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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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sein könnte, es sei den n …
    … er käme aus Malice.
    Seths Hand fuhr in die Tasche. Er besaß ein Ticket! Das schwarze Ticket, das er im Haus in Kensington gefunden hatte. Und falls er sich jetzt tatsächlich schon innerhalb von Malice befand, konnte er es benutzen und mit dem Zug zu Kady fahren!
    Seine ganze Aufmerksamkeit war auf das immer näher kommende Licht gerichtet, sodass er das zum Zombie mutierte Mädchen erst sah, als es bereits zu spät war. Sie hatte sich in der Dunkelheit des Tunnels an ihm vorbei zur anderen Seite des Bahnsteigs geschlichen, wohl wissend, dass er aus dieser Richtung nicht mit einem Angriff rechnen würde. In welcher Gefahr er schwebte, begriff er erst, als er ihre nackten Füße über die Steinplatten klatschen hörte.
    Im nächsten Moment war sie auch schon über ihm und riss ihn zu Boden. Keuchend schrie er auf und trat nach ihr, während sie nach ihm schnappte und ihm mit ihren Klauen Arme und Gesicht zerkratzte. Seth rang verzweifelt mit ihr und versuchte zu verhindern, dass sie ihre Reißzähne in seine Kehle schlug. Plötzlich erfüllte das laute Rumpeln des einfahrenden Zugs den Tunnel. Alles um ihn herum war nur noch Chaos, Lärm und Bewegung.
    Es war der pure Überlebenswille, der Seth die Kraft verlieh, weiter gegen das Mädchen zu kämpfen, doch sosehr er auch zappelte und strampelte, es gelang ihm einfach nicht, sie abzuwerfen.
    Auf einmal durchzuckte ihn ein Geistesblitz. Das Kung-Fu-Training! Auch eines der Hobbys, die er angefangen und bald wieder aufgegeben hatte, weil es ihm zu langweilig geworden war.
    Setzt das Gewicht eures Gegners gegen ihn ein, hatte ihr Trainer ihnen immer eingeschärft.
    Seth zog die Knie an und schaffte es, sie in den Brustkorb des Mädchens zu rammen. Sie stieß einen gurgelnden Schrei aus, drehte sich zur Seite und versuchte ihn in die Wange zu beißen. Er stemmte einen Fuß gegen ihre knochige Hüfte, hielt sie so auf Abstand und rollte sich dann blitzschnell nach hinten. Als sie sich gerade wieder auf ihn stürzen wollte, streckte er ruckartig das Bein vor und stieß sie mit aller Kraft von sich. Das Mädchen flog in hohem Bogen durch die Luft über den Rand des Bahnsteigs und landete mit einem harten Aufprall auf dem Gleis. Kreischend richtete sie sich wieder au f …
    … und dann war nur noch das metallische Quietschen des einfahrenden Zuges zu hören.
    Seth lag schwer atmend auf dem Rücken. Unzählige Kratzer und Bisswunden brannten auf seinen Wangen und seinem Kinn. Es kam ihm vor, als würde sein Körper nur noch aus Schmerz bestehen.
    Aber er lebte.
    Stöhnend richtete er sich auf, als der Zug in einer Wolke aus beißendem Dampf zum Stehen kam. Falls er noch irgendwelche Zweifel gehabt hatte, dass er wirklich in Malice war, wurden sie beim Anblick des Zuges endgültig ausgeräumt. Er war schwarz und mit spitzen Stacheln bewehrt und ähnelte in nichts etwas, was jemals durch die Tunnel des Londoner U-Bahn-Netzes gefahren war.
    Die Türen öffneten sich zischend, und auf den Stufen vor ihm erschien der Schaffner.
    Seth lächelte erschöpft. »Wie schaffen Sie es eigentlich immer, überall gleichzeitig zu sein?«, fragte er. »Oder gibt es Hunderte von Klonen von Ihnen?«
    »Ich bin einzigartig«, antwortete der Schaffner trocken.
    Vor Erleichterung, dem Tod wieder mal in letzter Sekunde von der Schippe gesprungen zu sein, brach Seth in hysterisches Kichern aus. »Kennen Sie zufällig den Weihnachtsmann?«, fragte er, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. »Von dem wird auch behauptet, dass es ihn nur einmal gebe, und trotzdem schafft er es, in einer einzigen Nacht gleichzeitig in jedem Haus zu sein.«
    »Sehr beeindruckend«, sagte der Schaffner in gelangweiltem Tonfall und drehte sich um.
    Seth stieg die Stufen hinauf und folgte dem Kontrolleur in den Waggon.
    »Wo soll es hingehen?«
    Seth reichte ihm sein Ticket. »Zum Terminus«, sagte er. Dann erinnerte er sich an seine guten Manieren und fügte ein »Bitte« hinzu.
    Der Schaffner warf einen Blick auf das Ticket und nickte. »Sehr wohl, junger Mann. Dann also zum Terminus.«

Im Terminus

    1
    Als sich die Türen des Waggons zischend öffneten, drängten die Passagiere auf den Bahnsteig. Die Vielfalt der Bewohner von Malice war wirklich atemberaubend. Kady sah insektenartige Geschöpfe mit dunkler Haut und riesigen Facettenaugen, kugelrunde Klopse auf Stummelbeinen, die sich ächzend durch die schmalen Türen pressen mussten, um den Zug zu verlassen, und

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