Head over Heels - Band 1 (German Edition)
kann in meiner Situation nicht mehr zulassen.“
Ich atme durch, denn das Wichtigste ist ausgesprochen. Sicher handelt es sich nur um die Rohfassung dessen, was sich in meinem Kopf abspielt. Doch Lisa sieht so bestürzt aus, dass ich nicht wage, noch ein Wort zu sagen.
„Du redest von einer Beziehung. Empfindest du so für ihn?“
„Nein, natürlich nicht. Es ist Interesse, Verlangen, aber was soll es werden? Selbst eine Affäre wäre zu viel.“
Meine Schwester greift nach meiner Hand und küsst sie zärtlich. Ich lehne mich zurück und versuche, den Nebel in meinem Hirn zu durchbrechen. Es wäre schön, wieder klar denken zu können. Aber es gelingt mir nicht.
„Rose, ich würde den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken. Ich verstehe deine Bedenken, aber lass es einfach auf dich zukommen. Du willst immer alles planen – schon Jahre im Voraus. Bei Taylor hat dich das sehr weit gebracht, oder?“ Sie runzelt die Stirn und streicht mir wieder über die Unterseite meiner Hand. „Du hast ihn zum Idealbild des Mannes aus deiner Vorstellung gemacht, welchem er nie gerecht werden konnte – kein Mensch der Welt kann das. Und auch dich selbst hast du in ein Muster gezwängt, wobei die echte Rose nie zum Vorschein kommen darf.“
Wahre Worte. Ich bin schon immer die große Planerin gewesen. Meine Eingebung sagt mir einfach, dass jeder Schritt etwas bewirkt. Gehe ich vor, kann ich morgen tot sein oder noch leben. Gehe ich zurück, ebenso. Ich versuche so gut es geht, vorausschauend zu sein, was mir nicht immer geholfen hat.
„Du sagst, du wärst ‚nur’ ein einfaches Mädchen aus Cornwall, aber sieh mal, wie weit es dieses Mädchen gebracht hat. Und William scheint es egal zu sein, was du bist oder was du nicht bist.“
„Er treibt sich auch mit Nutten herum. Wirklich hoch scheint die Messlatte nicht zu liegen.“
„Du kommst auf jeden Fall morgen mit“, erklärt sie entschieden und steht auf. „Und mir ist es egal, wenn ich dich in einer Zwangsjacke ins Roux tragen muss. Rede mit ihm und sieh zu, was herauskommt“, sagt sie zu mir heruntergebeugt. „Einen Schritt nach vorn oder zurück, aber nicht stehen bleiben …“
„Sonst trifft es dich sicher“, vervollständige ich den Satz, der unsere Kindheit geprägt hat.
„Ich muss kochen, ruh dich noch ein wenig aus, Miss-ich-verdreh-Mister-superreich-und-supersexy-den-Kopf, das darf ich doch über deinen Freund sagen?“
„Er ist nicht mein Freund“, rufe ich ihr nach, als sie bereits in der Küche verschwunden ist. Susi lächelt mich an. „Deine Mutter spinnt. Sie hat Wahnvorstellungen“, wende ich mich an die Kleine, die ernst nickt, als würde sie meine Meinung teilen.
7. Kapitel
„Ich weiß, dass ich zu spät bin“, fahre ich Debby an, die mir mit grimmiger Miene eine Liste der Anrufe reicht, die sie in meiner Abwesenheit entgegengenommen hat. Sie jedoch zieht nur weiter eine bissige Schnute und setzt sich wieder.
„Mr. Bennet hat dich heute schon gesucht.“
Dieser Satz lässt meinen Blick erneut zu Debby schweifen, die nun siegessicher die Schultern strafft. Es erübrigt sich nachzuhaken, welcher Mr. Bennet nach mir gefragt hat.
„Wie ich schon sagte, ich habe verschlafen“, fauche ich zurück, was jedoch nur die halbe Wahrheit ist. Denn verschlafen habe ich um gerade einmal zwanzig Minuten, was mir allerdings noch nie passiert ist. Schlimmer war es, als mir Frank vom Telefonat mit William erzählte. Völlig beiläufig beim Frühstück. Doch während er weiter sein Croissant aß, beschleunigte sich mein Puls, um beim Gedanken an heute Abend achterbahnartig in den Keller zu rutschen. Dies war auch der Grund, warum ich zuerst mein Handy vergaß, dann feststellte, dass ich meinen Chip, der mir den Zugang in die heiligen Hallen der Bennet Group sicherte, liegen hab lassen. Und zum Schluss verpasste ich auch noch die Bahn, was mich weitere zehn Minuten kostete. Ich rannte die Liverpool Street entlang, kollidierte dabei fast mit einem älteren Herrn, der mir noch lange hinterherfluchte, ehe ich, völlig atemlos und verschwitzt, in der Chefetage auftauchte.
Den Tag als den schlimmsten meines Lebens deklarierend, verziehe ich mich in mein Büro, wo ich mich in den Sessel fallen lasse. Ich weiß, dass heute ein wichtiger Termin ansteht. Heute soll die notarielle Übergabe der Firma stattfinden. Ich habe mich lange auf diesen Tag vorbereitet, nicht, dass mich da drinnen im Besprechungsraum jemand
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