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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Gegenüber für einige Sekunden und sagte nüchtern. »Polizei. Ich habe Fragen an Sie, falls Sie Herr Heinrich Rubacher sind.«
    »Das bin ich«, kam es prompt und ohne Verwunderung. Rubacher machte keine Anstalten, sich zu bewegen. Die linke Hand hielt die Tür, die zu zwei Dritteln geöffnet war, und er wartete, ohne Interesse zu zeigen, was Schielin ihm sagen würde. Mit keinem Wort oder Zeichen forderte er seinen Hund auf, das Knurren zu lassen. Schielin hatte keine Lust auf derlei Spielchen.
    »Dann seien Sie doch bitte so freundlich und kommen Sie morgen früh zur Dienststelle, Herr Rubacher, ich würde vorschlagen, so gegen zehn. Das ist eine persönliche Zeugenvorladung, Herr Rubacher. Mein Name ist Schielin.«
    Rubacher legte wieder der Kopf zur Seite. »Worum geht es denn, wenn ich fragen darf?«
    »Mord«, sagte Schielin und drehte sich um, »es geht um Mord und um Kunst.«
    »Wie, Mord?«, hörte er in seinem Rücken fragen.
    »Morgen um zehn Uhr dann, Herr Rubacher. In aller Ruhe.«
    *
    Lydia Naber war zur Dienststelle zurückgelaufen und war gerade dabei, den Namen des Betreuers von Frau Bamm zu ermitteln, als Adolf Wenzel mit einer blauen Plastikkiste das Büro betrat. In unzähligen Plastiktüten lag alles, was er im Umfeld des Tatortes gefunden hatte und als relevant für die Ermittlungen betrachtet werden konnte. Lydia stöberte grob durch die Asservate. Zigarettenkippen, weggeworfene Parkzettel, der Absatz eines Herrenschuhs, zwei Kugelschreiber. Alles Mögliche und Unmögliche war versammelt, was Wenzels Not ersichtlich werden ließ, überhaupt irgendetwas an brauchbaren Spuren aufzutreiben.
    In einem Tütchen fand sie ein Bonbonpapier. Auf dem Etikett war der Fundort vermerkt und sogar grafisch dokumentiert worden. Sie hielt es hoch, als wolle sie es wie ein Dokument im Durchlicht der Bürolampen prüfen. »Was soll denn das, Wenzel, wieso hast du nicht gleich alles mit einem Staubsauger abgesaugt?«
    »Wieso?«
    »Wieso?«, äffte sie ihn nach, »was soll denn das Papierchen hier beweisen?«
    Adolf Wenzel setzte sich auf die Kante des Schreibtisches und ließ ein wenig Zeit verstreichen, bevor er antwortete. »Weißt du, wo ich es gefunden habe?«
    »Du könntest mich auch nach den nächsten Lottozahlen fragen, aber ich will mal davon ausgehen, dass es in der Nähe des Tatortes war, denn falls nicht, stehen draußen im Gang noch drei Kisten mit Tempotaschentüchern und anderen Papierchen aller Art.«
    Adolf Wenzel strich gemächlich über seine Oberlippe und ächzte gespielt. »Mhmm. Ich habe es nicht am Tatort gefunden, sondern ein ganzes Stück entfernt. Wir haben übrigens das gesamte Gebiet abgegrast, auch jenseits der Straße bis hin Auf dem Wall, du weißt schon, da ist rechts der Seniorentreff und links der kleine Parkplatz von der Spielbank.
    Lydia Naber rollte mit den Augen.
    »Keine Angst. Das Papierchen da, das lag unterhalb der Luitpoldschanze vor einer der Sitzbänke, die an dem Weg stehen, der am Kleinen See entlang zu den Liegeplätzen und Richtung Inselhalle führt«, er deutete auf die blaue Plastikkiste. »In der Kiste ist ein weiteres Papierchen, und ein dazugehöriges, angelutschtes Bonbon auch noch. Das lag auf der anderen Seite der Bank.«
    Lydia Naber zog eine Grimasse, hob den Plastikbeutel hoch und sah auf das grün schimmernde Papier, während sie Wenzels Ausführungen lauschte.
    »EmEukal Klassik, von Dr. C. Sodan. Ganz altes Rezept. Eukalyptusbonbons, die ich schon als Kind immer geschenkt bekommen habe, von unserem Kaminkehrer. Immer wenn der kam, hat er mit seinen rußig schwarzen Pranken in die Hosentasche gelangt und so ein grünes Bonbon herausgezogen – und es mir geschenkt.«
    »Aha. Ein frühkindliches Trauma also, und jetzt sammelst du das Zeug, oder was?«, feixte sie.
    »Wenn es erforderlich sein sollte, schon. Weißt du, in der Manteltasche unseres Toten haben wir fünf Bonbons gefunden. EmEukal Klassik, Dr. C. Sodan. Er scheint auf das Zeug gestanden zu haben, hatte wohl immer welche dabei. Bei der Absuche im Bereich des weiteren Tatorts – da ist mir das Papierchen aufgefallen«, er hob den rechten Zeigefinger und die Stimme, »ist doch nicht auszuschließen, dass Bamm da unten auf der Bank am Kleinen See gesessen hat.«
    »Mitten in der Nacht?«, fragte Lydia Naber, »da an der Heidenmauer?«
    Adolf Wenzel verzog das Gesicht. »Nein, das ist doch nicht mehr die Heidenmauer, das ist der Stadtgarten. Die Mauer ist jenseits der Straße am Kreisverkehr

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