Head over Heels 2
bedeckt. Ich erschrecke, als die Klingel ertönt und William mich ruckartig hochzieht.
„ Besuch?“, fragt er skeptisch.
„ Keine Ahnung“, flüstere ich, längst auf dem Weg zur Tür. Als ich öffne, fällt mein Blick auf eine Flasche Sekt. Ein Beutel, der mir fast aus den Händen fällt, folgt, dann werde ich zur Seite geschoben, die Tür wird geschlossen, doch noch immer habe ich keinen blassen Schimmer, wer sich hier hereindrängt. Ich ahne Schlimmes. Meine erste Vermutung gilt Dickbauch, doch woher sollte er wissen, wo ich wohne?
„ Na, wieder nüchtern?“, vernehme ich Naomis Stimme, während ich mich aus dem Gefängnis befreie, das aus Brötchen und billigem Sekt besteht.
Verdattert beobachte ich , wie sie sich aus ihrer Jeansjacke schält. „Denke schon. Und das?“, frage ich und hebe beide Gegenstände hoch.
„ Frühstück. Einmal zum Aufwärmen, einmal zum Auftanken.“
„ Oh.“
„ Du hast mir gestern wirklich gut gefallen. Das sollten wir öfters machen“, plappert sie, während sie in Richtung Küche marschiert, wo ich sie auf keinen Fall haben möchte.
„ Naomi“, rufe ich ihr nach und packe sie bei den Schultern. Verdammt, klingt das verzweifelt, gerade so, als würde ich eine Leiche verstecken! „Mir geht es echt nicht gut – ich könnte kotzen. Vielleicht verschieben wir dieses wirklich lieb gemeinte Frühstück auf morgen.“
„ Er ist hier, nicht wahr?“, wispert sie.
Leise schließe ich die Tür zum Wohnzimmer und schiebe Naomi sicherheitshalber noch den Flur entlang.
„ Ihr habt euch doch nicht etwa versöhnt?“
Was soll ich tun, rattert mein Gehirn. Es ist zu frü h, um etwas zu sagen. Ich will erst sehen, ob er sich bewährt oder mich bei der nächsten Gelegenheit fallen lässt.
„ Na, sicher habt ihr das. Sieh dich an – du gleichst einem frisch gefickten Eichhörnchen.“
Neugierig blicke ich an mir nach unten, entdecke jedoch nichts Auffälliges. „Wir haben nur geredet.“
„ Hat er hier geschlafen?“, übergeht sie meinen Einwand.
Mann , sie kann manchmal fast noch anstrengender sein als William. Jedoch nur fast. „Ja, aber nur, weil ich es wollte, ich wäre ohnehin zu nichts mehr fähig gewesen.“
„ Pff“, sie klingt belustigt. „Da muss sich erst mal jemand auskennen. Selbstverständlich lasse ich euch in Ruhe. Macht, was immer ihr machen wollt. Ruf mich später an und berichte“, bittet sie augenzwinkernd, huscht nach draußen und verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist.
5. Kapitel
Nachdem wir uns umgezogen haben, ich mich ein wenig aufgebrezelt und William seinen Wagen geholt hat, sind wir nun unterwegs nach Leeds.
Williams Ei nfall – was soll ich dazu sagen?
Anstatt den Tag im Bett zu verbringen, so wie es mein Zustand eigentlich erfordert hätte, schleppt er mich durch halb Kent, nur um einen Nachmittag lang Golf zu spielen. Doch wie intelligent muss man sein, wenn man einen Golfplatz direkt neben einem Wasserschloss anlegt? Ich betone – überall Wasser, mittendrin Rose, die zum ersten Mal in ihrem Leben einen Ball mit einem Schläger in ein winziges Loch schießen soll. Selbstverständlich spielt Mister Bennet Golf. Hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre.
Doch bei aller Liebe zum Sarkasmus, als w ir Leeds Castle erreichen, klappt selbst mir die Kinnlade nach unten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein schöneres Postkartenmotiv als das hier gibt. Die Gärtner haben erstklassige Arbeit geleistet, inmitten eines Meeres aus roten, gelben und blauen Tulpen steht es – Leeds Castle. Seit über tausend Jahren thront es hier, erklärt mir William beiläufig, als wir aussteigen und ich mich recke, um einen besseren Blick auf all diese Pracht zu erhaschen. Tausend Jahre!
„ Muss ziemlich einschüchternd gewirkt haben, wenn man mit einem Speer und etwas Ähnlichem in der Hand darauf zugelaufen ist“, denke ich laut.
„ Ein Speer“, wiederholt er grinsend und schließt das Auto ab. „Heinrich VIII. hat es für seine erste Frau, Katharina von Aragon, umbauen lassen und sie mehr oder minder hierher verbannt. Es wird auch das Frauenschloss genannt, da es immer wieder Herberge und Zufluchtsort verschiedener Königinnen gewesen ist.“
Ich bin beeindruck t von seinem Wissen und folge ihm stumm, während wir uns am Ende der Warteschlange anstellen. Heute haben wohl alle dasselbe wie wir geplant.
„ In den 1940er Jahren wurde hier der Film Adel verpflichtet gedreht“, erklärt William und legt einen
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