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Heartbreaker - Chartbreaker

Titel: Heartbreaker - Chartbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kurzen Augenblick dachte ich verwundert: So hat er mich also geliebt? Hat er mich wirklich so geliebt? Ich fing schon an, mir unsere Versöhnungsszene vorzustellen, wie ich nach dem Auftritt mit ihm rumknutschte und nur noch kichern konnte, wie dumm es doch von mir gewesen war, mit ihm Schluss machen zu wollen, und dann -
    Fing er an zu singen.
    »You said your piece and now I’ve got to say mine! I had you and you strung me on the liiiiiinnnnneeeeee!«
    Wie bitte?
    »We said we loved and it was a lie! I touched your hair and watched you die! You crucified my heart, took every part, and hung them out to drrrryyyy!«
    Hatte ich da richtig gehört?
    »›It’s all good!‹ you always say! But save it for another day!’Cause now I’m watching you walk awaaaaayyyyyy!«
    Und das war das Schlimmste daran: Der Song war richtig gut. Natürlich ist das inzwischen klar, das weiß ja jetzt jeder - ich enthülle damit kein großes Geheimnis. Aber damals in der Jukebox tanzten wirklich alle so wild, dass wir beinahe an einem kollektiven Herzinfarkt gestorben wären. Selbst die fiesen, verbitterten Barkeeper, die jede Coke mit Wasser verdünnen, hatten aufgehört, die Gläser unter den Wasserhahn zu halten, und trommelten auf dem Tresen den Rhythmus mit. Sogar die Typen, die nie tanzen, die zwar immer in die Jukebox kommen, weil ihnen einfach nichts Besseres einfällt,
die aber nie irgendeine Gefühlsregung zeigen, nickten mit den Köpfen, als würden sie dieses eine Mal tatsächlich einen massentauglichen Hit gutheißen. Ich sah, wie der A&R-Typ mit dem Fuß wippte und hungrig zur Bühne blickte. Steve hatte riesengroße Augen bekommen und keuchte vor Aufregung - er hatte ja keine Ahnung gehabt, dass die Band zu einem solchen Song fähig war.
    Ich auch nicht.
    Und dann kam der Refrain. Ihr könnt ruhig mitsingen, ihr kennt ihn ja alle auswendig.
    »Audrey, wait! Audrey, wait! You walked out the door and I want you to see me slam it shut! Audrey, wait! Audrey, wait! You can say all you want, but I want you to know that this is the cruelest cut!«
    Wenn der Text nicht über mich gewesen wäre, wenn ich Evan nie getroffen hätte, ich wäre in diesem Augenblick auf die Bühne gestürmt, das schwöre ich, und hätte alle Glieder meines Körpers geschüttelt, so mitreißend war der Song. Stattdessen blieb ich wie angewurzelt stehen, die Kinnlade bis zum Bauchnabel aufgeklappt. Victoria stand mit weit aufgerissenen Augen neben mir, nur Jonah hüpfte hinter uns zur Musik auf und ab, er schien noch nicht so recht kapiert zu haben, wie katastrophal ernst die Situation war. Da vorne stand Evan auf der Bühne und sang vor drei Viertel der Schüler unseres Jahrgangs einen Song über mich, über uns und unsere gescheiterte Beziehung! Wäre ich etwas geistesgegenwärtiger gewesen, dann wäre ich blitzschnell auf die Bühne rauf und hätte die Stecker aus dem Verstärker gezogen, und wenn ich schon mal dabei gewesen wäre, hätte ich auch noch Evan eine übergebraten oder das Schlagzeug eingetreten oder irgend so was in der Art. Aber ich konnte mich nicht rühren; ich konnte nicht schreien oder rufen oder treten. Ich fühlte mich wie bei lebendigem Leib begraben, das Gewicht der ganzen Welt drückte mir auf die Brust, und Evan war mein Totengräber.
    »Audrey, wait!«

    Die Menge hinter uns sang den Refrain inzwischen mit und Evan war völlig berauscht von der Interaktion mit dem Publikum. Er hatte mir manchmal davon erzählt, wenn wir in seinem Bett mit California-Angels-Bettbezug lagen und die Nachmittagssonne durch die Jalousien blinzelte. »Ich will die Menge in der Hand haben«, hatte er geflüstert, und ich daraufhin kichernd: »Na klar, eines Tages wirst du das tun.« Aber ich bitte euch: Die Do-Gooders hatten zu dem Zeitpunkt gerade mal drei eigene Lieder drauf. Evan war nicht gerade der große Newcomer am Rockstarhimmel.
    Was nach diesem Tag anders werden sollte.
    Ich schaffte es schließlich, den Kopf zu drehen und Victoria anzuschauen, die zwischen Evan und mir hin und her guckte. »So ein verdammter Mist«, sagte ihr Mund immer wieder und wieder. Aber ihr Fuß klopfte auf dem Boden den Rhythmus mit. Sie bemerkte, dass ich es bemerkt hatte, und hörte damit auf. Ich versuchte, ihr mit den Augen Botschaften zu senden wie »Ich glaube, ich muss gleich sterben, und will so schnell wie möglich weg von hier«, aber sie schienen sie nicht zu erreichen. In der Jukebox war es zu dunkel und zu laut. Diese blöden lauten Lautsprecher.

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