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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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Der Rest sei nur eine Sache des Trainings, wozu ich ihn nicht mehr brauche. (Justin zeigte da schon die gleiche Ungeduld wie sein Vater.)
    Jeden Tag probte ich, niemand kontrollierte mich, und wenn ich sicher war, dass keiner es bemerkte, verließ ich probeweise unser Grundstück.
    Die Hunde jagten mich, und ich geriet an das Ende des Weges, wo ich vor dem verschlossenen Tor des madrilenischen Bauunternehmers stecken blieb. Die Köter kratzten mit fletschenden Zähnen links und rechts an den Scheiben, so dass ich im ersten Moment völlig erstarrt dasaß. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Immer atmen, atmen, atmen! Ich blickte in ihre Augen, betrachtete ihre spitzen weißen Zähne, ihre rosige Zunge und ihren Schlund. Ich merkte zu meinem Erstaunen, dass sie aufhörten zu bellen. Es war kein Irrtum – sie hechelten, aber sie bellten nicht. War es mein Blick? Die Energie in meinen Augen? Es war kein Zweifel. Also – ich besaß eine magische Energie der Zähmung. Ich wandte mich schnell um, legte den Rückwärtsgang ein und schleuderte zwischen den Bäumen hin und her, weil ich zu viel Gas gab. Schließlich dosierte ich das Gas richtig, hielt das Lenkrad ruhig, verteilte meine Blicke ausgewogen zwischen hinten und vorne, damit der Wagen bei den Schwenks und Kurven nicht plötzlich mit einem vorderen Kotflügel irgendwo anrammte. Alles gelang
wunderbar, und als ich mit meinen gleichbleibend heftigen Atemübungen wieder auf dem Hof anlangte, ein bisschen schwindlig, aber gesund und unversehrt, und das Tor schloss, fühlte ich mich im Autofahren sicherer. Zurücksetzen und einparken konnte ich nun. Davon war ich überzeugt.
     
    Inzwischen wussten alle, dass Papi pünktlich am Tag seines achtzehnten Geburtstages den Führerschein erhalten hatte und mit einer einzigen Fahrstunde ausgekommen war. Und jedes Mal, wenn er davon sprach, blickten alle mich an. Mit der Geschichte wollte er nicht sagen, welches besondere Talent er hatte, sondern wie simpel Auto fahren war, vorausgesetzt, man wäre kein Idiot. Immer, wenn dieser Punkt erreicht war, versprach ich, noch mehr zu üben als bisher.
    Dazu brauchte ich aber mehr Straßen, auch ein paar Verkehrsschilder, vielleicht auch mal das eine oder andere Auto, denn wenn ich auch ein armer Anfänger war, so wollte ich doch gelegentlich auch andere überholen und dabei singen: We are the champions!
    Klar? Yes, Sir!
    Ich kriegte Papi dazu, dass er mit mir eine Fahrstunde in einer echten Verkehrssituation machte. Wir wählten dazu eine große Siedlung aus, Cala Llonga. So was war nicht erlaubt, und damit hatte ich den ersten Schritt ins Verbotene gemacht. Aber nicht alleine, sondern mit Papi zusammen! Konnte er da noch sauer sein, wenn ich es auch alleine täte?
     
    Er saß neben mir wie ein Bär und grollte dauernd: »Jetzt runterschalten, jetzt bremsen, jetzt runterschalten, jetzt kuppeln, jetzt blinken, jetzt beide Füße rein und stopp!« Er sagte mir jeden einzelnen Handgriff. Immer wieder kamen seine Kommandos, und ich gewöhnte mich an ihren Rhythmus,
dem ich dann auch meine Bewegungen anpasste – kuppeln, schalten, kuppeln, blinken, schalten und so weiter. Ich lernte schnell, aber ich wurde die Angst nicht gänzlich los. Sie war immer dabei, ein scheußliches Laster, wie ein humpelndes Bein. Irgendwann merkte ich, dass sie damit zu tun hatte, dass ich mich mit der Absicht trug, das Auto nachts einmal zu klauen, um Liam wiederzutreffen. Wie ein unter dem Magen schwelendes Feuer flackerte sie, mal mehr, mal weniger auf, je nachdem, wie intensiv ich mich mit der Vorstellung beschäftigte. Aber es stand fest, dass ich bei nächster Gelegenheit den Versuch machen würde. Vorher wollte ich erst noch testen, wie Papi darauf reagieren würde, wenn es herauskäme. Daher ging ich nach der Schule zu ihm und erzählte ihm von einer Freundin, die immer etwas Verbotenes täte, aber immer Angst dabei habe.
    Er wollte wissen, wer das sei, und ich sagte: Claire, eine der Buntkleider.
    »Was macht sie denn?«
    »Sie klaut das Auto ihrer Eltern und fährt damit zu Partys.«
    »Und warum tut sie das?«
    »Weil sie es geil findet.«
    »Dann solltest du ihr den Rat geben, sich anschnallen zu lassen.«
    »Wie, sich anschnallen? Im Auto?«
    »Nicht im Auto, sondern wie Odysseus auf der Argon, als er mit seinen Mannen an einer Insel vorbeisteuerte und wusste, dass die Sirenen die lächelnde Verheißung süßer irdischer Süchte sind, und sie alle verloren wären, würde er ihrem verführerischen

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