Heartbreaker - Chartbreaker
weiß!«
Aufgepasst, Leute! Das hat nichts mehr mit dem Rock’n’ Roll eurer Eltern zu tun.
Diese Schlampe. Ich mag es nicht, wenn Frauen »Schlampen« genannt werden, aber trotzdem … diese totale Schlampe.
»Das habe ich nicht ernst gemeint«, sagte ich noch mal zu meinen Eltern. »Das war ironisch gemeint. Sie hat vor zwei Wochen hier angerufen, ich war schon spät dran und musste pünktlich zum ScooperDooper. Sie hat gefragt, ob sie mir ein paar Fragen stellen kann, und sie war sehr nett - sie war wirklich
sehr nett -, und wir haben uns ein bisschen unterhalten, ein paar Scherze gemacht und -«
Das Telefon klingelte, und ich wollte schon aufspringen, aber meine Mutter winkte ab. »Lass mal! Die sollen auf den Anrufbeantworter sprechen. Das ist schon der zehnte Anruf, dabei bin ich erst eine halbe Stunde zu Hause.«
Mein Vater schob sich die Brille auf der Nase hoch und schaute mich ernst an. »Audrey«, sagte er mit seiner Ich-willja-nicht-kleinlich-sein-aber-was-du-da-im-Augenblick-treibst- gefällt-mir-gar-nicht-Stimme, »dieser Artikel ging auch über die Agenturen. Er wurde von mehreren anderen Zeitungen übernommen.«
Ich brauchte etliche Sekunden, um zu kapieren, was er da gesagt hatte. »Zeitungen?«, wiederholte ich. »Mehrere?«
»Ja, mehrere.«
»Woher weißt du das?«
»Deine Mutter hat dich während der Arbeit gegoogelt.«
Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. »Also hat das ganze Land meinen Humor nicht richtig verstanden?«
»Ganz genau. Deine Ironie ist irgendwo auf dem Weg der Verschriftlichung verloren gegangen, mein Schatz.«
»Welche Zeitungen denn?«
Dad fuhr sich mit der Hand über die Stirn und zögerte einen Augenblick, deshalb antwortete Mom.
»Kleinere Zeitungen«, sagte sie. »Regionalzeitungen.«
Ich versuchte angestrengt, zum Kern des Problems vorzudringen. »Und wie viele?«
Da sprang der Anrufbeantworter an und eine männliche Stimme war zu hören. »Hallo, hier ist Michael Anderson von USA Today . Wir würden uns freuen, wenn wir ein paar Minuten mit Audrey Cuttler sprechen könnten, wir bereiten nämlich gerade ein Feature über Teenager-Celebrities vor und -«
Ich würde euch ja gerne erzählen, was er noch alles gesagt hat, aber mein Gehirn streikte in diesem Augenblick. Meine Haut wurde plötzlich ganz warm und kribbelig, und ich bekam
meine riesengroßen Fischaugen, die Victoria nicht ausstehen kann.
»Bis jetzt«, sagte mein Vater ruhig, als hätte nicht gerade ein Reporter von USA Today nach mir gefragt, »haben wir Anrufe von der L.A. Times , der New York Times , dem Miami Herald , der Chicago Sun-Times , dem Chicago Herald und der New York Post bekommen, die sind besonders hartnäckig, sie haben sich schon dreimal gemeldet. Außerdem von ABC, NBC, CBS, NPR, MTV und vielen anderen Sendern mit drei Buchstaben.«
»Und vom People Magazine «, fügte meine Mutter hinzu. (Sie wird niemals eingestehen, dass sie Klatschmagazine liest, aber ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass sie bei der Pediküre regelmäßig welche durchblättert.) »Audrey, jetzt klär uns mal auf, was da eigentlich los ist!«
Ich sank auf einen Küchenstuhl und fummelte nervös an einer L.A. Weekly herum. »Evan hat einen Song geschrieben«, seufzte ich. »Nachdem ich mit ihm Schluss gemacht habe. Über mich. Er ist ziemlich gut. Alle finden ihn toll.«
Ich konnte beobachten, wie die Augen meines Vaters immer größer und größer wurden, bis es aussah, als hätte er zwei Golfbälle im Kopf. »Du bist Audrey ?«, fragte er. »Das bist du ?«
Jetzt wurden meine Augen noch größer und größer. »Du kennst das Lied? Ich dachte, du hörst im Radio immer nur klassische Musik?«
»Die spielen das Lied ja alle zehn Minuten«, sagte er. Meinen Zusatz über die klassische Musik überhörte er geflissentlich. Mom liest Klatschmagazine und Dad hört heimlich Top- 40-Radio. Dieser Tag hielt für mich wirklich so manche Überraschung bereit.
»Wie geht das Lied denn?«, fragte Mom. »Summ mal ein paar Takte.«
»Ach, das kennst du bestimmt«, sagte Dad und sang ihr dann tatsächlich den Refrain vor. Auch wenn das mit seiner
Stimme natürlich völlig anders klang als mit Evans. »Audrey, wait, Audrey, wait!«
Meine Mutter schnappte nach Luft. Ich schwör euch, sie schnappte wirklich nach Luft. » Du bist diese Audrey?«
Wenn es etwas gibt, wofür ich bei diesem ganzen Debakel wirklich dankbar bin, dann dafür, dass Evan in den Liedzeilen kein einziges Mal explizit beschreibt, wie
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