Head over Heels - Band 1 (German Edition)
zerbrochenen Seele vorhanden. Doch wie es bei ihm aussieht, das wage ich mir nicht auszumalen. Wahrscheinlich ist die Sache für ihn abgehakt und er geht unsere Zusammenarbeit professionell an – so, wie er es die ganze Zeit über gewollt hat. Während ich mich zum Deppen gemacht habe und fast so etwas wie Liebe empfinde.
„Wenn du dich nicht wohlfühlst, solltest du zu Hause bleiben“, brummt er, während ich tief in meinen schützenden Kokon, den Schreibtischsessel, sinke.
„Mir geht es gut.“ Meine Antwort klingt patzig.
Er hebt beide Augenbrauen und sieht mich streng an. „Ich habe heute schon eine halbe Stunde lang deine Anrufe entgegengenommen. Wenn du nicht bei der Sache bist, weil du dich nicht gut fühlst, dann nimm dir frei.“
Meine Anrufe? Ich habe nicht einmal gemerkt, dass das Telefon geklingelt hat. Doch ich will mich nicht verstecken. Vielleicht hofft er darauf, damit er sich nicht mit einer trauernden Frau herumschlagen muss.
„Es geht schon.“
„Na gut.“
Dann kehrt er zurück in sein wuchtiges Zimmer, welches meines ohne weiteres verschlingen könnte. Ebenso wie er mich. Noch nie ist er mir so stark und sicher vorgekommen wie gerade eben. Während ich in Selbstmitleid und Selbstzweifel versinke, stellt er das Gegenteil zur Schau.
Der Rest der Woche verlä uft … neutral, mit ein paar Hochs und Tiefs. Ich bin keine Schauspielerin, weshalb es Naomi sofort geschnallt hat, dass etwas nicht in Ordnung ist und mich am Mittwochabend zu einer Cocktailparty schleppt. Während ich an der Bar stehe und mich von ein paar Typen anbaggern lasse, die natürlich alle auf ernsthafte Gespräche und meine Handynummer aus sind, habe ich meine Freundin bald aus den Augen verloren. Wenn jemand weiß, wie man feiert, dann sie.
Nicht nur das Feiern beherrscht sie, auch das Flirten. Ein Latino hat es auf sie abgesehen und sie auf ihn, was damit endet, dass wir schließlich zu dritt im Taxi sitzen, wobei die beiden aneinander kleben und sich die Zungen in den Hals rammen.
Naomi ist wirklich eine gute Freundin, ich weiß, doch von Egoismus versteht sie viel. Vielleicht sogar noch mehr als William.
Schon der Gedanke an ihn treibt mir den Schweiß auf die Stirn.
„Bei dir ist wirklich alles gut?“, fragt Naomi, als wir vor dem Haus meiner Schwester ankommen und sie mit aussteigt.
Ich nötige mir ein Grinsen ab und will nicht an das denken, was zweifelsohne gleich kommen wird: ich, mein Kissen und eine Flut von Tränen. „Alles bestens.“
„Du sagst mir doch immer die Wahrheit?“, bohrt sie angeheitert nach. „Ich kann dir einfach nicht glauben. Außerdem bezweifle ich, dass es etwas mit Taylor zu tun hat. Du bist ein starkes Mädchen und lässt dich nicht verarschen.“
Doch, denke ich wütend auf mich selbst und schließe die Tür auf.
„Aber ... aber, wenn Junior Benchy dir das Leben zur Hölle macht, dich angräbt oder sonst etwas, was du nicht willst, dann werde ich ihn kastrieren. Richte ihm das aus.“
Noch ein Grund, ihr die Wahrheit zu verschweigen. „Denk an deine Gefühle und an morgen“, ermahne ich sie und gebe ihr einen Kuss.
„Pfh, meine Gefühle sind mir scheißegal und morgen, wenn kümmert´s schon, wie ich aussehe.“
„Und an Freitag.“
„Ja, ja. Gute Nacht.“
„Gute Nacht.“
Sie winkt mir auf ihre typische Art zu, als sie zurück zum Wagen geht, wo ihr heißes Date auf sie wartet. Ich trage weiterhin mein künstliches Grinsen im Gesicht und werfe mich Sekunden später dankbar in mein Bett, welches ich nach Williams Besuch frisch bezogen, abgesaugt und einen ganzen Tag gelüftet habe. Jetzt bereue ich es. Ein winziger Hauch seines Shampoos täte mir sicher gut.
Am Freitag stehen hundert ausgewählte Mitarbeiter unserer Firma, mich eingeschlossen, mit gepackten Koffern am Londoner Hauptbahnhof. Naomi und Frankie sind gerade in ein Gespräch vertieft, das die Obszönität des Geschenkes für Charles Bennet zum Inhalt hat. Irgendein Marketingguru hat sich das einfallen lassen. Ich beteilige mich kaum daran. Bin stattdessen fasziniert, fast neidisch, wie lässig die beiden miteinander umgehen – und das, obwohl sie gevögelt haben. Vielleicht bin ich selbst viel zu verkrampft? Keine Ahnung.
„Da haben wir´s ja auch schon – zehn Minuten Verspätung“, kommentiert Naomi die Anzeigetafel am Bahnsteig.
„Dann beträgt die Fahrzeit, ich korrigiere – vier Stunden und 55 Minuten. Und du hast wirklich genug Alk mit?“, klinke ich mich in das lockere
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