Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
zu dem Lied hat. Bis zu dem Moment, als ihr die halbherzige Interpretation der Kandidatin, die sichtlich keine Freude dabei hat, den Song der „Alpinkatzen“ nachzusingen, nicht gefällt, und sie selbst routiniert loslegt. Heidi kann das Lied nämlich treffsicher, und sie jodelt recht gut. Peyman Amin beginnt in der Szene mit einer Schuhplattelparodie, doch Heidi macht, weil das Publikum mitklatscht, gleich Schluss, um nicht den Coolness-Faktor einzubüßen, weil man in einer Show über Mode gerade dem „Musikantenstadl“ Konkurrenz macht. So muss man jodeln, bedeutet sie der Allgäuerin: „Ich komme aus Bergisch-Gladbach, ne, wo wir überhaupt keine Berge haben und rumjodeln...“ Heidi zeigt, dass sie es kann, wenn sie will. Aber ihre Demonstration des Jodelns im deutschen Fernsehen bleibt schal, ein Gag für die Sendung. Ein Gag, der vor allem beweist, das Humorfabrikation in unserem Sendegebiet harte Arbeit sein kann.
Die Episode wirft die Frage auf: Wer außer Heidi jodelt in Bergisch? Und außerdem: Ist es notwendig, aus Details der eigenen Geschichte einen Jux für Fernsehpublikum zu machen? Heidi wirkt in dem Fernsehausschnitt distanziert und etwas von oben herab, wie ein Mensch, der keinen Zugang zu seinen Gefühlen mehr hat. So kann es gehen, wenn man in die Hände von Art Direktoren und anderen Sendungsgestaltern fällt
Vielleicht hat Heidi auch schon zu viele Jahre in Amerika mit Jodeln reüssiert. Seit ihrem Auftritt bei „Spin City“ ist sie im amerikanischen Fernsehen ja als hübsche Ulknudel gebucht und muss immer wieder jodeln. Zugleich aber überzeugt sie auch durch ihre Spontaneität als Studiogast, beweist mit Einfallsreichtum und Witz, dass sie in die Liga der Stars gehört und dort locker mithalten kann. Angekündigt wird Heidi in diesen Shows – wie alle Topmodels, die dort zu Gast sind - immer als die große Schönheit, die sie ja ist. Entsprechend gibt es dann männliche johlende Zwischenrufe der Anerkennung aus dem Publikum. Aber entwaffnend ist bei ihren Auftritten aber für die Zuschauer, wie sich Heidi als Mensch gibt. Wo andere Topmodels dann etwas langweilig, graziös und unzugänglich über Biographisches schwadronieren, blitzt bei Heidi der Schalk aus den Augen. Sie ist offen, und immer zu einem Scherz bereit, und das nicht selten auf eigene Kosten. Als Ellen De Generes beispielsweise einmal Heidis Schönheitscreme, die Falten „wegbügeln“ sollen, nicht auf die Haut aufträgt, sondern daran leckt, schlüpft Heidi rasch aus der Rolle der Produktvermarkterin und beginnt selbst an der Tube zu lutschen. Bei Conan O’Brien toupiert sie, als von ihren Künsten als Hairstylistin die Rede ist, den Haarschopf des Moderators mit Haarspray zu einer Pyramide hoch. Bei Jay Leno wachst sie dem Moderator vor laufender Kamera die Beine. Bei all ihren Auftritten scheint sie die Bühne nicht verlassen zu wollen, bevor sie nicht einmal das Publikum zum Lachen gebracht hat. So einen Gast lädt man gerne wieder ein. Und dass man es tut, erhöht wieder Heidis Marktwert als Produktvermarkterin, denn es fällt ihrer Agentur dann natürlich bedeutend leichter, Heidi in eine Show zu vermitteln, wo bereits ein freundschaftliches Verhältnis mit Redaktionsteam und Moderator besteht.
Seitdem sie von IMG vertreten wird, darf Heidi auch damit rechnen, nicht nur Gast im Fernsehen sein zu dürfen, sondern dort auch größere und wichtigere Rollen zu spielen. Es dauert allerdings einige Jahre, bis sie auf dieser Schienewirklich Erfolg hat. Einerseits bieten ihr die Werbetrailer für die alljährliche Victoria's Secret Fashion Show und Einspieler bei der Fernsehshow selbst eine gute Bühne, sich als Privatperson darzustellen. Die Firma gehört zu den ersten Modekonzernen, die das Internet gezielt für ihre PR-Aktionen nutzen. 1999 schaltet Victoria's Secret bereits eine Fernsehanzeige mit ihrer Internetadresse zur Super Bowl, dem Finale der amerikanischen Football-Liga, und hat innerhalb einer Stunde mehr als eine Million Zugriffe auf ihre Webseite, die dann auch den Netcast verfolgen – die Ausstrahlung der Laufstegpräsentation im Internet. Heidi gehört zu den Personen, die von diesen Aktivitäten am stärksten profitieren, denn sie wird in diesen Jahren zur Galionsfigur des Unterwäscheherstellers und darf für die Firma dann schon auch einmal ein einstündiges Special moderieren. Und Heidi fungiert auch dann, wenn Sports Illustrated eine Präsentation im Fernsehen hat, als TV-Sprecherin des
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