Heaven - Stadt der Feen
siehst, niemand entkommt uns. Wir sind gut. Und wir werden bezahlt für das, was wir tun.« Er lockerte den Griff um den Hals ein wenig, damit David reden konnte. »Wo ist das Mädchen, junger Mann?« Es klang altmodisch, wie er sich ausdrückte.
»Wer sind Sie?«, wiederholte David seine Frage.
»Mein Name ist unwichtig.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Den Aufenthaltsort des Mädchens.«
David deutete mit einem schwachen Kopfnicken zum Haus. »Sie hat mir nur gesagt, dass sie hier wohnt. Ich wollte eben zu ihr.«
Der Mann mit den schwarzen Handschuhen betrachtete sein Opfer, suchte in Davids Gesicht nach der Lüge.
»Das Taxi hat uns gestern hierhergebracht. Sie ist ausgestiegen. Und ich bin nach Hause gefahren.«
»Das glaube ich dir nicht.« Er sagte das ganz sachlich. Ruhig. Gelassen.
»Tja, nicht mein Problem.«
Der Lumpenmann war jetzt bei ihnen. Er schlurfte an der Hecke vorbei. Die Zweige schabten an seinem Mantel entlang. Neben dem Mann mit den schwarzen Handschuhen blieb er stehen.
Aus der Nähe betrachtet sah er noch viel übler aus. Er roch auch nicht gut. Flecken bedeckten seine wächsern wirkende Haut. Der Geruch, der ihn umgab, war der Geruch von Erde und nassem Holz und Klamotten, in denen feuchter Schimmel lebte. David konnte seine Augen nicht erkennen und war froh darüber.
»Wer sind Sie?«, fragte er ein drittes Mal. »Was wollen Sie von mir?«
»So viele Fragen«, murmelte der Mann mit den Handschuhen und hielt inne. »Aber du hast ja recht.« Seine Stimme war sehr freundlich. »Ich sollte mich dir vorstellen. Es ist unhöflich, ein solches Gespräch zu führen und seinen Namen nicht genannt zu haben.«
Der Lumpenmann zischte etwas, das keine Worte waren.
»Mein Name ist Scrooge«, sagte der Mann mit den schwarzen Handschuhen aus Leder. »Mr Scrooge.« Er machte etwas mit den Fingern der Hand, die nicht an Davids Kehle lag. Das Leder knirschte wie ein lebendiges Wesen.
David hustete erneut.
»Und wie ist dein Name, Junge?«
»Tiny Tim«, sagte David.
Für die Antwort erntete er einen bösen Blick.
»Gut, gut«, grummelte Mr Scrooge, »du bist also belesen.« Er lächelte sein schneeweißes Lächeln. »Doch das ändert nichts an unserer Abmachung, junger Tiny Tim.«
»Wir haben keine Abmachung.«
»Doch, doch, die haben wir.« Mr Scrooge lächelte dünn. »Die Antwort auf meine Frage für dein junges Leben.« Amüsiert fügte er hinzu: »Tiny, tiny, dying Tim.«
David war sich ziemlich sicher, dass er keinen Scherzmachte. Er versuchte sich zu bewegen, aber die Finger in den Handschuhen schlossen sich augenblicklich fester um seinen Hals.
»Tiny, tiny, Tim, Tim, Tim«, summte Mr Scrooge und die andere Hand, die ebenfalls in einem Handschuh steckte, zückte ein langes Messer. Die silberne Klinge, die gekrümmt war, wanderte vor Davids Gesicht entlang und dann hinab zu seiner Brust, wo sie näher kam, bis die Hand sich leicht drehte. Mit den Knöcheln klopfte der Mann auf Davids Jacke, leise klopfte er den Herzschlag nach. Sodann wanderte die Klinge zur Kehle hinauf.
David rührte sich nicht.
»Ich werde dir die Frage jetzt ein letztes Mal stellen«, zischte der Mann mit dem Namen Mr Scrooge. »Wo ist Freema Heaven Mirrlees?«
»Ich weiß es nicht, verdammt noch mal«, zischte David. »Scheiße, bis gestern habe ich sie gar nicht gekannt. Heaven, meine ich. Ich habe sie auf der Straße getroffen. Es ging ihr nicht gut. Sie faselte etwas von einem Herzen, das man ihr gestohlen hatte. Ich hab sie ins Krankenhaus gebracht und dann sind wir abgehauen.«
Mr Scrooge schien zu überlegen, ob er ihm glauben sollte. Der Druck, der von der Klinge am Hals ausging, ließ ein wenig nach.
»Ich hatte Stoff bei mir«, log David. »Und die Typen im Krankenhaus sagten mir, dass jemand vom Gesundheitsamt nach dem Mädchen sucht.« Er sprach, ohne zu zögern, und versuchte dabei, seine Augen zu entspannen, ein Trick, den er sich früh antrainiert hatte und der immer funktionierte. Augen verrieten am ehesten, wenn man log. »Sie war ganzaufgeregt, wegen der Sache mit dem Herzen und so.« David schaute von Mr Scrooge zu dem Lumpenmann. »Ich habe ihr ein wenig von dem Zeug gegeben, damit sie ruhiger wird.« Er breitete die Hände aus. »Hey, Leute, ich will keinen Ärger.«
»Deswegen bist du abgehauen?«
»Ich kann es mir nicht leisten, schon wieder aufzufallen«, sagte er. »Vorstrafe.«
»Tiny, tiny Tim«, säuselte Mr Scrooge. »Und das soll ich dir glauben?«
David wich seinem Blick
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