Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Daumen in mein Gelenk.
»Meine ich, was ich sage?«, fragte ich.
Nach kurzem Zögern nickte sie.
»Das tun Sie.«
»Ich will mit Mr. Frondutti sprechen. Hier ist eine Telefonnummer. Ich will, dass er mich heute um punkt achtzehn Uhr anruft. Tut er das nicht, kann ich Ihnen Ihre Zukunft mit absoluter Präzision vorhersagen.«
Sie zuckte und ließ meine Hand fallen, als hätte sie sich in glühende Kohlen verwandelt.
»Ich sage dem Mann nicht, was er zu tun hat«, sagte sie.
»Umso schlimmer für ihn.«
»Für ihn? Was ist mit mir? Was wollen Sie tun, mein Haus in die Luft jagen? Wissen Sie eigentlich, mit wem Sie es zu tun haben? Glauben Sie wirklich, Sie könnten mir etwas Schlimmeres antun als er?«
»Ja«, erwiderte ich ohne Zögern.
Sie presste die Hand auf den Mund und riss die Augen auf. Dann nickte sie, die Botschaft war angekommen.
Ich erhob mich ohne ein weiteres Wort und ging. Draußen vor der Tür bog ich scharf rechts in eine Gasse ab, die zu dem Parkplatz einer großen Drogerie führte. Ich ließ den Subaru mit der Fernbedienung an. Wartete eine knappe Minute und fuhr zu dem Donut-Laden gegenüber von Francine.
Falls Francine regelmäßig Kontakt zu Sebbie hatte, dann nicht auf konventionellem Weg, aus Angst vor abgefangenen Mails, Wanzen und anderen elektronischen Abhörmethoden. Sie mussten eine andere Methode haben. Und angesichts des kurzfristigen Termins musste es schnell gehen.
Keine schlechte Theorie, dachte ich, während ich zusah, wie Francine aus der Tür ihres Geschäfts stürmte und in den DeVille sprang. Einfach so.
Wie bei den meisten Stunts, die man im Kino sieht, ist auch die Verfolgung eines Wagens durch den dichten Stadtverkehr am helllichten Tag, ohne entdeckt zu werden, kaum eine einfache Aufgabe. Insbesondere, wenn der Verfolger nur ein einziges Auto hat. Profis machen das mit mehreren Wagen, die sich abwechseln, auftauchen und verschwinden, vorweg fahren, ja sogar dicht auffahren, wenn die Situation es erfordert. Es bestand wenig Hoffnung, dass ein einsamer Subaru Outback all das nachahmen konnte, aber mehr hatte ich nicht.
Francine erschwerte die Lage durch ihre planlose Fahrweise und ihre Ignoranz der Verkehrsregeln. Regelmäßig bremste der Cadillac vor gelben Ampeln ab, um dann wieder zu beschleunigen und punktgenau bei Rot über die Kreuzung zu fahren. Ich konnte wählen, ob ich hinter ihr herrasen und einen Strafzettel und ihre Aufmerksamkeit riskieren oder sie einfach ruhig davonfahren lassen wollte.
Meistens tat ich Letzteres und betrachtete es als reine Glückssache, wenn ich sie erfolgreich wieder einholte.
Schließlich entkam sie mir, wie ich glaubte, aber als ich um eine Ecke bog, erblickte ich hocherfreut den Cadillac, der sich soeben in eine Parklücke am Bürgersteig zwängte. Ich fuhr vorbei und entdeckte eine weitere, auf dessen Parkuhr sogar noch ein Restbetrag stand. Ich überquerte die Straße und traf rechtzeitig ein, um Francine dabei zu beobachten, wie sie mit der flachen Hand auf die Parkuhr einschlug, während sie sie mit Münzen fütterte. Ich zog mich zu einem Schaufenster zurück und versuchte, sie im Auge zu behalten, ohne direkt in ihre Richtung zu blicken.
Sie lief mit raschen Schritten in einen Drugstore. Ich wartete auf der anderen Straßenseite und wünschte mir, sehen zu können, was sie tat. Nach kurzer Zeit kam sie wieder heraus, ein Magazin in der Hand. Ich war zu weit entfernt, um den Schriftzug lesen zu können, aber anhand der Aufmachung schloss ich auf
Time
oder
Newsweek.
Ich ließ ihr einen kleinen Vorsprung und lief dann im gleichen Tempo hinter ihr her, das für mich unangenehm zügig und nur schwer zu halten war.
Vor einem Zeitungskiosk blieb sie stehen. Der Mann hinter dem Tresen sah sie mit einem wiedererkennenden Lächeln an. Sie sprachen einen Moment miteinander, dann ging sie weiter, ohne etwas zu kaufen. Der Mann bückte sich nach etwas unter dem Tresen, dann richtete er sich wieder auf.
Perfekt, dachte ich. Einer der ältesten Tricks der Welt. Und warum auch nicht? Sebbie war schließlich selbst ein alter Trickser. Ich schaute mich um und entdeckte ein Café mit einem akzeptablen Blick auf den Kiosk. Ich ging hinein, bestellte Kaffee und Orangensaft und wartete.
Eine Stunde später tauchte vor dem Kiosk ein kleiner, adretter Mann auf, der einen schmalkrempigen Hut und eine Sonnenbrille trug. Der Mann hinter dem Tresen wählte diesen Moment, um einige Waren aufzufüllen. Und was sagte man dazu, der adrette Mann
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