Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
leidenschaftlich wie am Anfang der Flitterwochen, denn Rafael hatte Angst, sie wieder zu verletzen.
Julie war in diesen Wochen ihrer Ehe aufgeblüht. Sie strahlte den Zauber einer Frau aus, die geliebt und begehrt wird. Ihre Warmherzigkeit tat ihm gut, ihre Leidenschaft fesselte ihn. Trotzdem blieb er reserviert. Schon einmal hatte eine Frau sein Herz gebrochen. Ein zweites Mal würde er nicht überleben.
Nach zwei Wochen in Paris flogen sie weiter nach Madrid. Er sah die Stadt mit Julies Augen und genoss ihre Begeisterung. Als sie ihm erzählte, sie habe dreitausend Dollar für einen sechsmonatigen Aufenthalt in Spanien gespart, lachte er. Diesen Betrag hatte er schon in der ersten Woche ihres gemeinsamen Urlaubs ausgegeben.
Sie wohnten in einem Luxushotel und dinierten in Madrids Edelrestaurants. Nach dem Sommertrubel mit Touristen aus aller Welt waren die Straßen und Plätze der Stadt jetzt im Oktober nicht mehr so hektisch und überfüllt. Nachmittags, wenn die Sonne langsam an Kraft verlor und es kühler wurde, gingen sie bummeln. Rafael las ihr jeden Wunsch von den Augen ab und machte ihr großzügige Geschenke. An einem Tag waren sie mit zwei alten Freunden von Rafael, erfolgreichen Kunsthändlern, zum Mittagessen verabredet.
Juan Ortiz, einer der Freunde, saß Julie in dem kleinen gemütlichen Restaurant gegenüber. „Sie sprechen perfekt Spanisch“, lobte er. „Allerdings mit mexikanischem Akzent. Nach einem längeren Aufenthalt hier würde der sicher verschwinden.“
Lächelnd antwortete Julie: „Leider fliegen Rafael und ich nächste Woche zurück nach Mexiko.“
„Aber Rafael wird sehr viel zu tun haben. Warum bleiben Sie nicht hier und lernen den richtigen Akzent von mir?“
„Das ist leider ganz unmöglich, Señor Ortiz. Rafael und ich sind erst seit Kurzem verheiratet. Ich liebe ihn so sehr, ich könnte es nicht einen einzigen Tag ohne ihn aushalten.“ Sie hielt Rafael das Weinglas hin. „Bekomme ich noch einen Schluck, Liebling?“
Rafael, der dem Geplänkel gelauscht hatte, entspannte sich wieder. Julie hatte gut auf Juans Flirtversuch reagiert. Wahrscheinlich nur, weil ihr Mann mit am Tisch saß. Oder?
Er ärgerte sich über seine ständige Eifersucht. Julie hatte alles richtig gemacht. Doch als Juan Ortiz ihr zum Abschied die Hand küsste, wäre Rafael am liebsten dazwischen gegangen und hätte gesagt: „Das ist meine Frau. Meine Julie. Meine Liebe.“
Doch er schwieg, weil er nicht mehr wagte, an die Liebe zu glauben.
14. KAPITEL
An einem kühlen Herbsttag kehrten sie nach Janitzio zurück. Aus Mexiko City hatten sie Kico telefonisch über ihre ungefähre Ankunftszeit informiert, und als sie – gefolgt von zwei Gepäckträgern – langsam die Anhöhe zur Hazienda erklommen, wartete der Kleine auf dem Felsvorsprung.
„Hier bin ich!“, rief er, drehte sich um und lief ihnen entgegen. Julie fing ihn auf und drückte ihn an sich. „Wir haben dich schrecklich vermisst“, sagte sie und küsste ihn auf die Wangen. „Stimmt’s, Rafael?“
„Ja, klar.“ Freundschaftlich klopfte er Kico auf die Schulter. „Warst du artig?“
„ Si ,Papa.“ Der Junge griff nach JuliesTasche, die sie abgesetzt hatte. „Ich trage sie für dich.“
„Danke.“ Liebevoll strich Julie ihm übers Haar. „In der Tasche sind übrigens deine Geschenke.“
„Hast du mir wirklich etwas mitgebracht?“
Allerdings: Ein Computerspiel, einen Rucksack, eine Baskenmütze, eine Wolljacke und ein T-Shirt aus jeder Stadt, die sie besucht hatten. „Das wirst du schon sehen“, sagte sie lachend und wandte sich zu Rafael um. „Ist es nicht schön, wieder zu Hause zu sein?“
Ihre überschwängliche Reaktion war so ganz anders als Margaritas. Seine erste Frau hatte Janitzio gehasst und hätte lieber in Mexiko City oder Acapulco gewohnt. „Die Insel ist ja schrecklich abgelegen“, hatte sie bei ihrem ersten Eintreffen entsetzt festgestellt.
„Ich lebe hier, weil ich in Ruhe arbeiten kann“, erklärte er damals. „Woanders käme ständig jemand auf einen Drink hereingeschneit. Ich lasse mich bei der Arbeit nur ungern unterbrechen. Wenn du möchtest, fliegen wir aber gelegentlich nach Mexiko City oder alle sechs Monate nach Acapulco.“
„Alle sechs Monate?“ Entsetzt verzog sie das Gesicht. Kalt und wütend blickte sie ihn an.
„Wir sind in den Flitterwochen“, wandte er ein. „Wir brauchen niemanden um uns herum.“
„Das hast du gesagt, Liebling.“ Eine Woche später flog Margarita in
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