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Hear the Wind blow

Hear the Wind blow

Titel: Hear the Wind blow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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abreagieren.
    Nachdem sich meine Augen an die ziemliche Düsternis gewöhnt hatten, sah ich mich lange und prüfend um, obwohl ich nicht wußte, wonach ich suchte oder ob ich es überhaupt erkennen würde, wenn ich es sah. Mein Beruf wird hin und wieder schon ein bißchen kompliziert, glauben Sie mir. Trotzdem, gute Gewohnheiten machen sich von selbst bezahlt, wie ein alter Zellengenosse von mir zu sagen pflegte. Chicos Bettzeug war noch da, wie Ricky gesagt hatte. Ebenso seine Schlechtwetterkleidung, eine Art Sweater-Mantel aus schwerer, grober Wolle, der mir schon bei meinem letzten Besuch aufgefallen war. Dann erspähten meine kleinen Äuglein etwas, was ich auch schon gesehen hatte, nur war es nicht richtig eingesickert — an einem Nagel an der Wand, zwischen Chicos getrockneter und trocknender Kräutersammlung, hing ein großer Zweig eines Gewürzes, dessen primäre Funktion nicht darin bestand, über ein Rindergulasch oder Rühreier gestreut zu werden. Dieses Kraut rauchte man. Die Leute behaupten, daß man nach ein paar Zügen unheimlich zu kichern anfängt und einen übermäßigen Appetit auf rein alles bekommt, was man zwischen die Finger kriegen kann, sogar trockenes Müsli oder warmen Gurkensaft.
    Daher beschnüffelte und befühlte ich kurz den Zweig — er befand sich zwar im Zustand des Trocknens, war aber noch harzig, das heißt ziemlich frisch. Ich ging wieder nach draußen und setzte mich auf den Baumstamm, der die Tür offenhielt, bis Ricky ein paar Minuten später wiederkam.
    »Haben Sie irgendwas entdeckt ?« fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie?«
    »In der Tat.« Ich überreichte ihm meinen Fund. Er zerbröselte ein paar Blätter und roch daran.
    »Gras«, sagte er.
    »In der Tat«, sagte ich. »Haben Sie es ihm gebracht ?«
    »Nein«, sagte er, »nie .«
    » Ellena ?«
    »Auf keinen Fall. Sie findet, daß es schlecht für ihn ist. Sie haßt das Zeug. Aber Chico hat es immer angebaut oder irgendwo gefunden .«
    »Dann haben wir ein hübsches kleines Problem, Señor Watson«, sagte ich. »Lassen Sie uns einen Augenblick nachdenken. Hat er es hier in der Nähe angebaut ?«
    »Nein«, erwiderte Senor Watson. »Hier nicht. Ich habe gestern alles innerhalb einer Meile, vielleicht anderthalb Meilen ums Haus herum abgegrast, als ich ihn suchte. Außerdem braucht die Pflanze direktes Sonnenlicht, hier gibt es zuviel Schatten. Und am Wegesrand wäre es zu auffällig .«
    »Und wildes Gras?«
    »Nein«, sagte er wieder. »Nicht im tiefsten Wald. Außerdem ist das hier kein wildes Gras. Es ist angebaut. Und starker Shit, Mann. Vielleicht holt er ihn sich aus dem Park .«
    »Das kann ich herausfinden«, sagte ich und pellte ein bißchen Rinde von meinem Baumstumpf. »Ich muß die Tierdame sowieso anrufen. Hätte ich längst tun sollen, wegen der Erstattung der blöden Schafe. Aber nach allem, was sie mir über die spießigen Vorschriften in dem Verein erzählt hat, kann ich mir nicht vorstellen, daß es der geeignete Ort für eine ausgewachsene Hasch-Plantage wäre. Vielleicht hat einer der Mitarbeiter seine kleine Reserve für den Notfall irgendwo unterm Kopfkissen versteckt, aber nicht au naturel , sozusagen. Also wer kommt noch in Frage? Wen kennt er sonst noch ?«
    Ricky zuckte ratlos die Achseln. »Niemanden, hombre .«
    Mir fiel etwas ein. »Was ist mit dem Feuerposten, haben Sie nicht erzählt, daß Sie Chico einmal zu ihm mit raufgenommen haben? Wenn ich mitten im Dschungel in einem Turm leben müßte, würde ich wahrscheinlich auch Gras rauchen. Ist Chico noch mal bei ihm gewesen ?«
    »Das kann ich leicht herausfinden«, sagte Ricky. »Er hat ein drahtloses Telefon .«
    »Könnten wir ihm statt dessen einen Besuch abstatten ?«
    »Klar, aber warum ?«
    »Nur so aus Spaß«, sagte ich. »Ich bin noch nie auf so einem Ding gewesen .« Und freute mich mitnichten auf das erste Mal. Ich leide unter schrecklicher Höhenangst, so sehr, daß ich nicht mal mehr in der Galerie im Kino sitzen kann, selbst wenn ich das Glück hätte, daß sich ein Mädchen überhaupt dazu entschließen könnte, zusammen mit mir die Galerie eines Kinos zu besuchen. Ich bin sogar mal geflogen, aber einmal und nie wieder. Und ich habe es dieser Nervensäge Sara nie verziehen, noch werde ich ihr je verzeihen, daß sie mich zu diesem einen grauenhaften Mal genötigt hat.
    »Dann fahren wir am besten gleich hin«, sagte Ricky.
    »Ist es weit ?«
    »Nicht nach der Vogelfluglinie, aber wir müssen einen Umweg machen,

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