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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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obeliskenhafte Gebäude, das mehr als zweihundertfünfunddreißig Meter in die Höhe ragte. Alles an dieser Konstruktion war von Symmetrie erfüllt. Es gab keine Unebenheit, nichts, das nicht perfekt gewesen wäre.
    David fühlte sich, als müsste jeder ihn anstarren, als sich die Türen des Foyers öffneten. Alles glänzte, schimmerte, war sauber und roch auch so. Warme Luft schlug ihm entgegen. Die Menschen, die mehr oder weniger hektisch umherliefen, hatten alle die gleichen grimmigen Gesichter. Sie wirkten grau und gefährlich, allesamt sehr bedeutsam. So wichtig. An der Phalanx silbrig blitzender Aufzüge waren große Anzeigetafeln angebracht, die eine Übersicht über die im Gebäude ansässigen Firmen gaben.
    David brauchte zwei geschlagene Minuten, bis er auf dasEmblem von Sims Enterprises stieß. Die Firma befand sich im zwanzigsten und einundzwanzigsten Stockwerk.
    David warf einen Blick über seine Schulter. Der Pförtner und zwei Security-Männer beobachteten ihn. Sie sahen entschlossen aus und die Anzüge, die sie trugen, mochten teurer sein als alles, was David besaß.
    David überlegte nicht lange. Okay, Ärger konnte er nicht gebrauchen und aufgefallen war er sowieso schon. Er drehte sich um, ging zum Pförtner und meldete sich an.
    Er wolle zu Mr Juno Sims von Sims Enterprises. Nein, der Besuch sei nicht geschäftlicher Natur. Es gehe vielmehr um eine rein private Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit.
    Der Pförtner führte ein kurzes Telefonat, nickte mürrisch und ließ David passieren. Er könne nach oben fahren.
    David warf den Security-Leuten einen langen Blick zu, dann ging er zu den Aufzügen. Der Knopf, den er drückte, war kalt und glatt. Ungeduldig wartete er.
    Dann schoben sich die Türen auseinander, entließen einen Strom sehr wichtig aussehender Business-Leute, die ihn ignorierten. So mussten sich die Obdachlosen in der Stadt fühlen.
    David betrat den Aufzug. Er roch nach rotem Teppichboden, Duftstoffen und Spiegelwänden. Synthetische Musik säuselte im Lautsprecher, der irgendwo oben an der Decke versteckt sein musste.
    David betrachtete sich in einem der Spiegel. Unter seinen Augen waren tiefe Schatten, er war totenblass. Aber wenigstens war das Blut auf seiner schwarzen Jacke getrocknet. Und darüber hinaus konnte er sich jetzt nicht mit den Gedanken aufhalten, einen möglichst guten Eindruck zu machen.
    Er hoffte nur, dass Mr Mickey recht behalten würde mit dem, was er ihm in Richmond gesagt hatte. Aber dann dachte er daran, was Geld alles zu tun vermochte.
    Keine Minute später war er oben. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und David sah sich einer edlen und luxuriösen Empfangstheke gegenüber. Eine Sekretärin, die aussah, als könnte man sie aus einem Katalog bestellen (Modell Kompetenz – Sie werden nicht enttäuscht sein!), musterte ihn von oben bis unten.
    »Sie sind der junge Mann, der zu Mr Sims möchte?« Sie klang schnippisch, obwohl David noch gar nichts gesagt hatte. Dem Namensschild nach zu urteilen, hörte sie auf den Namen Mrs Willenbrock.
    »Es ist wichtig«, sagte er.
    »Das ist es immer, wirklich immer«, entgegnete Mrs Willenbrock spröde und mit einem Lächeln, das makellose Zähne wie in einer Drohgebärde entblößten.
    Offenbar hatte David die falschen Worte gewählt. Er versuchte es erneut: »Es wäre nett, wenn . . .«
    Mrs Willenbrock schaute recht demonstrativ auf die goldene Uhr an ihrem Handgelenk, die zu zeigen wohl ihre Absicht war, und David schoss unwillkürlich durch den Kopf, ob die wohl im Lieferumfang enthalten war. »Können Sie sich wenigstens angemessen kurz fassen?«
    »Sagen Sie ihm, dass Freema Mirrlees mich schickt.«
    Mrs Willenbrock spähte wie ein Raubvogel über die eckigen Gläser ihrer Lesebrille. Ihre Stirn warf keine Falte, was ihren Gesichtsausdruck merkwürdig ausdrucklos erscheinen ließ.
»Sie
schickt Freema Mirrlees?«
    »Ja.«
    Sie starrte ihn für einen Moment schweigend an. »Mr Sims ist nicht mehr im Hause«, teilte sie David schließlich mit. Das war wohl das Äußerste, was sie an Hilfe zu geben bereit war.
    David trat einen Schritt vor. Er merkte, wie es in ihm zu kochen begann, und wieder war da diese Wut in ihm, rot und laut. Diese bescheuerte Ziege hatte keine Ahnung, was hier gespielt wurde. Aber selbst wenn er es ihr sagte, dass Heaven in Lebensgefahr schwebte, würde sie wahrscheinlich noch immer keine Miene in ihrem gebotoxten Gesicht verziehen.
    »Wann?«, sagte er mit gefährlich ruhiger Stimme.

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