Head over Heels - Band 1 (German Edition)
Gespräch ein.
Frankie grinst sein Zahnpastalächeln, welches sicher gut bei den Mädels ankommt. Und da Naomi so nett gewesen ist, mir von Frankies Plänen zu erzählen, werde ich doch tatsächlich rot. „Für dich immer, meine Süße.“
Naomi täuscht Übelkeit vor, ich verdrehe die Augen und sehne das Ende dieser Reise herbei.
Nicht nur, dass ich fünf Stunden durch halb England nach Schottland fahre, um den Geburtstag und den Abschied meines ehemaligen Bosses zu feiern. Sicher zahlt er uns die Zugfahrt, ein superteures Wellnessresort direkt an der schottischen Steilküste, und der Ausblick ist wirklich erste Sahne, Naomis und meiner Internetrecherche sei Dank. Als i-Tüpfelchen muss ich auch noch einen ganzen Abend mit William verbringen. In seinem Elternhaus, mit seiner Familie, seinen Freunden – alles, was ihn berührt und prägt.
„Ich bin ja echt gespannt, wie Benchys Hütte aussieht. Angeblich soll sie riesig sein. Ich hoffe nur, die liefern uns eine Wegbeschreibung. Nicht, dass ich in Junior Benchys Zimmer lande und ihn mit einer Horde Blondinen erwische“, verkündet Naomi prustend und schiebt sich eine Handvoll Chips in den Mund.
„Du würdest doch glatt noch mitmachen“, zieht Frankie sie auf.
„Darauf kannst du wetten. Doch ich würde Rosie mitziehen. Nicht wahr, Rose, er wird uns den Verstand aus dem Kopf vögeln.“
Verzweifelt krame ich in meiner Handtasche und unterdrücke ein Schluchzen. Reiß dich zusammen, Rose!
„Vielleicht ist er gar nicht so gut, wie alle tun“, setzt Frankie dem Ganzen die Krone auf. Und was für eine Krone! Wie kommt dieses verdammte Gespräch von der Verspätung zu Williams Künsten als Liebhaber? Ich sollte die Bahn verklagen. Wäre sie nämlich pünktlich, müsste ich mir das nicht anhören.
Naomi macht eine abwertende Handbewegung. „Wer weiß, aber mein Instinkt sagt mir, dass er es ist. Und bei Gott, ich würde auf meinen Job scheißen, nur um es herauszufinden.“
Liebes, nicht nur auf deinen Job. Er würde deine Würde, dein Selbstvertrauen, dein Selbstwertgefühl und dein ganzes Leben zunichtemachen. Ich spreche aus Erfahrung.
Aus der Ferne ertönt das erlösende Geräusch – endlich fährt der Zug ein. Gefühlte tausend Menschen quälen sich in die Waggons. Ich bin froh, dass wir reserviert haben.
Während wir es uns auf unseren Plätzen gemütlich machen und den vorbeiströmenden Menschen, die noch auf der Suche sind, mitfühlende Blicke zuwerfen, setzt sich der Zug in Bewegung. Ich freue mich über meinen Fensterplatz, der mir Ablenkung verschafft, weil ich die Landschaft genießen kann, die immer hügeliger wird, je weiter wir in Richtung Norden gelangen.
Knapp drei Stunden später passieren wir die Landesgrenze und halten auf die schottische Küste von Dunbar zu. Pünktlich um vier wird Tee serviert, was ich nicht als selbstverständlichen Service, sondern als Charles Bennets erstes Willkommenszuckerl ansehe. Dazu gibt es eine Art Apfeltörtchen. Meinem Magen ist es schnurzegal, Hauptsache, es kommt Futter in den Kamin.
Frankie schnarcht die letzte Stunde vor sich hin, während Naomi und ich uns mit zwei Frauen aus einem der unzähligen Büros nebenan über Gott und die Welt unterhalten. Ich habe zwar keine Ahnung, nach welchen Kriterien Charles Bennet, vielleicht war ja auch William daran beteiligt, die Mitarbeiter ausgewählt hat. Nur nach der Leistung oder der Qualifikation kann er nicht gegangen sein, denn was macht dann Frankie hier? Doch auch die beiden Damen haben ihre Theorien und treten sie gerade genüsslich breit, als der Lautsprecher unsere Haltestelle ankündigt. Naomi rüttelt Frankie wach, zieht ihre Reisetasche und ihren Rucksack vom Gepäckhalter über unseren Köpfen und begibt sich in Richtung Ausgang. Ich folge ihr und vergewissere mich mehrmals, ob Frankie auch tatsächlich aufgewacht ist. Immerhin bewegt er sich, richtig frisch sieht er jedoch noch immer nicht aus.
Am Bahnhof Dunbar angekommen, verteilt sich unsere Gruppe auf die bereitstehenden Busse, die uns, wie es sich für einen lustigen Firmenausflug gehört, im Konvoi nach North Berwick ins luxuriöse Macdonald Marine Hotel and Spa bringen sollen.
Eine weitere halbe Stunde später biegen wir in die schmale, von Wald umsäumte Zufahrtsstraße ein. Die Busse halten in einer Reihe und lassen uns aussteigen. Und als würde mich der Anblick dieses monumentalen Gebäudes, welches sich endlos dahinzuziehen scheint, nicht schon genug faszinieren, begrüßt uns
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