Head over Heels - Band 1 (German Edition)
bräuchte, doch die Unterlagen sind alleine mir zu verdanken. Charles Bennet legt immer Wert auf Pünktlichkeit – sicher konnte man verschlafen. Doch warum gerade an einem solch wichtigen Tag?!
Nachdem ich mich durch Debbys Liste gearbeitet habe, die Mails durchgegangen bin und schließlich die ersten Termine für nächste Woche plane, höre ich Stimmen im Vorraum, die verraten, dass die wichtigen Herrschaften am Gehen sind. Mein Herz zieht sich zusammen. Nicht nur, weil ich William sehen werde, sondern weil ich nicht weiß, was mir meine Verspätung einbringen wird.
Besser jetzt als später, denke ich und klopfe an Mr. Bennets Tür. Im nächsten Moment stehe ich in der Höhle des Löwen, wobei der Löwe heute mehr als gut aussieht. Unverschämt gut, fällt mir dazu ein, was scheinbar eine lähmende Wirkung auf meine Beine und meine Kiefermuskulatur hat.
Langsam komme ich wieder in Bewegung und gehe auf die beiden zu. Mr. Bennet sieht besorgt zu mir. Erleichtert atme ich auf – dann nimmt er mir die Verspätung also nicht übel.
Ihm kann es ja auch mittlerweile egal sein. Sein Sohn könnte sauer auf mich sein, doch ich bezweifle, dass er es bei diesem Glitzern in seinen Augen wirklich ist.
Seine Haare trägt er heute sehr züchtig nach hinten gestrichen. Ein schwarzer Anzug, eine schwarze Weste und ein strahlend weißes Hemd runden den Anblick ab. Ich schlucke, verdränge den Dreiteiler inklusive seines hübschen Inhalts und zwinge mich, zu Mr. Bennet zu sehen, der sich niedergesetzt hat und mir wie üblich meinen Stuhl nach hinten schiebt.
„Ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser, Rose“, meint Mr. Bennet, während ich ungeschickt Platz nehme. Wie soll ich mich auch normal verhalten, wenn mich diese wundervollen Augen durchlöchern? Und nur er und ich wissen, wie diese Augen vor Lust glühen können.
Wieder atme ich durch, zwinge mich, ruhig zu bleiben und mich nicht wie ein Kind zu verhalten. „Ja danke. Ich hatte gestern keinen guten Tag.“
Autsch – ich hoffe, William versteht das nicht falsch. Denn die Trennung war schlimm, das, was danach kam … fantastisch.
„Wenn es nicht geht, dann nehmen Sie sich frei. William und ich schaffen das schon“, verkündet Mr. Bennet lächelnd und nimmt mir die Unterlagen aus der Hand. „Am besten ist, du übernimmst das. Es ist deine Firma, deine Termine, deine Rose.“
Charles Bennet steht auf und bietet William seinen Platz an, nicht wissend, was er eben gesagt hat. Ich, knallrot und nur mehr ein Häufchen dessen, was ich einmal war, bevorzuge den Teppichboden unter meinen Füßen, statt in Williams Augen zu sehen, die vor Belustigung strahlen. Er widmet sich meinen Notizen, beabsichtigt oder nicht, aber er zieht es in die Länge.
Langsam hebe ich den Blick, sehe in sein Gesicht, welches noch immer den Papieren zugewandt ist, und fixiere dann seine Lippen. Diese Lippen – ich weiß nun genau, wie sie sich anfühlen, wie sie schmecken. Seine Hände – oh Gott, was er alles mit diesen Händen anstellen könnte! Er könnte mich damit in Ekstasen bringen, die uns früher oder später abhängig voneinander machen würden.
„Wer ist Brandon Knight?“, fragt er seinen Vater.
Charles Bennet kommt zu uns zurück und schaut ebenfalls in meine Notizen. So populär sind diese noch nie gewesen. „Den kannst du vergessen. Dann versucht er es also auch bei dir. Streichen Sie ihn von der Liste, Rose.“
„Moment mal“, drängt William sich dazwischen, „vielleicht will ich ihn kennenlernen. Für wen arbeitet er?“
„Für Isaac, diesen Aasfresser.“
„Er glaubt, ich fahre die Firma in den Sand, und will sie mir abkaufen. Mir ein verlockendes Angebot unterbreiten.“
Charles Bennet nickt und berührt leicht die Schulter seines Sohnes. Eine solch vertraute Geste habe ich bei den beiden noch nie gesehen. Auch fällt mir auf, dass sie sich heute ziemlich gut verstehen. Liegt es nur an der Übergabe oder was ist in die beiden gefahren?
Mr. Bennet räuspert sich. „Lass dich nicht auf ihn ein. Diese Leute sind geschult. Sie erzählen dir die schönsten Märchen der Welt. Doch was sie wollen, ist dein Geld, deine Firma, dein Einfluss. Sie werden dir Zahlen vorlegen, die sie irgendjemandem entlockt haben. Entschuldige“, sagt er, als sein Handy klingelt und er nach draußen geht.
Ich schlucke, weil ich nun mit William alleine bin. Das erste Mal seit gestern. Er ist weiterhin in meine Unterlagen vertieft, was mir Zeit gibt, mich an diese Ruhe und seine
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