Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
lief ausschließlich über das Internet. Ich nannte Namen und Sozialversicherungsnummer von einem meiner toten Typen und mietete die Einheit über dem Schuhgeschäft neben dem Geschenkartikelladen. Ich vereinbarte die Zahlung einer Monatsmiete im Voraus und dieselbe Summe als Kaution.
Ich schickte dem Maklerbüro zwei Zahlungsanweisungen über jeweils 850 Dollar, und sie schickten mir den Schlüssel, der am nächsten Tag als Expresssendung an mein Postfach geliefert wurde. Den ersten Teil des Tages verbrachte ich damit, das Schloss auszutauschen, den Rest mit dem Kauf von weiterem elektronischen Rüstzeug: eine HD -Digitalkamera mit Teleobjektiv, ein Stativ und ein Aufnahmegerät, von dem ich Daten auf eine meiner Festplatten überspielen konnte. Die Barzahlung bescherte mir einen hübschen Rabatt.
Ich schleppte die Ausrüstung hoch ins Büro, den Prototyp eines trübseligen, anonymen Lochs mit Schreibtisch, Stuhl, Aktenschrank und Hutständer. Ich maß das untere Schiebefenster aus und ließ die Blende hinunter. Dann ging ich los und kaufte ein zugeschnittenes Stück Einwegspiegel und die passende Aufhängung. Der Händler wickelte es in Luftpolsterfolie und legte es in einen Karton mit Griff, an dem ich ihn hoch ins Büro trug. Während ich auf den Anbruch der Nacht wartete, montierte ich die Kamera auf das Stativ und verlegte die Kabel. Eine Stunde später war es dunkel.
Ich schaltete das Deckenlicht aus und stellte den Einwegspiegel auf das Fensterbrett, dann zog ich die Blende hoch und drückte gleichzeitig den Spiegel gegen die Scheibe. Ich benutzte einen Akkubohrer, um die Eckhalterungen mit Schrauben zu befestigen, damit er nicht verrutschte.
Ich stellte die Kamera an die richtige Stelle und schaltete sie ein, die Kontrollleuchten flammten LED -rot auf. Die Dämmerung war vorüber, aber durch den Spiegel konnte ich mühelos aufzeichnen. Ich filmte die umgebenden Gebäude, um den Kontext herzustellen, dann stellte ich das Objektiv ein, bis ich den Eingang auf der anderen Seite glasklar erkennen konnte.
Da ich keinen Grund hatte, noch länger zu bleiben, drückte ich auf »Aufnahme« und ging.
Am nächsten Tag brannte ich mein Gespräch mit Sebbie auf DVD s und schickte sie an Wayne Frankenfelder und Francine. Danach begab ich mich zu einem anderen Elektronikhändler und erstand ein Navi. Es war nur handtellergroß und erstaunlich leistungsfähig. Ich befestigte es innen an der Windschutzscheibe des Outback und gab die Adresse von Shelly Gross ein.
Eine Stunde später war ich kurz vor Hartford und fuhr an seinem nichtssagenden, unscheinbaren Haus in einem langweiligen Stadtteil der Mittelklasse-Schlafstadt Rocky Hill vorbei. In der Einfahrt stand ein alter brauner Chevy Blazer. Im Vorbeifahren hielt ich eine digitale Spiegelreflexkamera aus dem Beifahrerfenster und schoss eine Reihe Fotos.
Dann machte ich mich auf den Rückweg über Danbury, wo ich eine weitere Gitarre holte, die ich gegen Barzahlung an einen Mann in Westport verkaufte, der bei Craig’s List eine Suchanzeige zu exakt diesem Modell aufgegeben hatte. Er hätte die Übergabe gern auf dem Parkplatz seiner Bank abgewickelt, aber ich dirigierte ihn zum Uferpark in Norwalk, weit entfernt von irgendwelchen Sicherheitskameras. Ich stellte den Koffer auf einen Picknicktisch und sah zu, wie er ihn öffnete, ein bisschen an den Wirbeln und Mechaniken fingerte und mit einem kleinen batteriegetriebenen Verstärker, den ich zu diesem Zweck mitgebracht hatte, die Pickups testete.
Ehe er die Gitarre im Kofferraum seines 5 er BMW verstaute, gab er mir einen Umschlag. Ich zählte die 24 000 Dollar, und zufrieden schieden wir voneinander.
An diesem Abend nahm ich meinen Laptop mit ins Büro. Ich ließ die Kamera weiterlaufen, während ich die Datei mit der Aufnahme der letzten vierundzwanzig Stunden von der externen Festplatte lud. Unter Verwendung eines Programms, das zur Bearbeitung langer Videos geschrieben worden war, scannte ich rasch durch die Nachtstunden. Als der Tag anbrach, verlangsamte ich die Geschwindigkeit, was der Software erlaubte, ohne große Schwierigkeiten Musterveränderungen herauszufiltern.
Die erste fand sich rasch. Die Tür öffnete sich, und eine junge Frau trat heraus. Obwohl die Aufnahme vom ersten Stock aus gefilmt worden war, konnte man ihr Gesicht deutlich erkennen. Ich kopierte einige Frames in ein weiteres Programm und suchte den besten Winkel aus.
Sie war klein und stämmig, ungefähr Mitte zwanzig, mit
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