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Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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normal.«
    Ich bat sie, kurz zu warten, und ging hinaus, um zu telefonieren.
    »Puh! Das gibt aber ’ne verdammte Menge Arbeit«, maulte Balke. »Wir wissen ja nicht mal, mit welchem Trick er sich in welches Netz eingeschlichen hat. Und das sind vermutlich tausend Gespräche, die jeden Tag über die infrage kommenden Antennen gehen.«
    Natürlich hatte er Recht. Was ich vorschlug, war die Suche nach einer Stecknadel in einem ungeheuren elektronischen Heuhaufen.
    »Versuchen wir es trotzdem. Jetzt können unsere Techniker mal zeigen, was sie können.«
    Ich ging wieder hinein.
    »Wie ist es Ihnen eigentlich gelungen zu fliehen?«
    Anne Hörrle starrte mich verständnislos an.
    »Ist er eingeschlafen? War er auf dem Klo?«
    Sie zupfte am bestickten Saum Ihres Nachhemds beim vergeblichen Versuch, ihren Busen besser zu verbergen.
    Plötzlich begriff ich, wie es abgelaufen war. Auf einmal war mir klar, warum Hörrle seine Tante nicht getroffen hatte.
    »Er wollte Sie gar nicht treffen?«
    »Ich soll laufen, hat er gesagt, und wenn er schießt, dann soll ich mich hinfallen lassen und tot stellen. Und wenn ich’s nicht richtig mach, hat dieser Flachwichser gesagt, dann schießt er nochmal, und dann richtig. Dann bräuchte ich nicht so zu tun, als wär ich hin. Vorher hat er stundenlang rumgeräumt. Überall solche Kistchen hingemacht und Drähte angeschlossen. Da war mir klar, der hat was vor.« Entnervt gab sie die Zupferei auf. »Ich hab bloß nicht gewusst, was.«
    »Und Sie haben ihm geglaubt, dass er tatsächlich auf Sie schießen würde?«
    »Wer seine Frau totschlägt, der bringt auch seine Tante um.«
    »Können Sie sich erklären, warum er so lange gewartet hat mit seinem Ausbruch? Ist irgendwas Besonderes vorgefallen, gestern im Lauf des Tages?«
    Sie zog eine mürrische Grimasse. »Hab mich die ganze Zeit gefragt, wie der Blödian da lebend rauskommen will. Wart’s ab, Anne, hat er nur gesagt und gelacht. Der hat einen Plan gehabt, das war mir klar. Der hat auf irgendwas gewartet. Auf was, hat er mir nicht gesagt.«
    Als ich das Krankenzimmer verließ, hörte ich die alte Frau murmeln: »Vielleicht wär’s besser gewesen. Vielleicht hätte sie ihn totschlagen sollen, damals.«

22
    Moritz Meyers sah für sein Alter überraschend jung aus. Er hatte lockige rote Haare zu einem sommersprossigen Lausbubengesicht und war auf meine Bitte hin sofort in die Direktion gekommen, weil er immer schon mal wissen wollte, wie’s bei der Kripo so ist.
    »Klar, das ist der Typ! Der hier links ist Dean – Mann, war der damals noch schlank! Der in der Mitte ist dieser Kommisskopf, und der Rechte, ich bin absolut sicher, das ist der Kerl mit dem Lancia.«
    »Jack auf McFerrins Foto ist also identisch mit Kriegels Finanzier?«
    »Genau.« Meyers nickte überzeugt. »Hundert Pro!«
    »Haben Sie nochmal über den Namen nachgedacht? Biermann oder doch eher Bierschenk?«
    Betreten blickte er auf seine schmalen Klavierspielerhände. »Also … Sie werden mich bestimmt auslachen. Ja, ich hab drüber nachgedacht. Biermann hat der nicht geheißen, da bin ich mir sicher. Eher …«
    »Eher?«
    »Ich sag doch, Sie werden lachen. Bierbauch. Oder irgendwie so ähnlich.«
    Ich sank zurück. »Bierbauch? Das ist eigentlich kein gebräuchlicher Name für einen Menschen.«
    Meyers lachte nervös. »Ist mir schon klar. Deshalb komm ich mir ja auch so blöd vor. Verstehen Sie, ich hab das ja nur so durch den Türspalt gehört, und nur ein einziges Mal. Gianfranco hat auch nicht mehr gewusst. Was hat’s uns gejuckt, wie der Kerl heißt? Hauptsache, er bringt Geld, und wir kriegen unser Gehalt.«
    Ich bat ihn zu wiederholen, wie das damals gewesen war.
    »Ich bin abends nochmal in die Firma, weil ich ein paar kopierte CDs vergessen hatte. Sören und Dean hatten mich anscheinend nicht gehört. Ich wollt gerade wieder verschwinden, da kommt der Typ. Sören drückt ihm die Hand, schönen guten Abend, Herr Bierbauch, und schon sind sie im Besprechungszimmer verschwunden. Und wenn Sören so freundlich getan hat, dann ging’s um echt fette Kohle. Da war mir klar, der Typ ist wichtig.«
    »Eine andere Frage, die Sie mir vielleicht auch beantworten können: McFerrin muss ein Handy gehabt haben.«
    »Logisch. Sein Handy hat der sogar mit unter die Dusche genommen.«
    »Wir haben es aber nirgends gefunden. Wir vermuten, dass es in seinem Mercedes liegt. Und den hat sein Mörder anscheinend irgendwo verschwinden lassen.«
    Meyers nickte eifrig. »Das Handy

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