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Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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hat er immer in so eine Halterung gesteckt, sobald er eingestiegen ist. Das war ein ganz modernes Ding mit allem Schnickschnack. Dean hat ja immer das Neueste und Tollste haben müssen.«
    »Sein Laptop ist auch verschwunden.«
    »Der Laptop? Das ist komisch. Den hat er eigentlich nie mitgenommen, soweit ich weiß.«
    Nach einigen schweigenden Sekunden schob ich ihm das Radarfoto von der Autobahn hinüber. »Erkennen Sie diese Person?«
    »Ey, das ist ja Deans Karre!«
    »Und die Person, die den Mercedes fährt, ist vermutlich sein Mörder.«
    Meyers betrachtete das Foto aufmerksam. »Könnt ’ne Frau sein, was?«
    »Das haben wir auch schon gedacht.«
    Er zuckte die Schultern. »Man kann ja nicht mal die Haarfarbe erkennen.«
    »Nun ja. Einen Versuch war’s wert.« Ich wollte ihm das Bild wieder abnehmen, da zögerte er, sah noch einmal hin.
    »Sieht aus, als wäre das eine Halskette, da.«
    »Möglich.«
    »So ein Kettchen mit einem Kreuz.« Er sah auf. »Ilsebilse hat immer so ein Ding getragen. Hat sie von ihrer Mutter zur Konfirmation gekriegt, hat sie mir mal anvertraut. Und sie war überzeugt, es bringt Unglück, wenn sie es jemals abnimmt.«
    »Letzte Frage: der Lancia. Könnte der ein Schweizer Kennzeichen gehabt haben?«
    »Der war hier aus der Gegend. Wenn er von weiter weg gewesen wäre, das wäre mir aufgefallen. Kann sein, dass er aus Heidelberg war, kann auch sein aus Darmstadt oder Mannheim. Aber irgendwo hier aus der Gegend.«
    »Tut mir Leid, das mit Ihrem Job«, sagte ich, als wir uns verabschiedeten. »Ich bin sicher, jemand mit Ihrer Qualifikation wird leicht eine andere Stelle finden.«
    »Wieso?«, fragte er erstaunt. »Was ist mit meinem Job?«
    »Die SETAC wird von einem amerikanischen Investor übernommen. Ein Großteil der europäischen Standorte wird geschlossen. Unter anderem Heidelberg. Lesen Sie keine Zeitung?«
    Wieder lachte er sein jugendliches Lachen. »Hören Sie keine Nachrichten? Heidelberg wird gar nicht geschlossen. Kam vorhin im Radio. Die Vorfahren von diesem Herrn Dorflinger stammen nämlich aus Leimen. Und außerdem war er mal in Heidelberg als Soldat stationiert, in den Fünfzigerjahren. Muss ihm gut gefallen haben bei uns. Und deshalb wird Heidelberg nicht geschlossen. Es hieß sogar, dass vielleicht die komplette europäische Forschung hier konzentriert wird.«
     
    »Wie vom Erdboden verschluckt!«, schimpfte Balke, als ich sein Büro betrat. »So ein Riesenkerl kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen!«
    »Wenn unsere Überlegungen richtig sind, dann wird er früher oder später in Heinsheim auftauchen. Vorher wird er versuchen, sich ein Auto zu besorgen.«
    »Wir lassen uns seit heute Morgen jeden Autodiebstahl sofort melden. Bis jetzt ist aber nichts gekommen.«
    Vangelis trat hinzu. »Am Tag wird er in Deckung bleiben. Ich nehme an, es geht erst los, wenn es dunkel ist.«
    Hörrle war ein Meister darin, sich unsichtbar zu machen. Das hatte er schon bewiesen. Und es gab tausend Verstecke, die infrage kamen. Gartenhütten, die jetzt, im Februar, verwaist waren. Firmengelände, wo an einem Sonntag kaum Gefahr bestand, auf Menschen zu treffen. Sogar Schulgebäude kamen infrage. Auch nur ein Zehntel all dieser Objekte zu durchsuchen, lag weit außerhalb unserer Möglichkeiten. Wir konnten nur auf einen aufmerksamen Mitbürger hoffen, dem irgendwo eine eingeschlagene Fensterscheibe auffiel oder eine beschädigte Tür.
    Ich bat Vangelis herauszufinden, wo genau McFerrin und die anderen beiden damals in Hamburg ihren Lehrgang absolviert hatten. Dort musste es noch alte Teilnehmerlisten geben. Und auch dieser Jack, der gewiss nicht Bierbauch hieß, musste auf einer dieser Listen auftauchen. Balke hatte inzwischen herausgefunden, dass es allein im Raum Heidelberg siebzehn silberfarbene Lancia gab. Erweiterte man den Umkreis auf einhundert Kilometer, dann waren es über fünfzig. Zu viele, um sie bis heute Abend alle zu überprüfen.
    Ich verzog mich zum Nachdenken in mein Büro. Das Vorzimmer war leer und aufgeräumt. Wenigstens Sönnchen hatte Wochenende.
     
    Die Zeit zerrann, und nichts geschah. Es wurde Mittag, und wir hatten noch immer keine Spur von Hörrle. Das Schlosshotel Heinsheim wurde diskret, aber lückenlos observiert. Sollte er dort auftauchen, so würde er Handschellen tragen, bevor er begriff, dass er in eine Falle geraten war. Auch alle infrage kommenden Straßen wurden unauffällig überwacht. Hörrle hatte keine Chance. Es war nur eine Frage der

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