Head over Heels - Band 1 (German Edition)
die Ecke und nur zwei Sekunden später bin ich alleine. Ich will nur noch schnell die Überreste unserer Einweihungsparty wegräumen, bevor ich ins Bett gehe. Der vertrauteste Ort in dieser Wohnung. All die fremden Geräusche, die Dunkelheit, die Einsamkeit und die Nachwirkung unseres Gesprächs lassen mein Gehirn auf Hochtouren arbeiten. Ich glaube zwar nicht an Geister und würde mich selbst als geerdet bezeichnen, trotzdem laufe ich wie von Furie gehetzt ins Bad, drehe dabei keine Sekunde das Licht aus und ziehe sofort die Rollos nach unten. Demnächst muss ich mich wohl nach einem Therapeuten umsehen.
Ich stehe bereits im Schlafzimmer, als mein Handy klingelt und ich wie eine Wahnsinnige aufs Bett springe – meine rettende Insel, weiß Gott, was alles unterm Bett lauern könnte.
Scheiße, unbekannter Teilnehmer, denke ich und sehe mich bereits in einer Hauptrolle in Saw. „Hallo?“ Mein Gott, klinge ich dämlich.
„Hallo, sind wir also doch noch wach?“ William ist am anderen Ende der Leitung und atmet so laut aus, dass es fast einem Stöhnen gleichkommt.
„Sonst hättest du mich nicht an der Strippe. Hast du das Essen gut überstanden?“
„Gott sei Dank ist es vorbei.“
Scheint, als könnte er Aufmunterung gebrauchen. „Klingt nicht so gut.“
Er lächelt, das höre ich seiner Stimme an, als er weiterspricht. Doch er wäre nicht William, würde er nicht das Thema schnell von ihm weg- und zu mir hinleiten. „Wie geht es dir? Die Kisten bereits ausgepackt?“
Schön wär´s. „Noch meilenweit davon entfernt. Im Exposé stand nämlich nicht, wie unheimlich eine so riesige Wohnung nachts sein kann. Vor allem, wenn man alleine ist.“
„Soll das etwa eine zweideutige Einladung sein?“, fragt er und scheint den Stein, der in meiner Magengrube liegt, ins Rollen gebracht zu haben.
Ja, um alles in der Welt, komm endlich! Doch ich wäre nicht ich, wenn ich mich nicht besser unter Kontrolle hätte. Na ja, vielleicht hilft ja Selbstbetrug. „Du sitzt doch im Auto“, kehre ich das trotzige Kind hervor, „komm bitte zu mir.“
„Na gut, Babe, ich bin gleich da.“
Als er aufgelegt hat und ich weiß, dass ich bald nicht mehr alleine sein werde, beginnt sich der Knoten in meinem Hals zu lösen. Ich kuschle mich ins Bett, wage es sogar, die Nachttischlampe auszuschalten, und verlasse mich auf das Licht im Flur, welches mich wie in eine sichere Blase hüllt. Es ist ein fast schon vertrautes Gefühl zu wissen, dass William gleich neben mir liegen wird. Ich freue mich auf ihn, freue mich, von seinem Tag zu erfahren, auch wenn wir die meiste Zeit zusammen waren. Und da er sich extra auf den Weg macht, um das verstörte Kind vor dem Monster im Schrank zu retten, muss es ihm auch guttun, nicht alleine einzuschlafen.
Die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen, falle ich bald in tiefen Schlummer. Auch wenn es ein unruhiger Schlaf ist, weiß ich nicht, wie lange er unterwegs war. Doch als ich William hinter mir spüre, die Kälte von draußen noch an den Händen, sein typischer Geruch, getränkt vom Rauch des Lokals, in dem er essen war, sein Mund an meinem Hals, den er mit all der Zärtlichkeit verwöhnt, nach der er den ganzen Tag gelechzt hat, wache ich so sanft auf, dass es dauert, um zwischen Traum und Realität zu unterscheiden. Ich bewege mich, schiebe mich näher an ihn heran und greife nach seiner Hand, die er um meine Taille gelegt hat. „Du bist da“, flüstere ich ins Kissen.
„Ja, ich war nur noch schnell bei mir zu Hause und hab mir für morgen Sachen geholt. Vielleicht sollte ich den freien Teil im Schrank mit ein paar Notklamotten ausstatten. Wenn die Dame des Hauses es erlaubt.“
Ich schmunzle und zeichne die Kuppen seiner Finger mit den meinen nach. „Es ist deine Wohnung.“ Wie er das hasst!
„Ich verkneife mir einen Kommentar“, brummt er und schiebt eine Hand unter mein Pyjama-Oberteil. „Du riechst nach Alkohol.“
Sherlock Holmes im Dienst, oder was? „Naomi war hier. Und das, was sie mir erzählt hat, war sicher dein Verdienst. Nicht wahr?“, antworte ich.
„Sie hat mir letztes Mal leidgetan, darum habe ich mit George geredet. Er meinte, er war sich nicht sicher, ob sie nicht diejenige ist, die einen One-Night-Stand haben wollte.“
George, denke ich mit aufkommender Wut im Bauch und schüttle angewidert den Kopf. „Ich möchte jetzt nicht über George reden“, stelle ich fest und drehe mich zu ihm um.
„Worüber möchtest du gerne reden?“, will er wissen und
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