Heartbreaker - Chartbreaker
wir miteinander Sex hatten. Ich könnte die Vorstellung nicht ertragen, dass meine Eltern im Auto zu einem Lied vor sich hin trällern, das davon erzählt, wie ich mit einem Jungen Sex hatte. Ich glaube, mein Hirn würde mir zerschmelzen und aus den Ohren heraustropfen. »Ja, das bin ich«, sagte ich. »Was habt ihr mir auch diesen Namen gegeben, auf den sich jeder Blödsinn reimt!«
Meine Mutter summte die Melodie jetzt selbst vor sich hin. »Das hat Evan geschrieben?«, fragte sie. »Hätte ich ihm gar nicht zugetraut.«
»Da bist du nicht die Einzige«, sagte ich.
Das Telefon klingelte wieder. Diesmal lauschten wir zu dritt und warteten gespannt, wer wohl dran sein würde.
»WARUM GEHST DU NICHT ANS TELEFON? OH MEIN GOTT, HAST DU DEN ARTIKEL GELESEN? ICH DREH TOTAL DURCH, WARUM GEHST DU NICHT RAN???« Victoria holte tief Luft. Ich sah sie vor mir, wie sie das Telefon vom einen Ohr zum anderen wechselte, was sie immer macht, wenn sie ganz aufgeregt ist und die Wörter ihr nur so über die Lippen sprudeln. »Bitte, ruf mich an. Ich halt’s nicht mehr aus. Ich fühl mich schon wie Tizzy. Das wird allmählich unerträglich. Oh, ach ja, hallo, Mr und Mrs Cuttler, falls Sie das zuerst abhören sollten, es ist alles in Ordnung, ich muss nur unbedingt Audrey sprechen. Ja, dann. Auf Wieder-hören! AUDREY, RUF MICH AN, BEVOR ICH DIR GLEICH EIN KAMPFGESCHWADER SCHICKE!«
Nachdem Victoria aufgelegt hatte, schauten wir uns alle an. »Das glaub ich ihr sofort, dass sie gleich die Air Force losschickt«, sagte Dad.
»Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 zu 30«, stimmte ich ihm zu.
Mom schüttelte nur den Kopf und fing an, die Zeitungen fein säuberlich auf einen Stapel zu legen, obwohl sie schon fein säuberlich auf einem Stapel lagen. »Audrey«, sagte sie, »ich glaube, wir haben da ein Problem.«
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Am liebsten hätte ich losgeheult - meine Eltern waren aufgebracht, meine Freundin Victoria war am Rande eines Nervenzusammenbruchs, und alle Welt glaubte, ich sei ein total verschlamptes Sex-Groupie! Ich hatte den Artikel noch nicht mal richtig zu Ende gelesen, der eine Absatz hatte mir schon genügt, um zu wissen, wie es weiterging. »Es tut mir so leid«, sagte ich. »Ich hatte keine Ahnung, dass daraus eine so große Sache werden würde.«
»Bevor oder nachdem du das Interview gegeben hast, ohne uns zu fragen?«
»Ähm … vielleicht beides?«
Mein Vater seufzte. »Wir machen dir ja keine Vorwürfe, es ist nur … ach, ich weiß nicht, was es ist.« Er blickte zu Mom. »Sollen wir vor Gericht gehen?«
Meine Mutter verdrehte nur die Augen. Wahrscheinlich geben einem zwanzig Jahre Ehe das Recht, den eigenen Ehemann selbst in ernsten Augenblicken nicht ernst zu nehmen. Ich beschloss, mir das für künftige Zeiten zu merken. »Audrey«, sagte sie noch einmal, und ich begann den Klang meines eigenen Namens zu hassen, »dein Vater und ich sind nicht wirklich böse auf dich, aber wir wünschten uns, du hättest uns gefragt, bevor du mit dieser Reporterin gesprochen hättest. Oder du hättest uns erzählt, dass Evan dieses Lied geschrieben hat. Gibt es sonst noch irgendetwas, das wir dringend wissen sollten?«
Ich dachte nach. Gab es Dinge, die meine Eltern dringend wissen sollten? Beispielsweise dass Evan und ich miteinander geschlafen haben oder dass er total betrunken gewesen war
und auf meine Stiefel gekotzt hat, als wir uns kennengelernt haben? Musste ich ihnen jetzt erzählen, dass Victoria und ich mit fünfzehn Jahren Pfirsichlikör getrunken haben, bis uns davon schlecht wurde?
Nein, das mussten meine Eltern nicht dringend wissen. Ich brauchte nicht noch mehr Vater-Mutter-Kind-Drama.
Ich tat ganz unschuldig. »Auf Evans Website steht, dass die Band ein Video zu dem Lied drehen will. Könnte das vielleicht wichtig sein?«
Meine Mutter blinzelte nachdenklich. »Wirst du darin mitspielen?«
»Hat mich keiner gefragt.«
»Dann wird uns das wohl nicht weiter tangieren.« Sie blickte zu Dad. »Oder vielleicht doch?«
»Was ist mit den ganzen Reportern?«, fragte er.
Darauf wussten wir alle miteinander keine rechte Antwort. »Vielleicht sollten wir Victoria auf sie hetzen«, sagte ich dann.
»Dann hätte sie sich als Erstes die hier vorknöpfen sollen«, sagte mein Vater und schwenkte ein Exemplar der L.A. Weekly .
»Wahrscheinlich ist ihr Victoria schon auf den Fersen«, antwortete ich.
Endlich hatte meine Mutter eine Idee. »Ich rede mal mit meiner Freundin,
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