Hear the Wind blow
Pistole herumzulaufen .«
»Wenn man sie im Auto oder im Haus hat ?« hakte er nach.
»Hand aufs Herz«, meinte ich. »Ich wette, daß mindestens die Hälfte der hier versammelten Männer irgendwo mindestens eine Knarre versteckt hält .«
Schweigen.
»Lassen Sie mich so viel sagen: In der letzten Untersuchung, die ich gelesen habe, stand, daß von zehn Tötungen mit einer Schußwaffe in Privathaushalten acht auf Selbstmord zurückgingen, eine auf ein Familienmitglied, das ein anderes erschossen hat, und die Mehrzahl der restlichen Fälle von verunglückten Schüssen verursacht wurde. Nur 0,5 Prozent dieser Tötungen wurden durch einen Eindringling herbeigeführt. Trotzdem kann ich nicht abstreiten, daß sich viele Leute, wenn sie eine Waffe im Haus haben, sicherer fühlen, ob nun zu Recht oder zu Unrecht. Aber, um zum nächsten Thema überzugehen, eine Pistole kann sowieso nicht der Art von Einbrüchen Vorbeugen, wie sie hier in letzter Zeit in der Wilson Crescent vorgekommen sind. Der typische Raubüberfall, wie er sich in einer besseren Wohngegend wie der Ihren normalerweise abspielt, geschieht immer am hellichten Tag, er wird von jungen Männern zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig Jahren verübt, meistens während der Schulstunden, und häufig sogar von den Schulkindern selbst. Gibt es hier Schulen in der Nähe ?«
»Ungefähr zehn Minuten in die Richtung da«, sagte Mr. Kalvin .
»Nah genug«, sagte ich. »Sie müssen sich das folgendermaßen vorstellen: Der Mann ist zur Arbeit gegangen, die Kinder, wenn es welche gibt, sind in der Schule. Die Frau werkelt im Vorgarten herum oder pflückt Orangen oder rackert sich über einem heißen Herd ab. Ein ordentlich gekleideter, sympathisch aussehender Junge, wahrscheinlich ein Weißer — also nichts, wovor man in dieser Gegend Angst hat, kein riesiger, wildgewordener Vergewaltiger — , kommt vorbeigeschlendert. Er hat vielleicht eine Flasche mit einem Reinigungsmittel in der einen Hand, oder irgend etwas Unauffälliges in der Art. Er will es verkaufen, oder er möchte Ihre Fenster putzen oder er fragt, ob Sie nicht vielleicht ein paarmal die Woche einen zuverlässigen Kundendienst für Ihren Garten gebrauchen können. Was ich Ihnen damit einschärfen will und was vielleicht am schwersten zu akzeptieren ist, ist, daß er ganz unschuldig aussieht, er ist freundlich, so freundlich, daß das Opfer ihm häufig ein Glas Wasser anbietet und einen Moment mit ihm plaudert — wer würde das nicht tun bei einem so netten Jungen, der ein Freund eines Ihrer Kinder sein könnte, einem, der sich nur nebenbei ein bißchen was verdienen möchte? Vielleicht hat er auch einen Zettel bei sich und erkundigt sich höflich nach irgend jemandem, von dem er annahm, daß er hier wohnt. Verstanden? Harmlos. Und es ist nicht einfach, einem harmlos aussehenden Jungen zu sagen, hau ab oder ich hol die Bullen, vor allem, wenn Sie sich nicht sicher sind, daß er Böses im Schilde führt. Ihre automatische Vermutung muß aber leider sein, daß genau dies der Fall ist.
Nachdem er Kontakt zu Ihnen aufgenommen hat, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie die Sache sich entwickeln kann. Sie bieten ihm irgendeinen kleinen Job an, er geht mal eben um die Ecke seinen Kumpel holen, der dort außer Sichtweite den Wagen geparkt hat. Während Sie sich vor dem Haus oder oben mit dem einen unterhalten, steht der andere schon hinterm Haus und lädt den Kofferraum voll. Wenn Sie gerade zum Supermarkt wollen und es ihm gegenüber beiläufig erwähnen, geht er wieder weg, wartet, bis Sie gegangen sind, kommt dann wieder zurück und schneidet sich durch ein Maschendrahtfenster einen Einstieg ins Haus. Er kommt aber nicht wieder an derselben Stelle heraus, weil es zu auffällig wäre, er geht durch die Tür, und in ein paar Minuten sind Sie um einen Fernseher oder zwei und den PC und die Stereoanlage ärmer. Häufig verwenden sie einen Kleintransporter, häufig trägt er eine Aufschrift wie >Fernseh-Notdienst< oder >Wäscheservice<. Nichts ist einfacher, als einen Haufen teurer Beute in einen Wäschesack oder -korb zu packen, was könnte harmloser aussehen? Der Knabe ist jung, das dürfen Sie nicht vergessen, sympathisch, er pfeift bei der Arbeit. Vielleicht trägt er ein T-Shirt mit dem Aufdruck einer Firma vom Kabelfernsehen. Oder >Hugos Holzwurm-Service — zuverlässig und sofort<. Also: Sie lassen, egal aus welchem Grund, niemanden in Ihr Haus oder in die Nähe Ihres Hauses. Ein Junge klopft an und fragt
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