Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Ware.«
»Ich habe Gold und Silber, aber außerdem noch Platin, Palladium, Iridium, Rhodium, Osmium und Ruthenium.«
Jenkins fischte einen Stift und ein kleines Notizbuch aus seiner Jacke.
»Das müssen Sie noch mal wiederholen. Bis ›ium‹ bin ich mitgekommen. Buchstabieren Sie den Rest.«
Nachdem ich das getan hatte, fuhr ich fort: »Der Vertrieb dieser Metalle in den von mir beabsichtigten Mengen erfordert eine Operation mit internationalen Beziehungen. Ich denke ganz eindeutig an Asien und Lateinamerika. Wachsende Volkswirtschaften mit einer gierigen Industrie.«
»Richtig«, sagte Little Boy. »Wir operieren größtenteils zwischen New York und Boston. Sonst würden wir uns alle ’ridiums schnappen, die wir in die Finger kriegen können.«
Jenkins warf ihm einen schrägen Blick zu und machte sich dann weiter Notizen.
»Ich habe Verständnis für Mr. Otts Verlangen nach Anonymität«, sagte ich. »Ich hege denselben Wunsch. Aber ich brauche Bestätigung, dass ich wirklich mit seiner Organisation verhandle und nicht mit einer Gruppe von Möchtegernen.«
»Wir sind echt, Mann«, sagte Jenkins. »Hier tut niemand so als ob.«
»Bei allem Respekt, aber ich brauche mehr als das. Eine Geste des Vertrauens. Ich werde Mr. Ott entscheiden lassen, wie diese aussehen soll.«
Bald darauf endete die Besprechung. Jenkins hatte bereits von meinem früheren Anruf eine meiner Handynummern, die Verbindung stand also. Ich sagte ihm, es sei an ihnen, den nächsten Schritt zu tun, aber dass ich aufrichtig hoffte, wir würden rasch zu einer befriedigenden Vereinbarung kommen.
»Ich ziehe es vor, nur mit den Besten eines Schlags zu handeln«, sagte ich, als wir uns die Hand gaben, »wie Sie an meiner Beziehung zu Mr. Boyanov erkennen. Bitte geben Sie das an Mr. Ott weiter.«
Einer von Little Boys Männern fuhr Jenkins zurück zu dem Diner, so dass wir das Treffen in Ruhe besprechen konnten.
»Das mit den Besten eines Schlags hat mir gefallen«, sagte Little Boy. »Auch wenn wir die einzigen Bosnier in der Stadt sind.«
»Auf Sie wartet erneut Gold im Wert von 100 000 Dollar«, sagte ich. »Mit einem üppigen Überschuss. Sie haben es verdient.«
»Dann kann ich mir ja vielleicht die neue Kleiderordnung leisten.«
Natsumi wartete mit einer Flasche Jim Beam und einem Bier auf mich, als ich in die Wohnung zurückkehrte. Sie trug den Rock ihrer Kasino-Uniform und einen Lambswoolpullover. Mit Wachstropfen auf Unterteller geklebte Kerzen brannten überall im Wohnzimmer. Das Radio war auf einen Collegesender eingestellt, der Jazz spielte.
»Mehr habe ich in der kurzen Zeit nicht hingekriegt«, sagte sie, während sie ihre Schuhe abstreifte und sich mit untergeschlagenen Beinen neben mich auf das Sofa setzte.
»Was ist der Anlass?«
»Meine Arbeit ist fertig.«
»Glückwunsch«, sagte ich.
»Sie gehört zu dieser Wohnung. Es schien verkehrt, woanders zu feiern. Es war der richtige Zeitpunkt.«
»Du bringst mich noch dazu, an kosmische Einflüsse zu glauben.«
»Um ehrlich zu sein, war ich die Sache mittlerweile echt leid. Wie viel muss man als Bachelor über das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom wissen?«
»Erheblich weniger als du«, sagte ich.
»Und wie war dein Abend, mein Lieber?«, fragte sie. »Was machen deine Kriminellen vom Balkan?«
»Das weiß ich erst in ein paar Tagen. Aber egal, was bei dem Treffen herauskommt, wir gehen wie geplant vor.«
»Das ist gut, ich habe nämlich das perfekte Ding gefunden, glaube ich. Unwiderstehlich«, fügte sie mit aufgesetztem Oberschicht-Akzent hinzu. Sie zog die Schuhe wieder an, lief in ihr Schlafzimmer und kam mit ihrem Laptop zurück, den sie mir in die Hände drückte.
Auf dem Bildschirm sah man das Foto eines eingerichteten Landsitzes mit 3000 Quadratmeter Wohnfläche, der auf einem fünf Hektar großen Grundstück in Greenwich stand. 1928 von einem Börsenmakler erbaut, der nicht geahnt hatte, dass er ein Jahr später pleite sein würde. Ein Schicksal, das vom gegenwärtigen Inhaber, einem Nachfahren John D. Rockefellers, geteilt wurde, der das bemerkenswerte Pech gehabt hatte, sein finanzielles Schicksal den Geschicken eines Mannes namens Madoff anzuvertrauen. Es wurde zur Miete mit Kaufoption angeboten.
»Du hast gatsbyesk verlangt«, sagte sie.
»Es gefällt mir.«
Den restlichen Abend aßen wir Kleinigkeiten und planten die Aktivitäten der nächsten Tage. Dabei schluckte Natsumi eine beträchtliche Menge Jim Beam, ohne dass es Auswirkungen
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