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Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Streifenwagen überholte mich im Schritttempo. Beamte des hiesigen Reviers, die von unserer Operation keine Ahnung hatten, beäugten mich misstrauisch. Was sie nicht wissen, das können sie nicht vermasseln, hatte Balke gebrummt, und ich hatte ihm zugestimmt. Die hiesigen Kollegen würden wir erst dann informieren, wenn der Zugriff unmittelbar bevorstand.
    Pumuckl hatte inzwischen alles gerochen, was es zu riechen gab. Wir konnten weiter. Bald tauchte links ein unbeleuchtetes freistehendes Haus auf. Das musste es sein. Schon im Lauf des Nachmittags hatten meine Leute mehrfach erfolglos versucht, Hörrles Tante telefonisch zu erreichen. Später hatte Balke sogar Runkel als Paketboten verkleidet zu ihr geschickt, aber sie hatte nicht geöffnet. Wir nahmen an, dass sie unterwegs war, aber auch von den Bewohnern der umliegenden Häuser wusste niemand, wo sie stecken konnte. Das Verhältnis zwischen den Nachbarn und der alten Frau schien ohnehin nicht das beste zu sein.
    Der Umstand, dass wir keinen Kontakt zu Anne Hörrle bekamen, machte mir ein wenig Sorgen. Was würde geschehen, wenn Hörrle nachts auftauchte und das Haus verschlossen fand? Was würde er tun, wenn seine Tante ihn nicht hereinließ? Aber wir hatten keine Wahl. Hörrle schlafend zu überraschen, war tausend Mal sicherer, als ihn auf der Straße zu stellen.
    Der Neckar gurgelte ganz in der Nähe. Die Luft schien von Minute zu Minute kälter zu werden. Es roch nach modriger Erde und kommendem Schnee.
    Ich schlenderte an einem schon ziemlich rostigen R4-Kastenwagen vorbei, der laut Aufdruck einer Mannheimer Wäscherei gehörte. Einer der Leute des LKA hatte ihn am frühen Abend hier abgestellt. Die kleinen Löcher in der Karosserie, durch die eine Infrarot-Kamera sowie ein leistungsfähiges Richtmikrofon auf Anne Hörrles Haus zielten, waren für Unwissende kaum zu entdecken.
    Der Streifenwagen hatte weiter vorne kehrt gemacht. Immer noch im Schritttempo kam er zurück, bremste leise quietschend, hielt. Die beiden Beamten stiegen aus, setzten würdevoll ihre Mützen auf und kamen mit schweren Schritten auf mich zu. Pumuckl war begeistert von der unerwarteten Abwechslung.
    »Ihre Papiere bitte«, knarrte der Ranghöhere, ein Polizeiobermeister. Die zwei schienen ihr Amt ernst zu nehmen.
    »Wieso denn das?«
    »Das werden Sie dann schon sehen.«
    Er machte sich breit und versperrte mir den Weg. Der andere trat einen Schritt zurück und ein wenig zur Seite und beobachtete mich. Die Eigensicherung nicht vergessen, wie oft hört man das im Lauf eines Polizistenlebens? Einer spricht, einer passt auf. Vermutlich fürchteten sie, ich könnte den Hund auf sie hetzen. Pumuckl merkte, dass etwas nicht stimmte und suchte Deckung hinter meinen Beinen.
    »Und warum, bitte schön?«
    »Weil Sie hier rumlungern und wir Sie nicht kennen, darum.«
    »Und außerdem hat Ihr Hund da hinten auf die Straße geschissen«, fügte der Jüngere eine Spur freundlicher hinzu. »Das ist verboten, das sollten Sie doch wissen.«
    »Erstens ist das nicht mein Hund. Und zweitens lungere ich hier nicht herum und drittens …« Ich dämpfte meine Stimme. »Mein Name ist Gerlach, Kripo Heidelberg. Sie haben bestimmt schon von mir gehört. Wir führen hier eine Observation durch, und ich kann kein Aufsehen brauchen. Fahren Sie unauffällig weiter und lassen Sie sich diese Nacht nicht mehr hier sehen!«
    Die beiden wechselten amüsierte Blicke. »So, so. Von der Kripo ist er also. Und eine Observation macht er«, grunzte der eine.
    »Dann ist das da bestimmt sein Suchhund«, ergänzte der andere heiter.
    Pumuckl fasste wieder Mut und schnupperte an den klobigen schwarzen Schuhen dieser spannenden Unbekannten. Ich hatte schon die Hand erhoben, um den Blödmännern meinen Dienstausweis unter die Nase zu halten und sie niederzubrüllen. Aber je länger wir hier auf der Straße herumzankten, desto größer wurde die Gefahr, Aufsehen zu erregen, Nachbarn neugierig zu machen. Wer wusste, ob Hörrle nicht schon am anderen Ufer lag und das Haus beobachtete? Seufzend ergab ich mich der Staatsgewalt.
    Augenblicke später saß ich im Fond eines silber-grünen Mercedes Kombi, dessen Türen die Aufschrift »Polizei – der Beruf so interessant wie das Leben« zierte, auf meinem Schoß ein aufgekratzter Dackel. Nachdem wir ein Stück gefahren waren, zückte ich mein Ausweiskärtchen. Der Fahrer bremste so abrupt, dass Pumuckl um ein Haar zu Boden gefallen wäre.
    »Ahm«, brachte er endlich heraus. »Also

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