic nicht einmal regulär im Handel verkauft, sondern gelangte auf allen möglichen Umwegen in die Hände der Jugendlichen. Vielleicht steckte Icarus Scratch ihnen das Heft verschwörerisch unter dem Ladentisch zu, wenn es ihne n – angelockt durch die Gerüchte, die um den Comic kursierte n – gelungen war, den Black-Dice-Comicladen ausfindig zu machen. Bei Justin hatten die Hefte einfach im Briefkasten gelegen.

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