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Heartbreaker - Chartbreaker

Titel: Heartbreaker - Chartbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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meinen Vater, der mir nett den Arm drückte und »Hallo, Kleines« sagte, was aber so ziemlich das Schlimmste war, was er nur hatte tun können, denn jetzt wollte ich bloß noch losheulen. Aber der Tag war so schon schlimm genug, ohne dass ich im Direktorenzimmer in Tränen ausbrach. Also nahm ich mir eisern vor, das Heulen auf später zu verschieben, wenn ich zu Hause war, bei meiner Anlage und Bendomolena, und mir den traurigsten Mix zusammenstellen würde, den es nur gab. The Smiths
würde ganz bestimmt dabei sein, so viel stand jetzt schon fest. Sixteen, clumsy, and shy, that’s the story of my life. So ist es, Morrissey. Du hast’s erfasst, genau so ist es.
    »Nun denn«, sagte Mr Rice, nachdem er wieder hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, »es gab da ja unlängst ein paar unschöne neue Entwicklungen, Audrey, und ich habe deine Eltern heute in die Schule gebeten, um darüber zu beraten, wie wir gemeinsam am besten verfahren sollen, damit deine eigenen schulischen Leistungen und die schulischen Leistungen deiner Klassenkameraden keine Einbußen erleiden.«
    Falls ihr Erwachsenensprech manchmal auch etwas unklar findet, hier die Übersetzung: »Du nervst uns mit deinen Geschichten gewaltig, Audrey Cuttler, und störst den Schulalltag. Sieh zu, dass du das auf die Reihe kriegst, damit ich mich um andere Dinge kümmern kann.«
    Ich nickte nur. Dann entdeckte ich mehrere Exemplare des Magazins auf seinem Schreibtisch. »Das wusste ich nicht«, sagte ich hastig. »Ich hab das heute erst entdeckt.«
    »Audrey!« Meine Mutter beugte sich zu mir herüber und sah mich an. »Niemand macht dir einen Vorwurf.«
    Meinen Vater beschäftigte etwas anderes.
    »Du schläfst im Unterricht?«, fragte er und bohrte seinen Zeigefinger in das Foto auf Seite 67. »Für mein laienhaftes Auge sieht das tatsächlich so aus, als würdest du im Unterricht schlafen!«
    Meine beiden Eltern sahen mich wie auf ein Stichwort hin mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Warum schläfst du im Unterricht?«, fragte mein Vater, während meine Mutter das Foto genau musterte.
    »Dad …?!«, sagte ich. »Die wichtigere Frage ist doch wohl: Warum macht jemand ein Foto von mir, wie ich im Unterricht schlafe, und gibt es an eine Illustrierte weiter?«
    An diesem Punkt mischte sich Mr Rice in das Gespräch ein und erklärte meinen Eltern in allen Einzelheiten, was in den
letzten Tagen vorgefallen war: das Video mit mir im Internet; die drei Mädchen von der anderen Highschool, die die Schule geschwänzt hatten, um mich zu sehen; die vielen Schülerinnen und Schüler, die ein Autogramm von mir wollten oder mich auf dem Flur angesprochen hatten und dann zu spät in ihren Unterricht kamen; die Schmiererei auf der Mädchentoilette. Das könnt ihr mir glauben, ihr habt noch nicht mal die Andeutung einer wirklich peinlichen Situation erlebt, solange nicht euer Schuldirektor euren Eltern eine obszöne Zeichnung beschrieben hat, die euch darstellen soll. Ich schwöre euch, ich hätte gut und gerne den Rest meines Lebens verbringen können, ohne das zu erleben. Mr Rice kann sich schon mal darauf gefasst machen, aus seinem Briefkasten später die saftigen Rechnungen meiner Therapeuten herauszuziehen.
    Aber er war noch nicht fertig und erzählte weiter und weiter. Veranstalter schickten anscheinend massenweise Konzerttickets an die Schule, die auf meinen Namen ausgestellt waren, und der Postbote brachte inzwischen doppelt so viel Post wie früher, alles Fanbriefe für mich. Noch während Mr Rice sprach, klopfte die Sekretärin an die Tür. »Die wurden gerade für Audrey abgegeben«, sagte sie und kam mit einem Dutzend rosa Rosen herein.
    »Wow«, rief ich. Meine Eltern hatten die ganze Zeit nur zugehört und genickt und »Mhmm - ja - mhmm« gemacht und mich angeschaut, als wäre ich eine tickende Zeitbombe, aber als jetzt die Rosen kamen, wirkten sie, als würden ihre Köpfe gleich explodieren. Ich zupfte an meinen arg strapazierten Nagelhäutchen und bemühte mich, wie eine Musterschülerin dreinzublicken. »Sie verstehen jetzt vielleicht«, fasste Mr Rice die Lage zusammen, »warum ich gerade erklärt habe, dass wir dringend darüber beraten müssen, wie es weitergehen soll.«
    »Na ja«, meinte meine Mutter, »zur Schule muss sie jedenfalls weiter gehen.« Sie nahm der Sekretärin die Vase mit den Rosen ab und stellte sie schließlich auf den Fußboden. »Das
steht schon mal fest, denn ein Unterricht zu Hause kommt nicht in Frage.« Aus ihrer Stimme

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