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Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Titel: Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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keinen hohen Wiedererkennungswert. Ein anderes Problem ist ihr Becken. Man achtet bei Models kaum auf den Busen, sondern vor allem auf den Hüftumfang. Übersteigt der 88 cm, werden Models für Modepräsentationen abgelehnt, da sie nicht in die Kleider passen. Heidi hat Hüften von 92 cm. Viele dieser Regeln, die sie als Möchtegernmodel befolgen soll, sind durch lange Tradition entstanden und tragen nicht immer veränderten Geschmacksregeln Rechnung. Hat ein Model rote Haare, ist es nach traditioneller Anschauung nicht für einen Katalog geeignet, da die Kunden dort angeblich Blondinen sehen wollen. Gott sei dank ist Heidi nicht rothaarig, aber sie nimmt sich diese Erwartungshaltung zu Herzen und färbt sich die Haare blond. Denn blond sein ist in den Augen mancher Männer immer noch synonym mit willfährigem Sex. Und es schafft eine Helligkeit, die automatisch den Blick auf einen lenkt. Zugleich beschließt Heidi aber auch, manche ungeschriebene Regeln dieses Geschäfts einfach zu durchbrechen: „Jedes Mal hat einer zu mir gesagt: Du bist viel zu kommerziell. Das geht bei dir sowieso nicht. Du machst Katalog, das ist dein Ding. Du wirst nie auf Titelmagazine kommen, du wirst Riesenkunden sowieso nie bekommen, mach dir da mal keine Hoffnung. Ich hab immer wieder gebohrt, und gebohrt und gebohrt, und irgendwann hat's einmal geklappt, ne? Weil du nicht aufgeben darfst.“
    „ Ich hatte auch Glück“, wird sie später dem Ehepaar Bowe für ihr Buch „Gig“ erzählten: „denn als ich angefangen hatte, gab es da diesen Waisenkind-Look, wo alle dürr waren und kränklich, da hatte ich nie so richtig hineingepasst. Aber dann, Gott sei Dank, wendete sich das Blatt. Busen kam zurück, und Kurven kamen zurück. Der gesunde und natürliche Look. Und das war mein Look, also war ich plötzlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“
    Diese Aussage ist vergleichbar mit dem, was Tyra Banks 1998 in ihrem Buch „Tyra's Beauty“ über ihre Karriere erzählt. Auch Tyra ist keines der dürren Models, als sie 1992 die Pariser Laufstege erobert. Und Tyra profitierte wiederum von Claudia Schiffer, die schon 1988 den Weg für hübsche, gesund aussehende Models bahnte, und tat das auch bei einem Hüftumfang von 92 cm. Es stimmt also nicht ganz, wenn Heidi den Zeitpunkt ihres Durchbruchs mit einem Umschwung im Geschmack der Modelmacher in Verbindung bringt. Eigentlich war es genau anders herum. Anfang der 1990er waren vollbusige Models wie Schiffer populär. Dazwischen mischte sich Kate Moss. Sie sollte schon 1994 2,2 Millionen Dollar mit ihrem kindlichen, untergewichtigen Aussehen verdienen, doch es dauerte bis 1996, bis der Begriff „Heroin-Chic“ geprägt werden sollte, als Calvin Klein eine Anzeigenkampagne mit Moss entwarf. Von nun an würde man auch zunehmend von jungen Mädchen erwarten, dass sie knabenhaft schmal waren, mit blasser Haut, hohlen Wangen und kleinen Brüsten. Zu dieser Zeit ist Heidi längst ein erfolgreiches Katalogmodel, schon bei Elite untergekommen und auf dem Sprung zu Victoria's Secret . Tatsächlich ist es also so, dass Mitte der 1990er Jahre beide ästhetische Entwürfe im Modelbusiness gleichberechtigt nebeneinander existieren. Manche Modemacher bevorzugen für ihre Shows dünne Models, und andere welche, die „gesund“ aussehen sollen. Heidi gehört hier immer zum Mainstream, ist eines der vielen populären Models im Gefolge von Cindy Crawford und Claudia Schiffer, die durch harte Arbeit und mit weiblichen Formen den Unternehmertyp unter den Models verkörpert, während Models im Gefolge von Kate Moss sich vorwiegend Partys und Drogen widmen und in der Regel bald das Haifischbecken der Mode verlassen.
    1994 kommt für Heidi der erste Durchbruch. Sie soll als „perfekte Frau“ auf das Titelbild der Septemberausgabe der Zeitschrift Mirabella . Der berühmte stilbildende japanische Fotograf Yasuhiro Wakabayashi, bekannt als Hiro, arbeitet stundenlang an den Aufnahmen. Als Heidi Wochen später an einem Zeitschriftenstand die Mirabella sucht, starrt ihr vom Titelblatt ein fremdes Gesicht entgegen. „Ich war stocksauer!“ Es stellt sich heraus, dass Hiro elektronisch sechs Frauengesichter verschmolzen und von Heidi nur ihr Ohr genommen hat.
    In ihrer Show Germany's Next Topmodel wird es später heißen, Heidi habe schon nach zwei Jahren New York erobert gehabt und sei in allen Talkshows gewesen. Diese Darstellung ist etwas übertrieben. In ihrem Buch schreibt sie selbst, es habe fünf Jahre gedauert,

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