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Heartbreaker - Chartbreaker

Titel: Heartbreaker - Chartbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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seit drei Wochen. Du hast es nur nie mitgekriegt.« Meine Mutter führte mir ihren Bizeps vor. »Fass mal an! Stahlhart, oder?«
    »Ich habe heute das erste Mal den Übergang vom Hund in die Kobra hingekriegt«, sagte mein Vater stolz. Victoria gab ein komisches Geräusch von sich und hätte sich fast an ihrem Burrito verschluckt.
    »Das … das ist toll, Dad. Wirklich toll.« Ich musste mich wahnsinnig zusammennehmen, um nicht laut loszuprusten. »Macht so weiter. Alles Gute für euer persönliches inneres Wachstum und all so was!«
    Als die beiden endlich die Treppe runter verschwunden waren, hatten Victoria und ich Tränen in den Augen, so krampfhaft hatten wir uns angestrengt, nicht zu lachen. Sie warf sich auf mein Bett und vergrub das Gesicht im Kopfkissen, um ihr lautes Gelächter abzudämpfen. »Dein Dad! Yoga! Übergang vom Hund in die Kobra! Dein Dad!«

    Ich brachte kein Wort heraus, so heftig musste ich lachen, und warf mich neben sie auf mein Bett.
    »Und meine Eltern? Gehören die auch zu den DSA-Leuten?«, fragte ich schließlich, immer noch nach Luft schnappend und mir die Tränen aus den Augen wischend.
    » Nein, nein, nein , die doch nicht.« Victoria setzte sich auf und reckte den Hammer wie ein kleiner Punkrock-Thor. »So. Und jetzt lass uns mit unserer kleinen samstäglichen Verwüstungsorgie anfangen.«

15
    Lying wide awake in the garden, trying to get over your stardom...
    Pete Yorn, »Just Another«
     
    Ich habe nicht den ganzen Tag an das Video gedacht. Nein, das wäre eine gewaltige Untertreibung. Ich wurde innerlich davon zerfressen, und mein Magen wand sich so, dass die Schlangenmenschen im Cirque de Soleil dagegen jämmerliche Anfänger waren. Victoria und ich zerschlugen alle CDs der Lolitas in tausend Stücke. (»Mach schon!«, feuerte sie mich an, bis nur noch winzige Splitter übrig waren. »Leg alles rein, was du hast! Lass deinen inneren Trent Reznor raus!«) Dann suchten wir Fotos von würdigeren Musikern, mit denen wir die Lolitas in meiner Wandcollage überklebten. Aber nichts half. Am Abend waren alle meine Fingernägel total abgekaut und ich war schon fast beim Nagelhäutchen angelangt. Ich hatte das Gefühl, mich allmählich zu den Handgelenken hochzufressen.
    Das Schlimme war, dass mir Musik diesmal nicht half. Normalerweise lege ich in solchen Stimmungen ein paar passende Songs auf und danach fühle ich mich besser. Aber jedes Mal, wenn ich mir jetzt eine Playlist zusammenzustellen versuchte, musste ich an meinen DJane-Auftritt auf der Backstage-Party denken. Und wenn ich innerlich meine Alben durchging, fielen mir als Erstes die Lolitas ein. Aber die konnte ich jetzt nicht mehr auflegen, denn ihre CDs lagen zertrümmert im Abfalleimer. Und das Radio konnte ich auch vergessen. Ich wollte keinesfalls riskieren, mir »Audrey, wait!« anhören zu müssen, ich glaube, meine Ohren hätten dann vor Schmerz geblutet. Das Lied wurde jetzt rauf- und runtergespielt, und das nicht nur auf KROQ oder KUXV und wie die Sender alle heißen, die meine Eltern angeblich nie im Leben hörten. In
den Charts kletterte das Lied unentwegt nach oben - als ich das letzte Mal nachgeguckt hatte, war es schon auf Platz 15 -, und es sah nicht danach aus, als wäre da so bald ein Ende absehbar. Ich hatte sogar mitgekriegt, wie mein Geometrielehrer es auf dem Schulflur vor sich hin gesummt hatte. Wenigstens hatte er so viel Schamgefühl, leicht entschuldigend dreinzublicken, nachdem sich unsere Blicke gekreuzt hatten.
    Deshalb herrschte an diesem Samstagabend in meinem Zimmer die totale Stille. Ich lag im Bett und starrte auf die Leuchtsterne an meiner Zimmerdecke. (Ich habe einen kompletten Nachmittag gebraucht, bis ich die ganzen Sternbilder aufgeklebt hatte. Evan hat mich eine Ordnungsfanatikerin genannt. »Kleb sie doch einfach irgendwie hin«, hatte er gesagt. »Schlafen tust du sowieso.« Blödmann.) Bendomolena döste an ihrem normalen Platz zwischen meinen Füßen - genau dazwischen, sodass es unmöglich war, mich umzudrehen, ohne jedes Mal gegen sie zu stupsen -, und von unten hörte ich, dass sich mein Vater ein Spiel im Fernsehen ansah. Ich begriff nicht, wie alles um mich herum einfach normal weitergehen konnte, während in meinem Innern ein Tornado wütete.
    Meine Mutter allerdings lässt sich nicht so leicht täuschen. Sie merkte ganz genau, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. »Audrey?« Sie steckte ihren Kopf durch die Tür. »Schläfst du?«
    »Ja.«
    »Aha.« Sie öffnete die Tür

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