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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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Sie starrte in die Kugel, als würden ihre Preise darin herumschweben. »Weitere fünfzig, wenn Sie die ganze halbe Stunde wollen. Für Wahrsagen ist das viel Zeit. Bei den meisten können Sie von Glück reden, wenn Sie zehn Minuten kriegen. Wobei die Bestimmung von Glück eines der Dinge ist, auf die wir uns spezialisiert haben.«
    Ich schälte einen Hunderter aus einem Bündel, das ich in meiner Hemdtasche bei mir trug.
    »Ich will die ganzen hundert«, sagte ich. »Knausern wär doch Blödsinn, wenn’s ums eigene Leben geht.«
    Ich konnte nicht wissen, wie wichtig es für sie war, ob sie bei diesem Geschäft fünfzig, hundert oder tausend Dollar verdiente, aber das Upgrade schien größeres Interesse auszulösen. Sie zog den ausgeleierten Bund ihrer Trainingshose über die tiefe Falte unter ihrem Bauch und ruckelte ihren Hintern bequemer im Sessel zurecht. Dann umschloss sie die unecht wirkende Kugel mit beiden Händen und schloss die Augen.
    Zehn nahezu unerträgliche Minuten saßen wir schweigend da. Dann ergriff sie meine Hände und rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Endlich machte sie den Mund auf. »Es war eine sehr schmerzhafte Genesung, aber Sie haben beeindruckende Fortschritte gemacht. Sie besitzen einen starken Willen. Was war es, ein Autounfall?«
    Die unerwartet genaue Deutung glitt wegen ihres Akzents leicht ins Komische ab, aber nicht so weit, dass es den Schock gedämpft hätte.
    »Fahrerflucht«, sagte ich. »Woher wissen Sie das?«
    Sie feixte.
    »Glauben Sie, wir wären Amateure?«
    Das war das zweite Mal, dass sie im Plural sprach. Ich fragte mich, ob es sich um den Pluralis majestatis handelte oder jemand uns in der Nähe beobachtete.
    »Nein, Ma’am. Was sehen Sie denn nun in der Zukunft?«
    »Für mich einen neuen Wasserkessel, falls die Pfütze im Keller ein Zeichen ist. Aber das meinen Sie nicht. Bei Ihnen bin ich nicht so sicher. Sie sind nicht besonders nervös, deshalb frage ich mich, warum Sie Ihre Zukunft deuten lassen wollen. Die meisten Menschen zittern vor ihrem Schicksal. Haben Sie einen Puls?«
    Sie tastete nach meinem Handgelenk und presste zwei Finger zwischen Sehnen und Adern.
    »Sehr kräftig und regelmäßig«, sagte sie. »Aber zu langsam. Was ist mit Ihrem Kopf passiert?«
    Unfreiwillig fuhr meine andere Hand hoch und berührte die Stelle, wo meine Mütze, wie ich glaubte, den kleinen Krater in meiner Stirn verbarg. Alles, was ich fühlte, war der Stoff der Mütze.
    »Nicht außen«, sagte Francine. »Innen. Ich habe noch nie so eine ruhige Landschaft gespürt. Nicht unfruchtbar, aber leblos.«
    Ich hätte beinah meine Hand weggezogen, aber ich riss mich zusammen. Francine musste es dennoch bemerkt haben. Sie sah mich an.
    »Keine Sorge, ich kann nicht wirklich Gedanken lesen. Nicht genau. Insbesondere nicht Ihre. Ihr Geist ist wie ein Banktresor. Sie planen nicht zufällig, eine Bank auszurauben, oder?«
    »Was, wenn doch? Könnten Sie mir sagen, wie ich das Geld waschen kann?«
    Sie funkelte mich an.
    »Ich kann Ihnen sagen, wie man Hemden wäscht, Freundchen, und das war’s auch schon.«
    »Ich weiß, dass das nicht stimmt«, sagte ich.
    »Wer ist hier der Gedankenleser?«
    Sie packte mein Gelenk ein wenig fester und schloss die Augen. Ihre Finger waren warm und ein wenig glitschig, als wäre die Handcreme nicht richtig eingezogen. Als sie die Augen wieder aufschlug, starrte sie mich an.
    »Ich bin bei Ihnen nicht sicher«, sagte sie gelassen. »Woher kommen Sie?«
    »Kalifornien.«
    »Das meine ich nicht. Ich meine Ihr Inneres. Hinter Ihnen liegt Kälte, Dunkelheit und ein bisschen Wahnsinn. Aber mittlerweile sind Sie wieder ziemlich gesund, richtig?«
    »Absolut.«
    »Nein. Nicht absolut. Das glauben Sie nur.« Sie ließ mein Gelenk los, und ich zog die Hand weg. »Sie sind nicht wegen Ihrer Zukunft hier. Sie wollen etwas anderes von mir.«
    »Ich will ein Gespräch«, sagte ich. »Aber nicht mit Ihnen.«
    Sie trommelte mit den Fingern einen kurzen Rhythmus auf dem Tisch, eine Reihe ungeduldiger Triolen.
    »Das wird Sie erheblich mehr als hundert Dollar kosten«, sagte sie.
    »Aber nicht so viel wie Sie, falls Sie mir nicht helfen.«
    Sie wich in ihrem Sessel zurück, verschränkte die Arme und presste sie an sich.
    »Das habe ich nicht kommen sehen, ich werde wohl allmählich senil.«
    Ich legte meine Hand wieder auf den Tisch, die Handfläche nach oben.
    »Machen Sie es noch einmal«, forderte ich sie auf.
    Sie beugte sich vor und ergriff sie, bohrte den

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