Heartless 03 - Lockruf des Herzens
das Gefühl, dass die Frau sich vor ihrem Schlaganfall nicht so freimütig über private Angelegenheiten geäußert hätte, aber jetzt schien sie diese Zurückhaltung nicht mehr zu kennen.
»Ich nehme an, dass Caroline ihn davon überzeugt hatte, dass auch sie in ihn verliebt wäre. Auf jeden Fall habe ich die Wahrheit über ihren Verrat erst erfahren, nachdem mein Sohn bereits in die Armee eingetreten war. Dann erst kam mir der Klatsch zu Ohren, dass mein armer, lieber Adam seine geliebte Caroline in einer kompromittierenden Situation mit seinem
Cousin Robert erwischt hatte.« Sie schaute auf. »Höchst kompromittierend. Es muss schrecklich für Adam gewesen sein.«
In der Tat schrecklich. Sich so heftig zu verlieben und dann herauszufinden, dass die Verlobte mit einem anderen Mann schlief! Ihr kam der Gedanke, dass Caroline Harding wahrscheinlich der Grund gewesen war, warum er in die Armee eingetreten war. In gewisser Hinsicht waren die Alpträume, unter denen er litt, auf Carolines Betrug zurückzuführen.
»Aber das liegt jetzt alles hinter ihm«, schloss die Gräfin das Thema, während sie zwischen den Rosenstöcken umherwandelten. »Ich bin sehr erfreut über seine Brautwahl. Sie werden ihm wunderbare Söhne und starke, intelligente Töchter gebären. Ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen.«
Jillian schluckte. »Bitte, verstehen Sie doch, Lady Blackwood, Ihr Sohn und ich sind nur Freunde.« Freunde? Adam war ihr Liebhaber. Und auch diese lockere Verbindung würde nicht lange halten. Jillian spürte, wie sich ihr Herz schmerzhaft verkrampfte.
Die Gräfin begann, sich Luft zuzufächeln, als wäre sie mehrere Meilen gelaufen. »Sie werden mich jetzt entschuldigen müssen, meine Liebe. Diese alten Knochen sind einfach nicht mehr das, was sie mal waren. Sagen Sie Carter, dass ich ihn jederzeit gerne sehen würde, wenn er es irgendwie einrichten kann. Und machen Sie sich keine Sorgen, meine Liebe. Ich bin sicher, dass Adam schon sehr bald aus Ägypten heimkehren wird.«
Es war traurig, dachte Jillian, während sie der alten Dame hinterhersah. Doch zumindest hatte Lady Blackwood ein erfülltes Leben gehabt und die Freude genießen dürfen, die eine Familie einem schenkt. Das war eine Erfahrung, die Jillian nie machen würde. Vielleicht würde es ihr sogar verwehrt sein, so alt wie die Gräfin zu werden. Denn wenn es ihr nicht gelang, ihre Unschuld zu beweisen, würde sie wahrscheinlich hängen.
Jillian achtete nicht auf den Schauer, der ihr über den Rücken lief, sie ging zum Haus zurück.
14
Den Rest des Tages sah sie nichts mehr von Adam. Er hatte sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen, um sich seinen Pflichten als Graf zu widmen, die mehr seiner Zeit in Anspruch nahmen, als bürgerliche Menschen sich vorstellen konnten. Er musste sich um die Verwaltung seiner Güter kümmern, nach seinen Pächtern sehen, und dann gab es noch Familienangelegenheiten, die Stunden seiner Zeit und Aufmerksamkeit erforderten.
Während des Abendessens tauchte eine dieser Familienangelegenheiten auf Adams Schwelle auf.
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, Major, aber Ihre Schwester, Lady Margaret, ist soeben eingetroffen.« Sie waren gerade dabei, ihr Essen zu beenden, das aus Lachs in Sahnesauce und Trüffelpastete bestanden hatte und das Jillian eigentlich mehr auf dem Teller hin und her geschoben denn gegessen hatte. Sie machte sich Sorgen, und das nicht nur wegen der Mördersuche, die in London weiterging.
Es lag eher an der wachsenden Anziehungskraft, die der Graf auf sie ausübte, sodass sie ständig angespannt war. Der Mann strahlte Macht und sexuelle Anziehungskraft aus, und jedes Mal, wenn er sie anschaute, zeigte sein Blick unmissverständlich seine Absichten. Sie wusste, was er dachte, wusste, dass er vorhatte, heute Nacht zu ihr zu kommen.
Dann trat Reggie ins Esszimmer, und welche Pläne Adam auch gehabt haben mochte, sie zerstoben wie Rauch.
»Sie haben Gesellschaft bekommen, Mylord«, sagte Reggie. »Ich habe Lady Margaret erklärt, dass ich sie eigentlich erst ankündigen sollte, aber....«
»Aber ich sagte ihm, dass er sich nicht die Mühe zu machen bräuchte. Ich bin sehr wohl in der Lage, mich selbst anzukündigen.« Margaret Hawthorne stürmte wie ein wunderschöner, rabenschwarzer Wirbelwind ins Zimmer. Sie trug einen rubinroten Samtrock mit einer kurzen, dazu passenden Jacke, die militärisch geschnitten war, und einen Zylinder, der keck auf ihrem Kopf saß. Sie besaß zarte,
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