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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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ganz bunt. Viel zu exotisch für die Jahreszeit. Manchmal sah man Tiere wie den Vogel in der Stadt. Sie sahen aus, als seien sie aus einem Zoo geflohen.
    Stimmengewirr erklang und David stellte sich die Szenerie vor, die er aus dem Fernsehen kannte. Hektische Sanitäter, neugierige Polizisten, schwarz-gelbe Plastikbänder, mit denen sie die Gegend absperrten. Und er hoffte so sehr, dass das, was er Eve gesagt hatte, nicht zu einer Lüge werden würde.
    Einen Augenblick später traute er sich aus den Schatten hinüber zur Edgeware Road, wo sich die Reifenspuren verloren. Eine Weile stand er nur da und starrte in den Verkehr. Die Scheinwerfer der Autos fluteten durch das Gestöber aus Schneeflocken. Fast war es schon dunkel geworden, viel fehlte jedenfalls nicht mehr dazu.
    Dann endlich setzte er sich wieder in Bewegung, lief die Edgeware Road entlang und bog schließlich in die Marylebone Road ein. Er rannte, als würde das die Lösung all seiner Probleme sein. Die Kälte brannte ihm in der Kehle, Schneeflocken stoben ihm ins Haar. Er rannte, rannte, immer nur weiter.
    Überall waren Autos und Menschen. Jede Straße führte in eine neue Straße. London kam ihm auf einmal wie ein schrecklicher Moloch vor, riesengroß und hungrig, wie etwas, das Menschen bei lebendigem Leib zu fressen vermag. Es war eine dunkle Stadt, die da vor ihm lag, finsterer nochals jemals zuvor, weil David etwas verloren hatte, ohne das es kein Licht mehr geben würde in seinem Leben.
    Er versuchte ruhig zu bleiben, was ihm nicht besonders gut gelang. Er schloss die Augen, atmete durch. Wo könnten sie Heaven hingebracht haben?
    Er dachte an das Lied, das sie im Taxi gehört hatten.
The Stowaway
. Keine zwei Nächte war das jetzt her. Er betrachtete Heaven in Gedanken: ihr Lächeln, ihre dunklen Augen. Worte tauchten auf, Dinge, die er erfahren hatte. Geschichten, die erzählt worden waren. Sie formten sich zu einer vagen Skizze aus Vermutungen, an der man sich gut festhalten konnte, wenn man vor einem Abgrund stand.
    Mr Drood war nur ein Handlanger, das hatte er selbst gesagt. Der eigentliche Auftraggeber war jemand ganz anderes. Aber wer? Wohin brachte Mr Drood Heaven? Er wollte ihr Herz, ja, okay, aber wenn er ihr das Herz hätte nehmen können, wie er ihr anderes Herz schon genommen hätte, dann wäre dies auf dem Hausboot passiert.
    Es war aber nicht auf dem Hausboot passiert.
    Und das bedeutete, dass . . .
    Was?
    Dass er es ihr nicht einfach so aus dem Leib schneiden konnte, wie er es mit dem anderen Herzen getan hatte? War das der Grund, weshalb sie noch immer lebte? Musste Mr Drood sie an einen besonderen Ort bringen, an dem man ihr das Herz entnehmen konnte? Und wenn dies so war, was könnte das für ein Ort sein? Ein Krankenhaus?
    David stöhnte auf. Er wusste es nicht. Er würde sie nicht finden. Nicht mit diesen vagen Vermutungen. Er brauchte Hilfe.
    Doch wo sollte er die bekommen? An wen konnte er sich noch wenden?
    Richmond, schrie es in ihm. Mr Mickey war tot, aber er hatte ihn gebeten, Heaven etwas auszurichten, wenn sie in Schwierigkeiten steckt. Sie solle nach Canary Wharf gehen.
    Canary Wharf.
    David hatte eine vage Idee, auf wen er dort stoßen würde. Und die Idee erschien ihm die beste, die er an diesem Tag gehabt hatte.
    Denn die Canary Wharf beherbergte die Hochfinanz und die Vorstandsetagen der großen Konzerne. Und wenn er mit seinen logischen Schlussfolgerungen recht behielt, würde er dort auf die Firma von Heavens Vater stoßen mit Heavens Vormund Mr Sims, der vielleicht ein arroganter Geldsack sein mochte, aber mit Sicherheit alle Hebel in Bewegung setzen würde, um sein Mündel zu finden. Nicht zu vergessen, dass er das nötige Kleingeld dazu hatte.
    David verlor keine Zeit mehr und lief durch die einbrechende Nacht, dorthin, wo der Himmel über London fehlte.

16. Kapitel

Der blinde Passagier
    D ie Café-Besucher blickten nicht auf, als eine abgerissene Gestalt, die schwarze Jacke mit Flecken übersät, mit zerzausten Haaren und keuchendem Atem in das Internetcafé Portland Place raste und sich wie ein Wilder auf einen der PCs stürzte.
    London war voll von merkwürdigen Typen, da kam es auf einen mehr oder weniger nicht an.
    Auch David schaute sich nicht um, keine Sekunde wollte er verschwenden.
    Komm schon! Unruhig flogen seine Finger über die Tasten, dann flimmerte das Ergebnis auf dem Bildschirm.
    David überflog die Fakten, die er teilweise schon kannte: Juno Sims, Geschäftsführer von Sims Enterprises,

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