Heartbreaker - Chartbreaker
Ich hatte wirklich Angst. Ich bemühte mich, äußerlich ruhig zu bleiben, und ich merkte, dass auch James sich zusammenriss; aber seine Wangen brannten, und er strich sich dauernd nervös die Haare hinter die Ohren zurück.
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Audrey?«, fragte der Geschäftsführer. Als ich den Kopf schüttelte, wandte er sich an James. »James?«
»Nein, danke, aber … Woher wissen Sie eigentlich meinen Namen?«
»Die Presseleute draußen scheinen zu wissen, wer Sie sind.«
»Aber woher wissen sie das?« James sah mich alarmiert an.
»Das muss irgendjemand aus unserer Schule gewesen sein, der uns im Restaurant gesehen hat.« Ich seufze tief auf. Es war nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen.
»Oh Mann.« James ließ sich auf einen Schreibtischstuhl fallen. »Oh Mann. Scheiße .«
Sofort packte mich das schlechte Gewissen. »Tut mir so leid«, sagte ich, nachdem der Geschäftsführer verschwunden war und ich mich auf den zweiten Stuhl im Raum gesetzt hatte. »Tut mir echt so leid. Tut mir wirklich echt so leid!«
»Hey, warte mal, wofür entschuldigst du dich eigentlich?« James rollte auf seinem Schreibtischstuhl zu mir herüber, so dass wir nebeneinandersaßen.
»Dafür dass ich dir das angetan habe und dass jetzt alle bei dir zu Hause anrufen werden und dein Foto überall abgedruckt wird und -«
»Aber das ist doch nicht deine Schuld. Dafür kannst du doch nichts!«
Ich starrte auf meine Hände. »Ich hätte mich nicht mit dir verabreden dürfen. Das war nicht richtig. Das ist nicht fair, ich meine, dir und deiner Familie gegenüber, und -«
James fuhr sich mit der Hand durch die Haare und seufzte. »Okay, Audrey, hör zu -«
»Das mag ich, weißt du das?«
»Was?«
»Dass du meinen ganzen Namen sagst. Manche Leute sagen manchmal nämlich nur ›Aud‹, und das klingt irgendwie so hart und gemein.«
»Und das bist du ja wirklich nicht. Aber jetzt mal im Ernst, Audrey« - wir mussten beide lächeln, als er meinen Namen sagte - »das alles ist wirklich nicht deine Schuld. Außerdem finde ich ein Date mit dir und den Paparazzi tausendmal besser als gar kein Date mit dir.«
»Wirklich?«
»Ich schwör’s dir.«
»Gut. Denn davon wirst du vermutlich noch eine ganze Menge erleben. Zumindest eine Zeit lang.«
»Darf ich dann weiter wie James Bond durch die Stadt heizen? Das war nämlich echt cool.«
»Ja, das war echt cool.« Ich grinste. »Du und das Rezept mit dem viermal links abbiegen.«
»Danke. Ich versuche, mein Bestes zu geben.«
»Und es war auch echt sexy, mir vorzustellen, du wärst wie James Bond.«
»Hast du das?«
»Ja. Und wenn es unser Leben nicht in Gefahr gebracht hätte, dann hätte ich dich im Auto sofort geküsst.«
James wurde bis über beide Ohren rot. »Ja? Hättest du?« Seine Stimme war etwas höher als sonst.
»Ja.« Ich rückte mit meinem Stuhl noch näher an seinen. »Sollen wir die Szene noch mal nachspielen?«
Wenn Simon zu küssen wie ein wilder Buschbrand gewesen war, dann fühlte es sich mit James wie ein kleines, aber umso stärker loderndes Kaminfeuer an. Es war wie Geburtstag und Weihnachten gleichzeitig, viele strahlende Kerzen, gute Gedanken, Wünsche und Hoffnungen. Und ein großes Versprechen. So was brauchte ich jetzt.
»Weißt du was«, sagte James, als wir eine Pause machten, »ich freu mich schon auf den Tag, an dem wir uns auch mal woanders küssen als in einem Kühlraum oder in einem fensterlosen Büro.«
»Tja, aber so, wie es aussieht, wird es bis dahin noch ganz schön lang dauern«, antwortete ich.
25
Swallowing panic in the face of its force …
Joanna Newsom, »Peach, Plum, Peaar«
Der zweite Anruf bei meinen Eltern war weitaus dramatischer als der erste. »Ähm, Mom?«, sagte ich, und meine Stimme musste wohl ziemlich seltsam geklungen haben, denn sie kapierte sofort.
»Was ist passiert?«
»Tja, also … Weißt du, da sind Paparazzi. Sie haben James und mich verfolgt. Als wir von dem Restaurant weggefahren sind. Und jetzt sitzen wir hier im Plattenladen in der Falle.«
»In der Falle?«
»Na ja, draußen vor der Tür stehen diese ganzen Fotografen. Und auch ein paar Fans. Aber es ist alles unter Kontrolle, die Polizei ist schon unterwegs und -«
»Die Polizei?«
»Die Polizei???«, dröhnte die Stimme meines Vaters aus dem Hintergrund.
»Audrey, wir kommen!«, sagte meine Mutter und legte sofort auf. Ich hatte nicht einmal mehr Zeit, ihr zu sagen, dass sie Dad besser zu Hause lassen
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