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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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mitnehmen wollen, weil sie wusste, wie gerne ich schwimme und wie sehr mir so ein gemeinsames Frühstück gefallen würde. Er meinte, sie hätte sogar geweint.
    »Meinst du ehrlich?«
    »Ja. Ich kenne sie nun lange genug. Sie wollte dir wirklich eine Freude machen und wollte unter keinen Umständen, dass du nach Hause kommst und niemand ist hier. Sie hat auch versucht dich anzurufen, konnte dich aber nicht erreichen. Anna war wirklich ziemlich enttäuscht, als sie zurückkam. Wahrscheinlich haben Ulya und ihr Freund sie auch nicht gerade freundlich behandelt.«
    Das tat mir leid. Wir betäubt ging ich in mein Zimmer. Warum konnten wir nicht alle in Liebe zusammenleben? Warum war alles so schwierig?
    Ich fühlte mich wie ein Katastrophenopfer. Alles, was ich tat, tat ich mechanisch. Ich tat die Dinge nur zur Überbrückung, zum reinen Überleben, nur, weil irgendetwas getan werden musste. Ich wusste auch, dass es nicht sinnvoll war, zu Anna zu gehen und ihr zu sagen, wie weh mir ihre Enttäuschung tat. Dann hätte ich auch die wahre Geschichte erzählen müssen. Mit dieser Stimmung jetzt musste ich alleine fertigwerden.
    An der Ausgangssperre war nichts zu ändern, Liam würde ich jetzt eine Weile nicht sehen können, und ich spürte, dass das das größere Problem war. Alles andere würde vergehen, aber Liam stand mir groß vor Augen.

20. Kapitel
    M eine Stimmung war eine Mischung aus unangenehmen Spannungen und einer Verliebtheit, die auf-und abstieg, gischtend und bedrohlich, saugend und schluchzend. Ich kam überhaupt nicht zur Ruhe. Aber dennoch war es nicht die Tiefsee, in die ich tauchen wollte, um das Leben all der Unterwassertierchen zu erkunden, wie Papi es empfohlen hatte. Das kam erst später, erst, als ich Hal kennenlernte. Es war auch keine Höhle, die ich mit einer Stablampe gerne ausgeleuchtet hätte, um die Fledermäuse aufzuscheuchen, um sie zu zählen, jede einzelne Maus »wahrzunehmen« und »wohlwollend anzunehmen«. Nein, das wollte ich nicht. Im Gegenteil, ich wollte zum strahlend blauen Himmel aufschauen, Hand in Hand mit Liam die Milka-Lieder singen oder mit ihm ein vierblättriges Kleeblatt finden.
    Aber wie sollte ich zu ihm kommen? Nachts, denn nur nachts waren er und meine neuen Freunde unterwegs. Justin hatte einen VW, er konnte zu später Stunde weg, niemand hätte etwas bemerkt. Aber er tat es nicht. Ich konnte ihn also nicht bequatschen, mich mitzunehmen. Ich hätte höchstens selbst fahren können, doch leider hatte ich mich nie darum gekümmert.
    Das musste ich ändern.

21. Kapitel
    V on nun an beobachtete ich, wenn ich zur Schule gebracht wurde, wie Annas oder Justins Hand zum Schaltknüppel griff, wie sie zutraten mit den Füßen, mal auf das Gas, mal auf die Kupplung oder mit beiden zugleich auf Bremse und Kupplung. Ich sah sie blinken und hupen, und ich sah, wenn ich nach der Schule wieder nach Hause gebracht wurde, wie sie den Schlüssel in die blaue Schale in der Halle warfen.
    Ich ging zu Papi und sagte, ich hätte irgendwie Angst vorm Autofahren. Dabei machte ich eine Figur, als hingen bleischwere Gewichte an mir, ein Häufchen Elend, ein Sinnbild der Unfähigkeit. Papi mochte solche Schwäche bei seinen Kindern nicht, so elend konnte er mich nicht ertragen. Er hatte Angst um mich. Angst wandelte sich bei ihm stets in Ärger. Ärgerlich wies er mich darauf hin, dass ich bald achtzehn sei und dann niemand mehr Lust habe, für mich den Chauffeur zu spielen. Es wäre also an der Zeit, mich mit dem Auto vertraut zu machen. Bei ersten kleinen Übungen hier auf dem Hof solle ich »meine Angst konfrontieren«, damit ich nicht wie ein Idiot vierzig oder fünfzig Fahrstunden bräuchte. »Wenn du jetzt schon als Beifahrer Angst hast, dann solltest du das schleunigst in Angriff nehmen und wenigstens schon mal die ersten Griffe einüben. Justin kann dir das zeigen, er kann mit dir auf dem Hof Kinderfahrschule spielen.« Er war immer ärgerlicher geworden und hatte sich hinaufgeärgert bis zu einer Entscheidung. Er rief Justin an, erklärte ihm den Auftrag
(vermutlich brüllte Justin »Yes, Sir!«) und beendete seine Anweisungen damit, dass er von der Angelegenheit nichts mehr hören wolle, bis Justin ihm bestätigen würde, dass ich alle praktischen Grundfunktionen beherrsche.
    Justin setzte also fest: Jeden Tag um 18.00 Uhr eine halbe Stunde fahren.
    Bald konnte ich mit dem Wagen ganz gut herumrangieren. Nach fünf Lektionen reichte es ihm, und er verfügte, dass ich nun alles wisse.

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