Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
hört zu und versucht davon zu lernen. Sie weiß: Wenn es ihr einmal gelingt, selbst bei Victoria's Secret zu landen, hat sie es als Model geschafft.
Heidis Alltag in dieser Zeit ist weit von dem eines Topmodels entfernt. Wenn sie es geschickt anstellt, dann kann sie in die Liga der Katalogmodels aufsteigen, die für ihre Arbeit zwischen 1000 und 8000 Dollar am Tag verlangen dürfen. Wer als Katalogmodel fleißig arbeitet, kann dabei recht wohlhabend werden, muss dafür aber auch etwas leisten. Derzeit ist Heidi weit davon entfernt, als Katalogmodel erfolgreich zu sein. Ihr Lieblingsrestaurant ist der McDonald's am Union Square, wo die Büros der Agentur Metropolitan Models ist, und wo sie in kurzen Abständen bei ihrem Booker vorspricht, um nach neuen Aufträgen zu fragen. Man will sie mit bis zu fünf Terminen am Tag abspeisen, doch Heidi sagt: Gebt mir zehn Termine, ich schaffe das. Noch ist sie ganz unten, doch sie ist bereit, härter zu arbeiten als alle anderen und selbst wenn das heißt, sich bei den zahlreichen Castings, wo sie keiner kennt und keiner auf sie wartet, dauernd Abfuhren zu holen. Heidi geht am Morgen aus dem Haus, hetzt von einem Termin zum anderen, verfährt sich manchmal aber auch mit der U-Bahn und versäumt auch mal einen Termin, wartet dann wieder irgendwo in einem Hotel in einer Schlange, zeigt ihre Mappe vor und wird in der Regel gleich wieder unverrichteter Dinge nach Hause geschickt. Doch es gibt Tage, an denen man sie für ein Shooting nimmt, wenn auch selten mit großer Begeisterung. Wahrscheinlich ist es wieder das Gefühl von den Castingagenten, dass Heidi etwas von einem selbst verkörpert. Man will ihr eine Chance geben, und wenn man schon ein paar Models, mit denen man renommieren kann, für ein Shooting aufgenommen hat, leistet man sich den Luxus, auch einmal eines zu wählen, dass einem einfach sympathisch ist, selbst wenn es die Kriterien nur so la la erfüllt. Häufig fällt dabei die Wahl auch nicht auf Heidi. Denn es gibt einfach viel zu viele junge Models, die in New York Karriere machen wollen, und darunter auch welche, die einem sympathisch sind. Viele der Mädchen schlafen mit Bookern oder Castingagenten, um ihre Karriere zu fördern. Heidi lehnt das ab, weil sei spürt, dass man sich dabei verlieren kann und rasch in Drogen abrutscht.
Am Abend trifft Heidi dann wieder auf Julia und Bianca, die selbst ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie sie: Nämlich wie sich das anfühlt, ganz unten zu sein. Man futtert zu viel Muffins und Brownies, klagt darüber, dass man davon „Schwimmringe“ auf dem Bauch bekommt, und ist zunehmend demoralisiert. Als junge deutsche Frauen in New York erleben die drei aber auch, dass hier Konkurrentinnen aus allen Teilen der Welt zusammenkommen und dass es unter ihnen auch viele gibt, die Kontakte zu Entscheidungsträgern geknüpft haben. Es gibt auch welche, die von mächtigeren Agenturen wie Elite oder IMG vertreten werden. So isoliert aber, wie man sich fühlt, von einer relativ jungen und kleinen Agentur vertreten zu werden, haben Heidi und ihre Freundinnen zu Hause nicht erlebt. Heidi ist unter den anderen mit ihrem Fernsehauftritt und ihrem Gewinn der Modelshow ein kleiner Star. Doch wer kennt schon Gottschalk in New York? Und wenn sich gar in der Modemetropole herumsprechen würde, dann man vom Liebhaber schriller Outfits hierher geschickt wurde ...
Bei einem Shooting in Las Vegas bringt ein Fotograf Heidi sogar einmal zum Weinen. Später wird sie bei Beckmann erzählen: „Ich hatte ein paar Mal so einen Typen „geheiratet“ für Fotos und ich sollte dann die ganze Zeit lachen lachen lachen lachen und ich habe immer mein Bestes gegeben und ich konnte einfach nicht anders lachen und das hat ihm pausenlos nie gefallen und er hat mich dann richtig runtergebuttert und ich war dann am Ende dann auch so: Ich weiß doch nicht, wie ich anders lachen soll, n-n-n, und er wollte mich dann nach Hause schicken und jemand anders buchen. Oder ich bin dann zum Casting gekommen und die haben dich nicht mal an geguckt. Du legst da dein Buch hin, bist eine halbe Stunde dahin gefahren, angekommen, und die gucken dir dann nicht mal richtig in die Augen. Die gucken dein Buch an, hmm, hmm, vielen Dank.“ Ein anderes Mal würde sie über diese Zeit resümieren: „Es war echt beschissen, so ein kleiner Fisch im großen Teich zu sein.“
Heidi ist, wie sie tagtäglich hören muss, relativ klein und ihr gerade geschnittenes Gesicht hat, wie man meint,
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