Heartbreaker - Chartbreaker
ich besser nicht mehr machte. Ich war inzwischen zu oft von Fans überrascht worden, sei es von meinen oder von Evans. Aber egal. Jedenfalls stand James jetzt im Türrahmen meines Zimmers, voll bepackt mit Geschenken, Geschenkpapier, Geschenkbändern und allem, was dazugehört. Meine Mutter stand hinter ihm und machte Mundbewegungen, mit denen sie wohl sagen wollte: »Toller Junge!«
»Ich brauche eine Freiwillige«, erklärte James. »Ich kann nämlich sehr, sehr schlecht Geschenke einpacken.«
Es kann ganz schön lange dauern, ein paar Geschenke einzupacken, wenn man zwischendrin alle fünf Sekunden seinen Freund küssen muss, weil er einfach so wunderbar ist.
Und trotzdem war ich traurig darüber, was ich alles verpasste. Ich will gar nicht davon anfangen, auf wie viele Konzerte ich nicht hatte gehen können. Am Anfang hatten Victoria und ich noch eine Liste angelegt, nur so zum Spaß, aber der verging mir gründlich, als ich auch noch auf das 3. Rettet-einen-Truthahn-Thanksgiving-Konzert von Scenic Panic verzichten musste. Ich fand ihre Bühnenshow toll, ich fand die Band toll, und ich wusste, dass alle anderen Leute auf dem Konzert sein würden. James war mit Victoria und Jonah da, und sie haben mich angerufen und ihre Handys hochgehalten, sodass ich alles mithören konnte, aber natürlich war es nicht dasselbe. Ich wollte mit ihnen auf dem Konzert sein, ich wollte tanzen und auch einen Truthahn retten.
Ein paar Tage später gab der größte Radiosender in L. A., der inzwischen jede Viertelstunde »Audrey, wait!« spielte, das Line-up seines großen Weihnachtskonzerts bekannt, und ich war vollkommen aus dem Häuschen. Doomsday Scenario würden dabei sein und viele, viele andere Bands, die ich noch nie live gesehen hatte oder für mein Leben gern noch mal live erleben würde. Ich überlegte gerade, ob ich nicht vielleicht doch hingehen sollte, da kündigten sie an, welche Band diesmal der Special Guest sein würde.
Die Do-Gooders.
»Du gehst auf das Konzert«, sagte Victoria. »Du und ich. Wir gehen da beide hin.«
»Bist du verrückt?«, fragte ich und nahm einen Schluck von dem heißen Apple Cider, den sie von Starbucks mitgebracht hatte. »Ich geh da nicht hin.«
»Zu spät. Ich hab schon Karten.«
»Du hast schon Karten? Der Vorverkauf hat doch noch überhaupt nicht begonnen.«
Victoria grinste. »Tja, ich kenne eben Leute, die ein paar Leute kennen, die …«
»Wen kennst du?«
»Hey, jetzt stell dich mal nicht so dumm!« Sie boxte mich in die Seite. »Ich hab dem Veranstalter eine E-Mail geschrieben und ihm erzählt, dass die Audrey von ›Audrey, wait!‹ gerne auf das Konzert gehen würde - und sofort hat das mit den Karten geklappt.«
»Du hast was gemacht?« Ich fühlte mich plötzlich ganz benommen.
»Im Ernst, Audrey, ich sag’s dir doch immer wieder, du kannst alles haben. Was hättest du denn gerne? Schuhe, Hüte, Handtaschen, Jeans? Kostet dich nur einen läppischen Telefonanruf.« Sie kicherte begeistert. »Ist das nicht unglaublich? Ich meine, wenn du dich schon mit Sharon Eggleston und den Paparazzi und so durchgeknallten Mädels wie Tizzy rumschlagen musst, dann sollst du doch wenigstens auch die Vorteile genießen. Oder? Ein bisschen Abwechslung könnte dir außerdem echt nicht schaden!«
Ich war sprachlos. Na ja, natürlich nicht wirklich, aber ihr wisst schon, was ich meine. »Victoria!«, rief ich. »Das ist total unmöglich!«
Sie kicherte. »Weiß ich!«
»Nein, ich meine wirklich - vergiss es. Ich geh da nicht hin. Muss ich dich daran erinnern, was das letzte Mal passiert ist, als ich zu einem Konzert gegangen bin? Soll ich deinem Gedächtnis ein bisschen auf die Sprünge helfen? Es endete damit, dass ich in einem Video zu sehen war, das bei Youtube immer noch auf Platz 3 steht!«
»Aber Audrey, diesmal wirst du einfach mit keinem Musiker rumknutschen, und alles ist in Ordnung.«
Ich seufzte schwer. »Alle werden mich erkennen und jedem wird natürlich sofort auffallen, dass ich zu dem Konzert gehe,
bei dem auch Evan auftritt, und dann machen sie Fotos von uns und du weißt ja, was mit Photoshop so alles -«
»Jetzt übertreib mal nicht. Es ist noch lange hin, atme erst mal tief durch und beruhige dich. Vielleicht kann dein Dad dir ja ein paar Yoga-Tipps geben.« Sie kicherte leise in sich rein.
»Aber Evan wird auch da sein, verdammt!«
»Hey, mach mal locker … kann gut sein, dass du ihm nicht mal begegnest.« Sie ließ den letzten Schluck Cider in ihrem
Weitere Kostenlose Bücher